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Alt 09-03-2006, 16:39   #296
621Paul
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Wie Sie Prognosen richtig deuten


Liebe Leser,

ärgern Sie sich manchmal über Prognosen, weil die Vorhersagen nicht eintreffen oder weil sie zu häufig revidiert werden? Das kann einen ziemlich verunsichern. Zum Schluss glaubt man gar nichts mehr. Das muss nicht sein. Denn Prognosen sollten Sie so nehmen, wie sie gemeint sind: Als aktuelle Orientierungshilfe und nichts anderes. Prognosen haben keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. „Sie geben der Zukunft eine Struktur“, sagt ein schlauer Professor dazu.

Die Physiker des Arbeitskreises „Physik sozio-ökonomischer Systeme“ begreifen Finanzmärkte als Spezialfall von komplexen Systemen. Konnte man in den dürftigen 1970er-Börsenjahren mit den zwei Ölkrisen die 10 Jahre danach einkehrende haussige Aktienwelt erahnen oder 1990 wissen, wie überreizt die Börse dann im Jahr 2000 aussehen würde? Natürlich nicht. Der Internetboom sprengte jede Vorstellung, der Absturz ebenfalls. Das derzeitige „kleine Aktienwunder“ hat so auch niemand vorhergesagt. Da hätte es fast schon einer Vision bedurft. „Aktienanlage ist eine Kunst und keine Wissenschaft“, sagte Investment-Guru Peter Lynch.

Bei Vorhersagen ist eine Menge Stoff zu berücksichtigen und die Grundregel lautet: Kommt Mist rein, kommt Mist raus. Wenn ich eine Prognose mit falschen Annahmen füttere, wird auch nichts Gescheites dabei herauskommen. Die gängige Methode für die DAX-Prognose basiert auf einem Konjunktur-, Zins- und Währungsszenario. Entscheidend wichtig sind die Schätzungen der Unternehmensgewinne. Die Rendite auf festverzinsliche Anlagen, interpretiert als Alternativanlage, fließt ebenfalls mit ein. Wer das liest, weiß gleich, auf welch schwankendem Boden Prognosen stehen. Die Europäische Zentralbank erklärt in ihren Monatsberichten, ihre Projektionen beruhten „auf einer Vielzahl von Annahmen, unter anderem im Hinblick auf die Zinssätze, Wechselkurse, Ölpreise und den Welthandel“.

Die Zukunftsforscherin Li Edelkoort meint: „Komplexe globale Zusammenhänge verwirren uns. Sie lassen uns häufig nur noch die Möglichkeit, uns zu wundern.“ Und die Zukunft sei ein hartes Geschäft. Da ist es nicht weit zu Wilhelm Busch, der bereits 1873 seufzte: „Ach, dass der Mensch so häufig irrt, und nie recht weiß, was kommen wird.“ Die Irrtümer ziehen sich wie ein roter Faden durch die Börsengeschichte. Viele Studien haben das bewiesen. Heute durfte es etwas entspannter sein. Machen Sie es jetzt wie die Kurse. Schnaufen Sie kurz durch, bevor Sie wieder aktiv werden!
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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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