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Alt 24-10-2005, 20:38   #348
Starlight
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Notenbank: Ben Bernanke wird neuer Fed-Chef

Der frühere Fed-Gouverneur und oberste Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, Ben Bernanke, soll neuer Chef der amerikanischen Notenbank werden. Die Amtszeit des amtierenden Fed-Chefs Alan Greenspan läuft Ende Januar aus, und Bernanke wäre bei der Sitzung am 31. Januar erstmals als oberster Notenbanker im Amt.

Die Entscheidung für Bernanke ist am Montagmorgen in Washington durchgesickert, eine Pressekonferenz ist für 13 Uhr (Ortszeit, 19 Uhr MEZ) anberaumt.

Ben Bernanke galt seit Monaten als aussichtsreichster Kandidat für die Greenspan-Nachfolge. Als Fed-Gouverneur war der 52-jährige mehrere Jahre lang die Nummer Zwei der Notenbank hinter Alan Greenspan, bis Bush ihn als obersten Wirtschaftsberater vor einem Jahr ins Weiße Haus geholt hat. Darüber wiederum sind zahlreiche Beobachter an der Wall Street nicht ganz glücklich, immerhin soll der Fed-Chef traditionell politisch neutral sein.

Dies kann man über den Republikaner Bernkaner vor allem nach seiner Arbeit an Bushs Seite nicht uneingeschränkt sagen. Vielmehr dürfte Bernanke den fiskalpolitischen Kurs seines Chefs uneingeschränkt stützen, wie er erst in der vergangenen Woche vor dem Kongress klar gemacht hatte. Auf die Nachfrage eines Abgeordneten, ob denn der Abbau des Defizits wichtiger sei oder immer mehr Steuersenkungen, erklärte Bernanke knapp: „Ich glaube, dass die Steuersenkungen einen bedeutenden Teil zu unserem aktuellen Wirtschaftswachstum beitragen.“

Erste Stimmen aus dem Senat bestätigen Bernanke aber als „eine hervorragende Wahl“, darunter Senator Richard Shelby, der Voristzende des Wirtschaftsausschusses. Bernanke dürfte wohl eine wesentlich einfachere Bestätigung bevorstehen als anderen hochrangigen Positionen, die Bush zuletzt ins Spiel gebracht hatte, nicht zuletzt der höchst umstrittenen Kandidatin für den Supreme Court, Harriet Miers.

Das liegt wiederum daran, dass Bernanke trotz seiner Nähe zu Bush nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrung im Fed-Gremium schlicht und einfach als kompetentester Kandidate für den Fed-Vorsitz galt. Und das trotz eines offensichtlichen Kurswechsels, den Bernanke nach 18 Jahren Greenspan der Notenbank aufdrücken dürfte. So gilt Bernanke als Anhänger eines Inflations- statt eines Zins-Ziels, was die Wall Street aber nicht beunruhigt.

Viel mehr Unruhe hätte es wohl gegeben, wenn Bush – wie Experten lange befürchtet hatten – die Wahl eines Greenspan-Nachfolgers bewusst verzögert hätte, um den Amtsinhaber noch länger halten zu können. Mit einem solchen Manöver hätte Bush Greenspans Amtszeit als oberster Notenbanker über die gesetzlichen Fristen hinaus verlängern können.

Dabei hatten sich seit einiger Zeit mögliche Nachfrolger abgezeichnet. Bernanke war keineswegs der einzige Kandidat im Rennen um den Posten. In den vergangenen Monaten waren auch der Harvard-Volkswirtschaftler und Reagan-Berater Martin Feldstein, sein Kollege Glenn Hubbard von Columbia University, der Fed-Gouverneur Donald Kohn und der frühere Fed-Gouverneur Larry Lindsey im Gespräch gewesen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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