Wegweiser im Internet
Die Ertragssaison ist in vollem Gange. In dieser Woche werden ein gutes Dutzend Dow-Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal auf den Tisch legen, dazu einige Hightech-Werte. Mit am wichtigsten, weil zukunftsgewandt, dürfte für manchen die Internet-Troika aus Google, Yahoo und Ebay sein.
Wenn die Internet-Werte zum Quartal melden, sind die Reaktionen jeweils ganz anders als bei den Unternehmen der „old economy“. Obwohl Plattformen wie Yahoo seit Jahren tätig sind, Ebay längst kein Geheimtip mehr ist und Google sowieso durchgekaut ist, stellt sich stets eine Frage, die wichtiger ist als die nach Umsatz und Gewinn: Wohin führt die Strategie der Unternehmen, deren Assets auch nach Jahren im Hightech-Umfeld kaum greifbar sind?
So wichtig ist der Blick auf die Strategie, auf die Ideen der Internet-Unternehmen, dass eine Aktie trotz enttäuschender Zahlen durchaus klettern oder auch nach starken Zahlen im Handel nachgeben kann.
Im Mittelpunkt der Berichte von Yahoo und Google dürfte in dieser Woche wieder einmal ein Gadget stehen, über dessen genaue Ausrichtung sich die Experten noch immer nicht einig sind: die Karten. Beide Suchmaschinen haben Millionen investiert, die Welt Strich für Strich zu kartografieren. Längst finden beide nicht nur den letzten Bauernhof, sondern liefern auch noch ein vernünftig scharfes Satellitenfoto mit.
Wozu das ganze? Langfristig nur, um die Inhalte direkt in bare Münze zu verwandeln, meinen die einen. Und liegen nicht ganz falsch. Immerhin haben Google und Yahoo in ihren Karten-Programmen längst alle möglichen Anzeigen untergebracht. Per Mausklick zeigt Google Restaurants in den Satelliten-Karten an, die großen Ketten zahlen für günstige Platzierung ebenso wie einzelne Häuser.
Yahoo hat unterdessen Verträge mit Holiday Inn und Washington Mutual abgeschlossen und zeigt deren Filialen besonders deutlich an.
Und doch scheint es den Unternehmen nicht nur darum zu gehen, mit dem Kartendienst sofort Kasse zu machen. „Es ist viel wichtiger, die Internet- und Sucherfahrung aufregend und informativ zu gestalten“, meint der Online-Analyst Neal Polachek. So gehe es Yahoo und Google in erster Linie darum, Kunden im eigenen Portal zu halten, in dem schließlich an anderer Stellee – vor allem mit bezahlten Suchbegriffen – Geld gemacht wird.
Was die bisherigen Kundenzahlen angeht, liegt der Kartendienst von Yahoo mit 20 Millionen im März knapp vor Google mit 19,1 Millionen. Beide liegen aber weit hinter AOL zurück, wo ein quasi konkurrenzloses Komplettangebot im abgelaufenen Monat 46,4 Millionen Besucher anzog. Diese Zahl gilt es einzuholen, und entsprechend werden sich Anleger bei den Quartalskonferenzen von Google und Yahoo vor allem darauf konzentrieren, mit welchen Mitteln, mit welchen technischen Spielereien und Design-Elementen die Unternehmen den Online-Aufenthalt des Kunden verschönern wollen.
Diese nur auf den ersten Blick nebensächlichen Informationen dürften den Kurs der Aktien letztendlich stärker beeinflussen als die nackten Gewinn- und Umsatzzahlen.
Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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