Unsere Meinung vom 08.02.2006
09:55 08.02.06
Bei all den Schlagzeilen über Unruhen in islamischen Staaten erhält das Geschehen in der Bundesrepublik derzeit wenig Aufmerksamkeit. Beim laufenden Arbeitskampf im öffentlichen Dienst, dem ersten seit 14 Jahren, wäre es aber falsch, ihn zu ignorieren. Aus der Sicht des Steuerzahler sowieso, aber auch aus der des Anlegers gilt es, die Augen aufzuhalten.
Der Streik hat eine nicht zu unterschätzende ökonomische Tragweite. Er kann sich vom Südwesten schnell in den Rest der Republik verbreiten. Wichtig ist auch die Symbolkraft, schließlich lässt sich am Arbeitskampf einiges über die Reformwilligkeit Deutschlands ablesen. Dass überhaupt gestreikt wird, verwundert, denn die Sachzwänge sind recht klar.
So wie auf Grund der Demographie an der Verlängerung der Lebensarbeitszeit kein Weg vorbei führt, werden Wochenarbeitszeiten unterhalb von 40 Stunden bald in den Geschichtsbüchern Eingang finden. Dass bei den öffentlichen Haushalten schon alleine auf Grund der in den vergangenen Jahrzehnten aufgebauten Schuldenberge Schmalhans noch lange Küchenmeister bleibt, ist nicht weg zu diskutieren.
Dennoch konnten die Verhandlungsführer auf Seiten der öffentlichen Arbeitgeber zumindest bislang noch nicht die breite Öffentlichkeit auf ihre Seite ziehen, was wichtig wäre, denn die Reformagenda für unser Land ist bei weitem noch nicht abgearbeitet.
Eben weil die gesamte Gesellschaft der direkte Leidtragende von Maßnahmen bei Müllabfuhr, Kitas etc. ist, kann dieser Streik die Stimmung auch negativ beeinflussen. Mehr Reformunwilligkeit wiederum wäre aber kontraproduktiv für unser Land.
Herzlichst Ihr
Platow Börsenteam
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Schöne Grüße
OMI
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