IPO-Porträt/Siliziummangel für Solarkonzern ErSol kein Thema
FRANKFURT (Dow Jones)--Als erstes von mehreren an die Börse strebenden Unternehmen aus der boomenden deutschen Solarindustrie stellt sich die Erfurter ErSol Solar Energy AG in diesen Tagen den internationalen Investoren. Auf einer knapp zweiwöchigen Roadshow will der Konzern unter anderem Anleger in Frankfurt, London, Paris, Zürich und Mailand für sein Geschäftsmodell gewinnen.
Und dies könnte dem Team um Vorstandssprecher Claus Beneking durchaus gelingen: Das geplante Wachstum ist bereits mit langfristigen Verträgen weitgehend abgesichert. Der Siliziummangel, der der internationalen Solarbranche derzeit zu schaffen macht, ist für die Erfurter deshalb kein Thema. Und: ErSol kann seit der jüngsten Übernahme des Waferproduzenten ASi Industries von einer breiten Aufstellung profitieren.
Das 1997 gegründete Unternehmen kann schon in diesem Jahr entscheidende strategische Schritte verbuchen: Die Produktionskapazität in Erfurt wurde gerade von 25 auf 60 Megawatt (MW) erweitert. Und bis Ende 2007 plant ErSol einen weiteren Ausbau auf 110 MW. Der Weltmarktanteil von derzeit rund 2% würde dadurch auf 5% steigen. Mittelfristig - das heißt bis 2010 - strebt ErSol einen weltweiten Marktanteil von 10% an.
Wieviel Geld ErSol durch den anstehenden Börsengang einnehmen wird, steht derzeit zwar noch nicht fest. Analystenschätzungen zufolge könnte die Summe bei 100 Mio bis 150 Mio EUR liegen. Mit diesem Geld will Beneking das geplante Wachstum beschleunigen. Die derzeitigen Mittelfristplanungen sind nämlich durch bis zu zehn Jahre laufende Verträge sowohl auf der Lieferanten- als auch auf der Abnehmerseite weitgehend gesichert. Dabei stehen sowohl Liefermengen als auch Preise schon langfristig fest. "Dadurch haben wir auch eine sehr hohe Planungssicherheit bei unseren Gewinn- und Cash-Flow-Ziffern", erklärte Beneking, der seit 2001 ErSol-Vorstand ist.
Mit den IPO-Einnahmen will sich ErSol vor allem zusätzliche Mengen des knappen Rohstoffs Silizium sichern und damit die Wafer-Produktion ausbauen. "Wir werden aber auch mögliche Akquisitionen genau prüfen", sagte Finanzvorstand Frank Müllejans. Konkrete Übernahmen sind derzeit aber noch nicht geplant. Ein Teil der Erlöse solle zudem die Forschung und Entwicklung des Unternehmens stärken.
Trotz der ASi-Übernahme stellt Müllejans den Investoren für das laufende Jahr ein starkes Gewinnwachstum in Aussicht. In den ersten sechs Monaten hatte ErSol zusammen mit ASi pro forma einen Umsatz von 33,5 Mio EUR, ein Betriebsergebnis von 3,6 Mio EUR und einen Nettogewinn von 1,9 Mio EUR verbucht. Das zweite Halbjahr werde mindestens so gut ausfallen wie das erste, sagte Vorstandssprecher Beneking. Genaue Planzahlen nennt das Unternehmen derzeit noch nicht. Allerdings hätte ErSol nach IFRS-Zahlen auch 2004 schon zusammen mit ASi schwarze Zahlen verbucht. Und die derzeitige EBITDA-Marge von 18,8% sieht der Vorstand in den nächsten Jahren noch deutlich höher.
Analysten schätzen den Nettogewinn für 2006 bereits auf 17 Mio bis 18 Mio EUR. Ob deshalb schon für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende gezahlt wird, hält Beneking noch offen. "Mittelfristig" soll es aber auf jeden Fall eine Ausschüttung an die Aktionäre geben. Davon würde auch die Venture-Capital-Gesellschaft Ventizz Capital Fund II LP profitieren, die auch nach dem Börsengang noch Mehrheitsgesellschafter sein wird. Unter Berücksichtigung aller Aktionäre, deren Beteiligung nach dem Börsengang unter 5% bleibt, wird der Streubesitz bei knapp 50% liegen.
Von der Politik und möglichen Subventionen sieht sich ErSol nicht abhängig. Auch die gegenwärtige Regierungsbildung in Berlin beobachte man "ganz gelassen", sagt Vorstandssprecher Beneking. Er verweist in diesem Zusammenhang nicht nur auf die parteiübergreifende Unterstützung der Solarindustrie, sondern vor allem auf den hohen Auslandsumsatz von ErSol. Schon rund die Hälfte seiner Solarzellen verkauft der Konzern außerhalb Deutschlands. Neben den südeuropäischen Staaten ist ErSol vor allem auf dem asiatischen Markt erfolgreich, kann einen Großkunden aus Japan verbuchen, aber auch ein Joint Venture in China. Man beobachte auch den US-Markt, sagt Beneking. Hier werde es aber keinen schnellen Einstieg geben.
-Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires; ++49-211-1387214
andreas.heitker@dowjones.com
DJG/hei/brb -0-
20.09.2005, 20.09.