13.12.05 12:30
ROUNDUP: ZEW-Index deutlich gestiegen - Marktreaktionen unterschiedlich
MANNHEIM (dpa-AFX) - In Deutschland haben sich die Konjunkturerwartungen von Anlegern und Analysten im Dezember deutlich stärker aufgehellt als erwartet. Der entsprechende ZEW-Index sei um 22,9 Punkte auf 61,6 Zähler gestiegen, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Von AFX befragte Volkswirte hatten hingegen nur mit einem Anstieg auf 41,0 Punkte gerechnet. Damit liege der Index weit über seinem historischen Mittelwert von plus 34,5 Punkten, hieß es in der Mitteilung weiter.
Nach einer weiteren Zunahme der Industrieproduktion schätzten die Experten die aktuelle Konjunktursituation in Deutschland im Dezember deutlich optimistischer ein. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage stieg von minus 55,2 Punkten auf minus 44,4 Punkte.
FINANZMÄRKTE REAGIEREN UNTERSCHIEDLICH
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verbesserten sich im Dezember ebenfalls. Der Euro-Indikator legte zum Vormonat 11,2 Punkte auf plus 51,2 Zähler zu. Auch der entsprechende Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verbesserte sich im laufenden Monat. Er stieg um 8,7 Punkte auf minus 16,8 Punkte.
Die Finanzmärkte reagierten unterschiedlich auf das unerwartet kräftige Plus. Während der Aktienhandel den Index komplett ignorierte, konnte der Eurokurs nur kurzfristig von den Nachrichten profitieren. Kurz nach der Veröffentlichung sprang die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1943 US-Dollar, notierte damit aber immer noch unter ihrem Vortagsniveau. Kurze Zeit fiel der Eurokurs aber unter sein vor der Bekanntgabe erreichtes Niveau. Am Mittag kostete ein Euro 1,1914 Dollar.
RENTENMARKT REAGIERT MIT ANHALTENDEN VERLUSTEN
Der Rentenmarkt reagierte mit Kursrückgängen, von denen er sich im Gegensatz zum Euro zunächst auch nicht mehr erholte. Kurz nach der Veröffentlichung fiel der richtungsweisende Euro-Bund-Future bis auf sein bis dahin erreichtes Tagestief von 120,67 Punkten. Kurze Zeit später bröckelte der Kurs weiter ab und der Future erreichte bei 120,60 Zählern ein neues Tief. Am Mittag notierte er bei 120,68 Punkten und damit 0,14 Prozent unter dem Vortagsniveau.
Ein wesentlicher Faktor für den aufkommenden Optimismus dürfte nach Einschätzung des ZEW die zunehmende Investitionsbereitschaft der deutschen Unternehmen sein. Diese spiegele sich auch in erneut gestiegenen inländischen Auftragseingängen für Investitionsgüter wider, hieß es in der Mitteilung. Daneben stützten der Euro-Dollar-Wechselkurs sowie eine breite weltwirtschaftliche Dynamik die Exportaussichten für die kommenden sechs Monate. Im Vergleich zu den letzten Umfragen sei außerdem die Unsicherheit über den zukünftigen wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland entfallen.
FRANZ: INVESTITIONSBEREITSCHAFT SCHEINT SICH ZU BELEBEN
"Die Investitionsbereitschaft, eine Säule der inländischen Nachfrage, scheint sich zu beleben", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. "Damit diese Belebung in einen Beschäftigungsaufbau und einen nachhaltigen Aufschwung mündet, muss sie jedoch flankiert werden von einer Flexibilisierung am Arbeitsmarkt, einer Senkung der Unternehmenssteuerbelastung im Rahmen einer großen Unternehmenssteuerreform, einer Reform der Systeme der sozialen Sicherung und einer Konsolidierung der öffentlichen Haushalte.
Das Wachstum der deutschen Wirtschaft könnte nach Einschätzung von HSBC Trinkaus & Burkhardt im vierten Quartal auf oder leicht unter dem Niveau des Vorquartals liegen. Der überraschend deutliche Anstieg des ZEW-Konjunkturerwartungsindex sei ein positives Zeichen, sagte Thomas Amend. Für das kommende Jahr sei ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von gut 1,5 Prozent erreichbar.
Die Commerzbank rechnet in den kommenden Monaten mit einer weiterhin guten Konjunkturentwicklung. Die gesamtwirtschaftliche Dynamik werde sich allerdings wohl kaum verändern, hieß es in einer veröffentlichten Analyse. Eine Abschwächung in der Industrie sei angesichts der zuletzt außergewöhnlichen Dynamik wahrscheinlich. Diese werde aber von einer Verbesserung bei den auf den Binnenmarkt orientierten Sektoren ausgeglichen./he/she
Quelle: dpa-AFX
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