Charttechnischer Kurzcheck der DAX-Werte (Teil II)
Von Stefan Mayriedl
Der DAX scheint sich nachhaltig oberhalb von 5000 Punkten zu behaupten und macht mittelfristig ohnehin einen glänzenden charttechnischen Eindruck. Die Einzelwerte können alles in allem jedoch nicht ganz Schritt halten.
Insgesamt empfehlen wir aus dem deutschen Blue-Chip-Index nur zehn Werte zum KAUF, 18 stufen wir als HALTEPOSITION ein und zwei stehen zum VERKAUF. Bei der (alphabetisch) zweiten Hälfte der DAX-Titel hat sich die Situation im Vergleich zur letzten Analyse vor vier Wochen etwas verschlechtert. Drei Abstufungen steht nur eine Hochstufung gegenüber. Nunmehr empfehlen wir vier Titel zu KAUFEN, zehn zu HALTEN und einen zu VERKAUFEN.
Folgende Indikatoren sind unter dem Chart zu sehen (von oben nach unten):
1) grau: Relative-Stärke-Index (RSI-Wilder), 14
2) orange: Double-Smoothed-Stochastics (DSS-Bressert), 10/3
3) schwarz/blau: MACD, 12/26/9
4) türkis: Relative-Momentum-Index (RMI), 13/5
5) rosa: Average-Directional-Movement-Index (ADX), 14
6) grün/rot: Aroon Up-Down, 14
Folgende Indikatoren sind im Chart zu sehen (von oben nach unten):
Im Chart selbst findet sich - in violett - die 200 Tage-Linie
Henkel
Der Wert stieg Mitte September zwar auf ein Sechs-Jahres-Hoch, hat den Ausbruch über die horizontale Barriere bei 80/82 Euro gleichwohl noch nicht geschafft. Darüber wären Kurse von 94 Euro realistisch. Bevor aber ein neuer Angriff starten kann, muss mit einem Ausbruch über 77 Euro die Kombination aus 21- und 55-Tage-Linie überwunden werden. Rückenwind kommt bei etwa 74 Euro von einem mittelfristigen Aufwärtstrend. Zusätzlich sichert der 200-Tage-Durchschnitt bei knapp 72 Euro ab. Wenn es ganz dick kommt, sollte bei gut 63 Euro ein zweieinhalbjähriger Aufwärtstrend unterstützend wirken. Zunächst HALTEN mit Stop loss 63 Euro.
HypoVereinsbank
Derzeit konsolidiert die Aktie bei knapp 24 Euro. Wird das Widerstandsniveau überwunden, was nur eine Frage der Zeit sein dürfte, sollten tendenziell Kurse von 28,50 Euro angesteuert werden. Als erste wichtige Unterstützung dient die Zone bei 22,50/22,70 Euro (horizontal, GD55). Auch die gut ein Jahr alte Aufwärtstrendlinie verläuft inzwischen oberhalb von 22 Euro. Der 200-Tage-Durchschnitt befindet sich gegenwärtig bei 19,80 Euro und dient als gute Richtschnur für einen Stoppkurs. Weiter KAUFEN mit Stop loss 19,50 Euro.
Infineon
Viel Staat ist mit der Aktie nicht zu machen. Per saldo tendiert sie seit mehr als einem Jahr seitwärts. Dabei sind auf der Oberseite Barrieren bei etwa 8,10 sowie 8,65 und 9,20 Euro bedeutsam. Nach unten kommt es vor allem auf die horizontale Haltezone zwischen 7,30 und 7,50 Euro an. Wird sie durchbrochen, würde der Titel wieder nachhaltig unter der 200-Tage-Linie gehandelt und ein erneuter Rücksetzer unter 6,50 Euro zu befürchten. Noch HALTEN mit engem Stop loss bei 7,25 Euro.
Linde
Mitte September gab es ein Sechs-Jahres-Hoch bei knapp 64 Euro, seitdem befindet sich die Aktie auf Konsolidierungskurs. Dabei hat sich die bei derzeit 60 Euro verlaufende 55-Tage-Linie als stabilisierender Faktor erwiesen. Hält sie nicht Stand, bietet die Kombination aus horizontaler Zone und 200-Tage-Durchschnitt bei etwa 55 Euro eine noch solidere Unterstützung. Hinzu kommt eine zweijährige Aufwärtstrendlinie bei etwa 52,50 Euro. Wird dagegen das Widerstandsniveau bei 64/64 Euro nach oben durchstoßen, liefert lediglich das Rekordhoch bei gut 70 Euro noch Widerstand. Zunächst HALTEN mit Stop loss 52 Euro.
Lufthansa
Der Befreiungsschlag lässt noch auf sich warten. Erstes Indiz wäre, wenn mit Kursen oberhalb von 11,20 Euro eine Abwärtstrendlinie überwunden wird, die sich durch lokale Hochpunkte vom Februar und März 2004 sowie September 2005 legen lässt. Werden dann auch noch das 52-Wochen-Hoch bei knapp 11,50 Euro und eine Notierungslücke zwischen 11,65 und zwölf Euro überwunden, sollte es wieder Richtung 14 Euro gehen. Eine solide Unterstützung gibt es bei 10,60/10,70 Euro (GD200, horizontal). Wird sie durchbrochen, droht ein erneuter Rückschlag bis 9,65 Euro. Weiter HALTEN mit Stop loss 10,30 Euro
MAN
Das im August erreichte Rekordhoch bei 44 Euro hat noch immer Bestand. Wird es überwunden, liegt das nächste Kursziel nach Fibonacci-Extensions bei knapp 47 Euro. Als erste Unterstützung dient der Bereich bei 40,00/40,50 Euro, wo auch die 55-Tage-Linie verläuft. Zwei Aufwärtstrendlinien, eine mittelfristige und eine langfristige, sichern den Kurs bei 38 und 36 Euro ab. Als zusätzlicher Puffer fungiert bei 35,30 Euro die 200-Tage-Linie. Weiter KAUFEN mit Stop loss 34,90 Euro.
Metro
Seit Jahresanfang tendiert die Aktie per saldo seitwärts und gehört damit zu den schwächsten Werten im DAX. Jetzt gerät sogar eine übergeordnete, zweijährige Aufwärtstrendlinie in Gefahr, die sich im Bereich der horizontalen Unterstützungszone um 40 Euro befindet. Wird sie durchbrochen, droht ein Rückschlag Richtung 34 Euro. Auf der Oberseite gibt es dagegen eine massive Widerstandszone zwischen 43 und 44,50 Euro. Weiter HALTEN mit Stop loss 38,70 Euro.
Münchener Rück
Mit einem frischen Kaufsignal beim MACD auf Tagesbasis tendiert der Wert wieder zum horizontalen Widerstand bei 97 Euro. Wird das dortige 20-Monats-Hoch überwunden, dürfte auch ein alternierendes MACD-Verkaufssignal auf Wochenbasis neutralisiert und eine Rally um weitere zehn Euro möglich sein. Als Unterstützungen dienen diverse Notierungslücken: Zunächst zwischen 93,70 und 94,05 Euro, dann vor allem zwischen 90,45 und 92,05 Euro und auch zwischen 89,10 und 89,25 Euro. Dort verläuft zudem die elf Monate alte Aufwärtstrendlinie, die vor Wochenfrist beim drastischen Kursrückgang gehalten hatte. Eine wichtige horizontale Unterstützungszone findet sich zudem bei 83/84 Euro. Weiter HALTEN mit Stop loss 82,50 Euro.
RWE
Hauchdünn reichte es am 7. September zu einem neuen Rekordhoch. Ein nachhaltiger Ausbruch sieht aber anders aus. Was wir jetzt beobachten, ist eine Konsolidierung, bei der interessanterweise der steile langfristige Aufwärtstrend auf dem Spiel steht. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die bei etwa 53,50 Euro verlaufende Trendlinie verteidigt werden kann. Eine horizontale Unterstützung wartet zudem bei 51,50 Euro, der 200-Tage-Durchschnitt bei knapp 49 Euro. Zunächst HALTEN mit Stop loss 47,90 Euro
SAP
Die Aktie tendiert seit vier Monaten per saldo seitwärts, wobei die Absicherung nach unten robuster erscheint als die Barriere nach oben. Ein Angriff auf die Widerstandszone bei 148/150 Euro ist möglich, sobald die moderate kurzfristige Abwärtstrendlinie bei 144 Euro überwunden wird. Oberhalb von 150 Euro sollte die langfristige horizontale Hürde bei 180 Euro angesteuert werden. Die entscheidende Unterstützungszone findet sich dagegen an der 200-Tage-Linie bei 131,50 Euro, zumal sich diese dem markanten Doppeltief bei 133 Euro nähert. Weiter HALTEN mit Stop loss 127,50 Euro.
Schering
Seitdem die Aktie Mitte März um mehr als 15 Prozent abstürzte, tendiert sie in einer engen Spanne zwischen 49 und 54 Euro. Derzeit scheint völlig offen, wann und auf welcher Seite der Ausbruch erfolgt. Auf der Unterseite wäre dann Luft bis zumindest 44 Euro. Geht es nach oben, drohen bereits bei 56 Euro Probleme in Form einer moderaten langfristigen Abwärtstrendlinie. Womöglich kann dann aber auch das Drei-Jahres-Hoch bei knapp 59 Euro angepeilt werden. Weiter HALTEN mit engem Stop loss 48,50 Euro.
Siemens
Größere Avancen sind nicht zu erwarten. Erst nach einem Ausbruch über die massive horizontale Widerstandszone zwischen 66 und 69 Euro wäre ein Kaufsignal generiert und Kurse von 80 Euro vorstellbar. Auf der Unterseite kommt es dagegen vor allem auf eine moderate zweijährige Aufwärtstrendgerade an, die im Bereich von 58 Euro verläuft. Weiter HALTEN mit Stop loss 57 Euro
ThyssenKrupp
In der letzten Woche wurde der langfristige Abwärtstrend überwunden, was als gutes Kaufsignal gilt. Die Aktie sollte sich deshalb nicht damit begnügen, die nächsten Ziel horizontalen Barrieren bei 17,40 sowie 18,00 und 18,60 Euro anzupeilen. Wird letztere überwunden, ist ein größerer Sprung bis 21 Euro drin. Ein steiler kurzfristiger Aufwärtstrend sichert die Aktie derzeit bei 16,30 Euro ab. Horizontale Haltelinien finden sich bei 15,20 und 13,90 Euro. KAUFEN mit Stop loss 14,90 Euro
TUI
Die angeschlagene Aktie hat sich oberhalb des bisherigen Jahrestiefs von 16 Euro zunächst stabilisiert. Gelingt das nicht auf Dauer, liegt das nächste Ziel bei 15 Euro. Bei der Erholung der letzten Tage wurde zumindest der steile sechswöchige Abwärtstrend durchbrochen. Jetzt scheint sogar der 21-Tage-Durchschnitt bei 17,55 Euro geknackt zu werden. Dann ist eine Erholung an die massive Widerstandszone zwischen 18,30 und 19,10 Euro (GD55+200, Notierungslücke, horizontal). Die steigenden Kurse sollten zum VERKAUFEN genutzt werden.
Volkswagen
Mit einem Plus von mehr als 60 Prozent wies die VW-Aktie in den vergangenen fünf Monaten die beste Entwicklung im DAX auf. Der Widerstandsbereich bei 53 Euro stammt vom Frühling 2002 und sollte nur für eine Atempause sorgen. Es ist wahrscheinlich, dass mittelfristig Kurse von 62/63 Euro angesteuert werden. Wird der steile kurzfristige Aufwärtstrend bei derzeit 52 Euro durchbrochen, ist allerdings eine Korrektur zur 21-Tage-Linie bei derzeit 46,50 Euro denkbar. Von entscheidenderer Bedeutung ist der bei 44 Euro verlaufende mittelfristige Aufwärtstrend. Eine horizontale Unterstützung hat sich bei 42 Euro etabliert. Weiter KAUFEN mit Stop loss 41,90 Euro.
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