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Alt 05-12-2005, 20:06   #376
Starlight
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Weihnachtsrausch im Internet

Der „Black Friday“ ist vorbei und vergessen, der „Cyber Monday“ gibt ab sofort den Trend im amerikanischen Einzelhandel an. Nach frustrierenden Einkaufswochenenden in überfüllten Malls drängt es regelmäßig zum Wochenauftakt mehr und mehr Käufer ins Internet, wo die Umsätze rasant wachsen.

Der eigentliche „Cyber Monday“ – soviel muss klargestellt sein – liegt nun schon eine Woche zurück. Die Wall Street hatte den Begriff eigentlich für den Montag nach dem „Black Friday“ gewählt, jenen wichtigsten Einkaufstag des Jahres, an dem ganz Amerika nach dem Thanksgiving-Wochenende in das Weihnachtsgeschäft gestürmt war.

Die Theorie hinter „Cyber Monday“: In den überfüllten Malls und Einkaufszentren fühlen sich immer mehr Kunden überfordert und gestresst. Ein Wochenende im Gewühl, mit den spitzen Ellenbogen anderer Kunden in Gesicht und Magengrube, das ist für viele kein attraktives Bild. Einfacher und bequemer ist der Einkauf von zuhause aus, zumal es längst keinen Artikel mehr gibt, der nicht über das Internet bestellt werden kann.

Das ist allerdings soweit bekannt, dass mittlerweile jeder Montag vor Weihachten zum „Cyber Monday“ werden dürfte. Darauf jedenfalls lassen erste Umsaztzahlen schließen. Am Montag vergangener Woche sollen die Umsätze online gegenüber dem Vorjahr um satte 26 Prozent auf 485 Millionen Dollar gestiegen sein. Die Schätzungen über den Erfolg der traditionellen Einzelhändler gingen zunächst auseinander, man dürfte laut aktueller Schätzungen aber auf ein Umsatzwachstum von branchenweiten 11 Prozent blicken.

Wirklich überraschen dürfte das dicke Umsatzplus für die Dotcom-Händler niemanden. Wer den Internetsektor und das Verbraucherverhalten regelmäßig beobachtet, der weiß, dass längst nicht mehr nut Elektronikartikel, Bücher und CDs per Mausklick gekauft werden. Amerika hat sich mit dem Internet derart angefreundet, dass immer mehr große und teure Artikel am Computer ausgesucht und geordert werden, darunter Küchengeräte wie Kühlschränke und Mikrowellenherde, aber auch Autos und Wohnzimmermöbel, Uhren und Schmuck und natürlich Dienstleistungen.

Entsprechend optimistisch sind die Experten für den weiteren Verlauf des Weihnachtsgeschäfts: Bis zu 19 Milliarden Dollar sollen im November und Dezember ausgegeben werden, schätzen die Analysten von ComScore Networks, einem auf Internetkonsum spezialisierten Marktforscher. Im Vergleich zum Vorjahre sollen sich die Umsätze mit Möbeln und Küchengeräten verdoppeln, die Nachfrage nach Sport- und Fitnessgeräten sieht man gerade um 59 Prozent wachsen.

Dass sich die Stadt Santa im US-Bundesstaat Idaho vor zwei Wochen im Rahmen eines Werbegags in Secretsanta.com umbenannt hat und seither für eine Weihnachts-Website wirbt, gehört natürlich zu den dümmeren Geschichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dass sich Weihnachten aber immer mehr online abspielt und Santa Claus immer mehr Geschenke am Computer bestellt, ist eine Wahrheit, die auch die Börse interessiert.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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