US-Berichtssaison: Die Latte liegt hoch
von Detlev Landmesser
Ab Montag öffnen die großen US-Konzerne wieder ihre Bücher zum abgelaufenen dritten Quartal. Trotz der jüngsten Wirbelstürme und deutlich gestiegener Energiepreise erwartet der Markt viel von den Unternehmen.
Zuletzt war wieder öfter die Hoffnung von Marktexperten zu hören, dass die meisten Bilanzen den Markt positiv überraschen werden. Das liegt zum einen an den jüngsten Konjunkturdaten, die die Hurrikan-Schäden in den US-Südstaaten weniger hoch erscheinen ließen als zunächst befürchtet. Zudem gab es im Vorfeld der Berichtssaison nur wenige marktbewegende Gewinnwarnungen.
Gewinnwachstum 17,8 Prozent?
Doch die Latte liegt hoch: Laut dem viel beachteten Informationsdienst Thomson Financial schätzen die Analysten, dass die Unternehmen im S&P 500 ihre Gewinne im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 17,8 Prozent gesteigert haben. Zu Anfang des Quartals hatten die Schätzungen noch ein Gewinnwachstum für "Q3" von 15,1 Prozent prognostiziert – trotz des Energiepreisanstiegs und trotz "Katrina" und "Rita" hat der Optimismus also noch zugenommen.
Für positive Überraschungen scheint da wenig Raum, was die "offiziellen" Analystenschätzungen betrifft. Allerdings reagieren diese Durchschnittswerte naturgemäß schwerfälliger auf das rasch wechselnde Umfeld als die Börse selbst. So ist anzunehmen, dass die aktuellen Erwartungen des Marktes, die "Flüsterschätzungen" genannt werden, ingesamt darunter liegen.
Traditionell macht der Aluminiumriese Alcoa am Montagabend den Anfang. Am Dienstag folgen die die Quartalszahlen von Apple. Den ersten Höhepunkt stellt am Freitag die Quartalsbilanz des Mischkonzerns General Electric dar, dessen Ergebnisse weithin als Stimmungsbarometer für die Entwicklung der US-Wirtschaft gelten. Für die Dax-Konzerne startet die Saison erst am 20. Oktober, wenn SAP seine Bücher öffnet.
Bricht der Gewinntrend 2006 ab?
Auf längere Sicht sind übrigens auch viele Wall-Street-Auguren vorsichtig. Immerhin sind die US-Unternehmensgewinne seit Ende 2001 im Schnitt jährlich um 15 Prozent gestiegen. Dieser Trend werde sich 2006 abschwächen oder gar enden, erwarten viele Experten. Sie verweisen dabei auf die gestiegenen Energiekosten, die nachlassende Produktivität und die straffe Geldpolitik der US-Notenbank.
Dazu könnte auch eine schwindende Konsumnachfrage angesichts der hohen Verschuldung und der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt kommen. Sollte der Aktienmarkt diesem Szenario folgen, würde die von manchen erhoffte Jahresendrally diesmal ausfallen.
Quelle: ARD online
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