Warnung vor dem Goldrausch
Es ist das alte Lied: Je höher die Rallye führt, desto mehr Anleger wollen dabei sein. Doch lohnt sich ein später Einstieg noch? Dieselbe Frage stellen immer mehr Privatanleger mit Blick auf Gold. Das Edelmetall ist in den letzten Jahren in die Höhe geschossen und notiert vor dem Wochenende auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren.
Es ist noch nicht lange her, da lag Gold wie Blei in den Regalen. Keiner wollte es im Portfolio haben, die Wachstumschancen des bei 250 Dollar festsitzenden Edelmetalls schienen bei Null zu liegen – ganz im Gegenteil zu Aktien und anderen Wertpapieren. Seither aber ist die Wall Street durch turbulente Zeiten gegangen, durch eine Rezession, zahlreiche Skandale an Börse und in Unternehmen, und irgendwann setzte sich Gold wieder durch als Wachstums-Anlage.
In fünf Jahren ist der Wert der Feinunze nun von 250 auf 600 Dollar gestiegen, damit kostet Gold so viel wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Allein auf die letzten zwölf Monate gerechnet hat das einst verschrieene Metall um 38 Prozent zugelegt und damit sämtliche anderen Anlagen hinter sich gelassen.
Wer jetzt noch in Gold einsteigen will, hat damit grundsätzlich nicht ganz Unrecht. „Solange die Konjunktur von einem schwachen Dollar und einem hohen Ölpreis bedroht ist, ist Gold immer eine interessante Sicherheit“, meint der Rohstoff-Analyst Jim Quinn von A.G. Edwards. Doch warnen mehrere Analysten, die Anlage in Gold sei komplexer als in Aktien, und Spezialisten bräuchten jahrelange Erfahrung auf dem Rohstoff-Markt, um teure Fehler zu vermeiden.
Was tun also? – Des Rätsels Lösung sind wohl am ehesten die Gold-ETFs, die „exchange traded funds“. Diese Fond kombinieren die Anlage in dem Edelmetall selbst mit Gold-Aktien, also den Papieren von Minen und Verarbeitern. Wie gut die Fonds zur Zeit laufen, belegt Andrew Clark, Analyst vom Rohstoff-Haus Lipper. „Die Gold-Fonds sind erst seit gut einem Jahr auf dem Markt, verwalten aber schon mehrere Milliarden Dollar.“
Einer der wegen seines erfahrenen Managements und niedriger Gebühren attraktivsten Fonds, der „Vanguard Precious Metals and Mining“, wurde kürzlich sogar für Neu-Investoren geschlossen – die Verwalter sahen das Investmentvehikel am Rande der Kapazität.
Andere Fonds, darunter der American Century Global Gold, der iShares Comex Gold Trust und der streetTracks Gold ETF, die im letzten Jahr zweistellige Wachstumsraten gesehen haben, nehmen noch Kapital auf. Ohne Risiko seien diese Fonds auf den aktuellen Ständen aber nicht, warnt Karen Wallace von Morningstar, zumal es durchaus Alternativen gäbe, sich beispielsweise gegen Inflation abzusichern, was immerhin der Hauptgrund hinter manchem Gold-Investment ist.
Den Experten bei Morningstar scheinen Immobilien die bessere Anlage für Kleinanleger zu sein. Denn Gold, darüber dürfe auch ein Preis von glänzenden 600 Dollar nicht hinwegtäuschen, sei äußerst volatil. „Früher bewegte sich Gold in einer Woche um bis zu 6 Dollar“, warnt Jim Quinn von A.G. Edwards. „Heute sehen wir das an einem Tag.“
Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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