Ölaktien schmieren ab
Der Ölpreis kommt von seinen Rekordhöhen herunter. Daher purzeln die Kurse der Ölaktien auf breiter Front. In den vergangenen Wochen verloren die Werte im zweistelligen Prozentbereich.
Der Amex Oil Index rutschte in diesem Monat kräftig abwärts. Rund 16 Prozent büßte das Branchenbarometer ein, das die Kursentwicklung von dreizehn der größten Ölkonzerne der Welt widerspiegelt - darunter solche Riesen wie BP, Chevron, Exxon Mobil, Total und Repsol. Damit gaben Ölaktien deutlich mehr ab als der Marktdurchschnitt.
Zu den größten Verlierern gehörten Marathon Oil oder Occidental mit mehr als zwanzig Prozent Kursverlust von ihren kürzlichen Hochs. Chevron, ExxonMobil und Repsol gaben rund 15 Prozent ab, Total und BP verbilligten sich um 12 bzw. 11 Prozent. Die nicht in dem Index enthaltene norwegische Statoil verbuchte ein Minus von 19 Prozent.
Sinkender Ölpreis belastet Ölaktien
Hintergrund für die starken Kursverluste ist der stark nachgebende Preis für Rohöl, der sich derzeit von seinen Rekordhöhen der letzten Monate wegbewegt. Hatte der starke Anstieg zuvor den Ölkonzernen hohe Gewinne beschert, sind diese nun bei einem Rückgang der Preise bedroht. Entsprechend trennen sich Anleger verstärkt von den Papieren und nehmen ihre Gewinne mit.
Am Donnerstag war der Ölpreis erstmals seit Ende Juli wieder unter die Marke von 60 Dollar gefallen und hielt sich auch am Freitag nahe seines Drei-Monats-Tiefs. Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl der Sorte WTI zur Lieferung im Dezember kostete am Freitagnachmittag 59,70 Dollar.
Verschont Wilma die Bohrinseln?
Der jüngste Preisrutsch ist Hurrikan "Wilma" zu verdanken, der die wichtigen Ölanlagen im Golf von Mexiko voraussichtlich verschonen wird. Die Angst davor war groß: Schließlich hatten die Wirtbelstürme "Katrina" und "Rita" einen Großteil der Öleinrichtungen im Golf von Mexiko und im Süden der USA lahm gelegt und damit den Ölpreis zeitweise über die Marke von 70 Dollar getrieben.
Die weitere kurzfristige Entwicklung der Ölpreise wird nach Einschätzung von J.P.Morgan-Analysten stark von den Raffineriekapazitäten in den USA abhängen. Inzwischen sind die Reparaturarbeiten weit fortgeschritten, so dass die Verarbeitungskapazitäten in der Region wieder steigen.
Hohe Lagerbestände drücken die Preise
Für diese Woche ist ein Anstieg der Kapazitäten in der Region auf täglich 13 Millionen Barrel zu erwarten nach 12,6 Millionen Barrel in der Vorwoche. Bis Anfang des kommenden Jahres dürften dann alle größeren Raffinerien der Region wieder ihre normale Auslastung erreichen. Laut einem Bericht der DekaBank liegen die Förderausfälle im Golf von Mexiko derzeit immer noch bei 65 Prozent der gesamten Förderkapazitäten.
Deutlich preisdämpfend wirkte sich in dieser Woche vor allem der Bericht über die unerwartet hohen US-Lagerbestände aus. Demnach sind Vorräte für Rohöl in den USA in der abgelaufenen Woche um 5,6 Million Barrel auf 312 Millionen Barrel geklettert - und damit fast drei Mal so stark wie erwartet.
Wie geht's weiter?
Aktuell sieht die DekaBank zwar weiteren Preisdruck nach unten, weil am Ölmarkt auf eine vermeintlich schwächere Nachfrage gesetzt wird. Das aktuelle Preisniveau hält Öl-Expertin Sandra Ebner aber für eine spekulative Untertreibung, die bald zusammenbrechen sollte. Zusätzliches Preisrisiko nach oben sieht die Volkswirtin der DekaBank auf der Angebotsseite
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