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Alt 03-01-2006, 17:43   #116
621Paul
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Der Spekulant als Held

von Doug Casey

Die Achtziger waren die Zeit der Spekulanten – und jetzt, 20 Jahre später, öffnet sich wieder ein Fenster mit solchen Möglichkeiten. Erfolgreiche Spekulanten sollten aus dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts reicher hervorgehen, als sie es sich in ihren wildesten Träumen haben träumen lassen. Glücklicherweise ist es ein Geschäft, das Allen offen steht. Keine formale Ausbildung, keine Berechtigungsausweise oder Lizenzen werden verlangt.

Die Übung kommt beim Tun und was noch besser ist – schon in der Lehre gilt: Verdiene während Du lernst. Es ist eine verlockende Jobmöglichkeit, aber sie trägt bedauerlicherweise ein Stigma.

Ich bin bekannt dafür, dass ich über viele, verdächtig wenig gesellschaftsfähige Konzepte rede: Finanzkrisen, Hyperinflationen, die alternative Wirtschaft, das Horten. Es sind alles Reizwörter, die lebendige Bilder und starke Emotionen wachrufen. Das mächtigste unter diesen Wörtern ist aber immer noch "Spekulant". Es kling verantwortungslos, opportunistisch und gefährlich.

Die Politer und die Medien werfen so verschwenderisch mit diesem Wort um sich, dass ich vermute, es gibt nicht viele Leute, die es je gewagt haben zu fragen, was wirklich dahinter steckt. Ein Spekulant ist ganz einfach jemand, der eine Verzerrung am Markt entweder sieht oder erwartet und der sich selbst so positioniert, dass er daraus einen Vorteil ziehen kann. Er kann das, weil er die Gründe und die Wirkungen kennt.

Spekulationen werden in den folgenden Jahren die Fundamente zu Dynastien legen. Der einzigartige Baron Rothschild wusste, wie man von dem Chaos, das durch die Politik der Revolutionsjahre in Frankreich ausgelöst wurde, profitieren konnte. Er wurde reich und berühmt, weil er seiner eigenen Maxime "kaufen, wenn das Blut durch die Straßen fließt", folgte.

Das heißt nicht, dass ein Spekulant gierig sein muss; im Gegenteil, er handelt humanitär. Wenn die Menschen so verzweifelt sind, dass sie ihren Besitz verkaufen, dann taucht er mit Bargeld auf – was genau das ist, was sie am meisten wollen. Wenn sie ihre Meinung ändern, und anfangen zu schreien, dass sie die Dinge in guten Zeiten von ihm zurückkaufen wollen, dann folgt er wieder großzügig den Wünschen der Mehrheit. Der Spekulant versucht, wie jeder andere Arbeiter, seinem Arbeitgeber das zu geben, was dieser haben will. Wert ist subjektiv und der Preis, zu dem Güter ohne Einfluss von Außen die Hände wechseln, bestimmt den aktuellen Wert eines Gutes. Der Spekulant tauscht einfach nur einen Wert gegen einen anderen. Wenn er nicht da wäre um zu kaufen, dann wäre vielleicht auch sonst niemand da und die Verkäufer hätten arge Probleme.

Irgendwie ist es dazu gekommen, dass Spekulanten das Image von achtlosen Spielern bekamen, die in wilder Aktion Geld an sich reißen. Es ist ein absolut unpassendes Bild, zumindest da, wo es um erfolgreiche Spekulanten geht. Gute Spekulation ist immer Spekulation mit geringem Risiko. Anstatt Risiken einzugehen, kümmert sich der Spekulant um "sichere Geschäfte". Spekulanten sind rational und unemotional, wenn sie erfolgreich sind, die irrationalen und die emotionalen, die gerne spielen und Risiken eingehen, spielen oft nicht sehr lange mit und sind schon bald Ex-Spekulanten.

Ganz einfach formuliert besteht eine gute Möglichkeit die Methoden des Spekulanten von denen des Anlegers unterscheiden in Folgendem.

Ein Anleger riskiert 100 % seines Geldes, in der Hoffnung einen Gewinn von 10 % zu machen. Ein Spekulant riskiert 10 % in Erwartung eines Gewinnes von 100 %.

Wenn sie nur ein bisschen aufmerksam sind, dann ist das langfristige Risiko/Belohnungs-Profil des Spekulanten in einer ganz anderen Liga als das des "konservativen" Anlegers.

In diesen Tagen, in denen sich die plappernden Massen verzweifelt nach sicheren Häfen gegen den aufziehenden Sturm umsehen, sammelt ein Spekulant Positionen in guten Goldunternehmen. Während Gold heute öfter in den Nachrichten ist, als in den vergangen Jahren, blickt der durchschnittliche Investor immer noch mit Argwohn darauf und denkt, Goldanleger seien irgendwie komisch.

Sie werden gleich erfahren, dass genau das dazu führt, dass es eine ideale Zeit ist, Gold aufzustocken, wenn es auch besser gewesen wäre, schon Anfang 2004 gekauft zu haben, als nur wenige etwas von Gold wissen wollten ... eine Tatsache, die ihnen jeder bescheinigen wird, der es schon damals getan hat.

Für das Einkommen zu investieren ist ein finanzieller Todeskuss. Warum hat sich keiner der großartigen Millionäre der Vergangenheit den einfachen Trick des Zinseszins zunutzen gemacht, um irgendwann die Welt zu erobern? (Wenn die Indianer die 26 Dollar, die man ihnen für Manhattan bezahlt hat, damals zu einem Staffelzins von 5 % angelegt hätten, dann hätten sie heute schon 2.790.729.193 Dollar.) Es ist bestimmt nicht so, dass sie es nicht versucht hätten. Es ist so, weil einem keine Anlage ein Leben lang einen Ertrag von realen 5 % zusichern kann. Tatsächlich gibt es wohl nicht einmal eine Anlage, bei der man sich darauf verlassen könnte, dass sie einem über mehr als vierzig oder fünfzig Jahre 3 % einbringt. Sie sagen jetzt vielleicht: "Was macht denn das für einen Unterschied? Ich werde eh nicht mehr so lange leben." Aber es macht einen Unterschied, weil es die Vergeblichkeit des Versuchs zeigt, mit einer "sicheren" Anlage die Nase vorn zu behalten. Alles ist Spekulation, ob die Leute es wissen oder nicht. Diejenigen, die sich mit einer niedrigen, aber "sicheren" Anlage zufrieden geben, sparen am falschen Ende.

Wenn sie auf "konservative" Erträge aus sind, dann können Sie durch die kleinste Fehlkalkulation, Pech oder eine Regierungserklärung alles verlieren. Steuern werden ihr Kapital immer schrumpfen lassen, direkt oder indirekt. Inflation wird in der absehbaren Zukunft eher schlimmer werden und stark fluktuieren. Banken und Versicherungen – genau die Institutionen, die mit der Zusage geringer Erträge durchkamen, eben weil sie so stabil waren – werden wie schon immer versagen ... ganz besonders wenn man die gegenwärtige Überteuerung der meisten amerikanischen Immobilien bedenkt und die Kredite, die zunehmend wackliger wirken.

Die Regierung selbst wird irgendwann abgelöst werden und die Währung wird ihren Wert verlieren. Und es gibt keine Möglichkeit, sich wirklich gegen Kriege, Diebstahl, Betrug oder Naturkatastrophen zu schützen. Investitionen für das Einkommen sind – ganz besonders im gegenwärtigen Klima, bei dem sich die Macken schon im Fundament der Gesellschaft zeigen – der Gipfel der Dummheit.

Wenn Sie fürs Einkommen investieren, dann legen Sie die Verantwortung für ihre Zukunft in die Hände anderer. Sie wissen nicht, was diese Leute mit Ihrem Geld tun werden, sie können nicht absehen, wie intelligent sie sich in Zukunft verhalten werden und Sie wissen noch nicht einmal, wie fundiert die Kapitalstruktur ist. Diese Grundlagen sind schlimm genug für unbesonnenes Spiel, aber als Gegenleistung für einen einfachen Ertrag ist es absurd.

Was soll man dann tun? Mit welcher Methode kann man diesem Wahnsinn entkommen. Die einzige Antwort, die ich kenne ist, dass man ein solides finanzielles Fundament aufbaut, dann sein Bargeld und seinen Mut zusammennimmt und die Kunst der Spekulation erlernt.
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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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