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Alt 18-09-2005, 08:15   #315
Starlight
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Schwere Zeiten für Konjunktur-Optimisten

Schon wieder ein Tiefschlag für die amerikanische Konjunktur: Mit 76,9 Punkten lag der Index der Uni Michigan zum Verbrauchervertrauen deutlich unter den Erwartungen. Auch die US-Leistungsbilanz enttäuschte.


Analysten hatten den vorläufigen Wert für September im Schnitt auf 85 Zähler geschätzt. Im August hatte der viel beachtete Index noch einen Wert von 89 Punkten erreicht.

Ganz unvorbereitet trifft dieser Einbruch die Märkte allerdings nicht. Denn zuletzt hatten einige Beobachter - vor allem nach dem schwachen Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia am Donnerstag - einen wesentlich stärkeren Rückgang für möglich gehalten. Das Wachstum des Verarbeitenden Gewerbes in der Region um Philadelphia war entgegen den Analystenerwartungen im September offenbar fast zum Stillstand gekommen.

USA bekommen Leistungsbilanz nicht in den Griff
Doch auch schon vor dem Wirbelsturm "Katrina" ließ die Dynamik der amerikanischen Wirtschaft zu wünschen übrig, wie das Defizit in der US-Leistungsbilanz im zweiten Quartal 2005 zeigt.

Dieses ging weniger als erwartet zurück. Der Fehlbetrag lag bei 195,66 Milliarden Dollar, teilte das US-Handelsministerium in Washington um 14:30 Uhr mit. Analysten hatten im Schnitt einen stärkeren Rückgang auf 193,0 Milliarden Dollar erwartet.

Im ersten Quartal hatten sich die Vereinigten Staaten ein Rekorddefizit von revidiert 198,7 (ursprünglich 195,1) Milliarden Dollar geleistet. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt lag das Defizit im zweiten Quartal bei 6,3 Prozent.

Die Leistungsbilanz umfasst sämtliche Handelstätigkeiten der USA mit dem Ausland. Das hohe amerikanische Leistungsbilanzdefizit gilt als eines der größten Risiken für die Weltwirtschaft, da die USA zur Finanzierung des wachsenden Fehlbetrags immer mehr ausländisches Kapital benötigen. Kämen diese Zuflüsse ins Stocken, würde eine massive Dollar-Abwertung drohen (vgl. den Beitrag "Das Bibbern nach dem großen Sturm").

Euro schlecht in Form
Der Euro konnte allerdings von den Daten nicht profitieren – gegenüber dem Dollar driftete er wieder in Richtung der 1,22-Dollar-Marke ab. Devisenhändler machen dafür die Unsicherheit vor den deutschen Bundestagswahlen verantwortlich.

Besonders die angelsächsischen Investoren hielten sich beim Euro zurück, nachdem die jüngsten Wahlumfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen des bürgerlichen und des linken Lagers vorausgesagt hatten.

Setzt die Fed ihren Zinskurs fort?
Mit den heutigen Daten werden die Fragezeichen größer, ob die Fed ihre Zinszügel am Dienstag tatsächlich weiter anzieht. Noch immer gehen die "Fed-Watcher" genannten Volkswirte mehrheitlich davon aus, dass die Fed den Leitzins nächste Woche weiter auf dann 3,75 Prozent erhöhen wird.

Angesichts der unübersehbaren Bremsspuren in der US-Konjunktur, die sich auch schon vor "Katrina" angedeutet haben, wird das Lager der Zweifler aber größer.

Quelle: ARD online
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