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Alt 13-12-2005, 18:25   #381
Starlight
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Übernahme-Thriller in Hollywood
Steven Spielberg selbst hätte den Plot nicht spannender schreiben können. Seine Filmschmiede DreamWorks SKG wird für 1,6 Milliarden Dollar an Viacom’s Paramount verkauft. Das Studio hat am Wochenende einen atemberaubenden Wettlauf gegen General Electric und NBC Universal um Sekunden gewonnen.

Rückblickend liest sich das Protokoll der Übernahmeverhandlungen um DreamWorks wie das Drehbuch für einen neuen Streifen. Selbst die Location stimmt: Der Wettlauf zweier Großkonzerne um eines der kreativsten Studios in Hollywood wurde in einer Villa mit Meeresblick entscheiden, mitten in der Promi-Siedlung Pacific Palisades. Dort saßen die Vertreter von DreamWorks und Paramount an Steven Spielbergs Wohnzimmertisch und schlossen einen Pakt.

Laut diesem Pakt zahlt Viacom nun 775 Millionen an die DreamWorks-Köpfe – jeweils 172 Millionen an Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen, sowie 258 Millionen Dollar an den Großinvestor und Microsoft-Milliardär Paul G. Allen –, dazu 500 Millionen in ausstehenden Schulden und 225 Millionen in Nebenkosten, unter anderem im Zusammenhang mit Auszahlungen an Universal. Dort hatte man DreamWorks in der Vergangenheit Kredite gewährt, die im Falle einer Übernahme gestunden worden wären. Doch zögerte Universal zu lange, der Mutterkonzern General Electric kam nicht auf Trab.

Dabei war man sich eigentlich schon einmal einig. Im Sommer hatte man 1,5 Milliarden für DreamWorks geboten, was den Herren S und K und G auch reichte. Nach zwei Kinoflops in den letzten Monaten wollte Universal den Kaufpreis dann aber auf 1,4 Milliarden drücken und enttäuschte damit den Partner schwer. Vor allem David Geffen schien nun von GE abgeturnt zu sein, und das öffnete Paramount die Tür. Dort hatte man schon einmal im Herbst Interesse an DreamWorks gezeigt, den Deal aber in der Viacom-Zentrale nicht genehmigt bekommen.

Jetzt aber, mit GE im Nacken, handelte man schneller. Viacom gewährte Paramount grünes Licht, zumal das Traditionsstudio nach einigen schlappen Jahren mit dem Neuzugang zu neuen Ufern aufbrechen will. Unterstützung von Spielberg und Geffen, die für DreamWorks und den neuen Partner weiter produzieren sollen, kann dabei nicht schaden.

Außerdem bringt DreamWorks wertvolle Asstes mit ein: Zu den sechzig Filmen in der Bibliothek des erst elf Jahre alten Studios gehören Oscar-Erfolge wie „American Beauty“ und „Gladiator“ oder das Soldatendrama „Saving Private Ryan“.

Dach zurück zum Wettlauf zwischen Paramount und Universal. Am Wohnzimmertisch in Pacific Palisades hatten SKG und die Antragsteller von Viacom ihre Vertragsdetails ausgearbeitet. Doch wollte DreamWorks GE nicht ganz vor den Kopf stoßen. Per Telefon sagte Geffen seinem Verhandlungspartner bei GE zu, gegen eine sofortige Anzahlung von 100 Millionen Dollar die Papiere von Paramount zurückzuhalten. Einen solchen Scheck wollte GE indes nicht ausgeben. Die letzte Tür fiel ins Schloss.

Da war es Universal-Chef Bob Wright, der noch einmal persönlich Druck machte. Um die Übernahme des Spielberg-Ladens nicht komplett zu verpassen überzeugte er seine Chefs, doch wieder zu den ursprünglich verhandelten 1,5 Milliarden Dollar zu stehen. Das klappte – doch kam Wrights Anruf in Hollywood zu spät an. Als das Telefon in Pacific Palisades klingelte, hielten S und K und G und die Vertreter von Paramount bereits die Gläser in der Hand. Die Tinte unter dem Vertrag war getrocknet.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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