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Alt 13-10-2005, 20:42   #339
Starlight
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Textilkrieg zwischen USA und China

Die Globalisierung geht nicht auf für die Amerikaner. Dabei hatte alles so schön geklungen. Billige Arbeitskräfte in China könnten Produkte für den verwöhnten US-Verbraucher herstellen, für den folglich Unterwäsche und Fernseher, Autos und Videospiele immer billiger werden. Doch so einfach ist das nicht.

Längst haben die Billigprodukte aus China und anderen asiatischen Ländern den US-Unternehmen so hohe Marktanteile abgeknöpft, dass manche Branche im eigenen Land um ihr nacktes Überleben bangt. Allen voran steht – wie immer – die Textilindustrie. Die hat in dieser Woche den Unterhändler David Spooner entsandt, um mit den Chinesen über Einfuhrquoten zu verhandeln. Die Verhandlungen sind am Donnerstagmorgen abgebrochen worden – ohne Ergebnis.

Das ist bitter für die US-Textilindustrie, zumal man gerade am Morgen neue erschütternde Handelsdaten geliefert bekommen hatte. Danach ist das Handelsbilanzdefizit allein im August auf 59 Milliarden Dollar angewachsen, wovon satte 22 Milliarden Dollar auf China fallen – der größte Teil davon auf die Textil- und Kleidungsbranche, die allein im letzten Monat die Exporte um 3 Prozent gesteigert hat.

Viel drastischer fällt die Entwicklung in einzelnen Bereichen des Sektors aus: Der Import von Handtüchern aus China soll im vergangenen Jahr um 224 Prozent gestiegen sein, wie der Branchenverband klagt.

Die Amerikaner haben ein Rezept dagegen, können es aber nur schwer umsetzen. Nachdem mit den jüngsten Gesprächen schon die vierte transpazifische Verhandlungsrunde gescheitert ist, will das Handelsministerium nun vier Textilgruppen ab November mit Strafzöllen belegen. Dem Warnschuss soll eine weitere Maßnahme folgen, wenn im Mai noch einmal vier weitere Produktfamilien mit Zöllen belegt werden.

Mit der Welthandelsorganisation seien die Strafmaßnahmen abgeklärt, so Spooner, der am Donnerstag ansonsten recht hilflos klingt. Man müsse unter allen Umständen verhindern, dass die Chinesen ihre aggressiven Attacken gegen den US-Markt in 2006 fortsetzen, fordert Auggie Tantillo vom Handelskommittee der amerikanischen Hersteller, doch wären Spooner einvernehmliche Maßnahmen lieber gewesen.

Derer hätte es einige gegeben, nicht zuletzt Finanzminister John Snow sollte sich dieser Tage ja um weitere Schritte der Chinesen in Richtung einer Neubewertung des Yuan bemühen.

Nun streben die USA Maßnahmen an, wie die EU sie jüngst beschlossen hat. Die Europäer haben das Importwachstum für Textilien aus China bis 2007 auf jährlich 8 bis 12,5 Prozent beschränkt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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