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Alt 07-11-2005, 21:08   #359
Starlight
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King Kong, Retter der Kinobranche?

Er ist 45 Meter hoch. Er wiegt 45 000 Tonnen. Doch ob King Kong groß genug ist, das dürftige Filmjahr 2005 zu retten, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Der Monster-Gorilla kommt nächsten Monat in die amerikanischen Kinos, wo er mindestens 500 Millionen Dollar einspielen muss, um profitabel zu bleiben.

Filmexperten gehen davon aus, dass King Kong einen Gewinn einspielen wird. Immerhin ist nicht nur der Held ein Garant für volle Kinosäle. An seiner Seite spielen Adrian Brody und Naomi Watts, und hinter der Kamera stand zum zweiten Remake Peter Jackson, der zuletzt die Herr-der-Ringe-Trilogie verantwortet hatte. Gemeinsam wird man wohl einen weiteren Erfolg erzielen, obwohl ein paar Details die Studiobosse zittern lassen. Dass Regisseur Jackson zum Beispiel im letzten Moment die Filmmusik ablehnte und umschreiben ließ, hätte fast den Kinostart verzögert. Und dass das fertige Werk drei Stunden lang ist, reduziert die Zahl der möglichen Vorstellungen pro Kino.

Dennoch: King Kong, produziert von der General-Electric-Tochter Universal Films dürfte ein Erfolg werden – einer von sehr wenigen in der auslaufenden Saison. Mit einem Umsatz von 7,3 Milliarden Dollar bis Ende Oktober ist Hollywood auf dem besten Wege, das magische Jahressoll von 9 Milliarden Dollar erstmals seit 2001 zu verfehlen. An die Vorjahresdaten wird man ohnehin nicht mehr herankommen, die 9,4 Milliarden Dollar, die der Filmbranche unter anderem dank des erfolgreichen Bibelepos „The Passion of the Christ“ gelangen, könnten ein letztes Aufflackern einer Branche gewesen sein, die sich immer höherem Konkurrenzdruck ausgesetzt sieht.

So hält die immer schnellere Verbreitung von DVD und Video das Publikum von den Kinos fern, viele Fans verzichten zudem auf die neuesten Streifen, um wenig später per Play Station direkt im liziensierten Videospiel mitwirken zu können. Das rasante Wachstum von Raubkopien beschneidet die Umsätze zudem, von den oft rasch und einfallslos gestrickten Filmchen gar nicht zu sprechen.

Im Sommer erlebte Hollywood folglich eine bittere Durststrecke: 19 Wochen in Folge blieben die Ticketverkäufe unter den Vergleichszahlen des Vorjahres zurück. Gemessen am gesamten Vorjahr sind die Ticketverkäufe in den USA um 6,1 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zu 2003, in dem kein Bibel-Blockbuster die Statistik verzerrte, fehlen immer noch 3,7 Prozent – und das trotz eines Preisanstiegs seither um knappe 12 Prozent.

Entmutigen lässt sich die Branche aber nicht. In den letzten beiden Monaten des laufenden Jahres steht eine Reihe von Filmen an, die auf Millionen-Publikum hoffen. Darunter Erfolgsgaranten wie der neueste Harry-Potter-Streifen. Nach einem missratenen Ausflug in das Sommerquartal kommen die Abenteuer des Zauberlehrlings nun wieder im November in die Kinos. Potter soll mehr als 700 Millionen Dollar in die Kassen von Warner Bros. zaubern, das Filmstudio aus der Time-Warner-Familie.

Walt Disney schickt gleich zwei Hoffnungsträger ins Rennen. „The Chronicles of Narnia“ könnte – bei Gefallen – der Beginn einer siebenteiligen Fantasyreihe sein. Die Produktionskosten betrugen knapp 100 Millionen Dollar und sind damit vergleichsweisekonservativ. Mit nur 60 Millionen Dollar kam hingegen „Chicken Little“ aus, das erste Animationsabenteuer seit der Trennung von Pixar. Die Kollegen, die hinter Erfolgen wie „Toy Story“ und „Finding Nemo“ standen, werden das Computerküken genauestens im Auge behalten. Ein Flop würde die Karten von Pixar verbessern, wo man sich nach dem Ende der Ära Eisner durchaus eine Erneuerung der Beziehungen mit Diwney wünscht. Am vergangenen Wochenende hat „Chicken Little“ 40,1 Millionen Dollar eingespielt und damit den Spitzenplatz für die Woche erobert, weitere Zahlen müssen aber abgewartet werden, bevor Disney und/oder Pixar die Korken knallen lassen können.

Ein weiterer möglicher Erfolgsfilm ist „Zathura“ aus der Sony-Filmschmiede. Der Abenteuerfilm ist etwa die Fortsetzung des 1995er-Hits „Jumanji“. Die weiteren Filme der auslaufenden Saison, darunter interessante Projekte wie das Golfkriegs-Drama „Jarhead“ oder Musikfilme wie „Rent“ und die Johnny-Cash-Biografie „Walk the Line“ dürften in zweiter Reihe laufen.

Davon abgesehen konzentrieren sich die Filmemacher längst auf 2006. „Nächstes Jahr dürften wie die schwächeren Vorjahresdaten wieder schlagen“, macht sich Paul Dergarabedian Mus, der Präsident des Kinoverbandes Exhibitor Relations. Den allgemeinen Trend werde man aber wohl nicht umkehren können. „Das Konsumverhalten des Publikums hat sich zu sehr verändert.“ Man brauche nicht nur gute Filme, sondern vor allem innovative Ideen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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