DAX-Tagesanalyse
Von Andreas Büchler
Der DAX verließ nicht nur den seit rund zwei Wochen bestehenden Kurskorridor, er unterschritt auch noch die horizontale Unterstützung bei 4930 Punkten. Dennoch handelt es sich bislang nur um eine winzige Korrektur, wenn man sich den vorangegangenen Anstieg vor Augen hält.
Ein Test der nächsten Unterstützungszone, die sich von 4860 bis 4880 Zählern erstreckt, ist so gut wie sicher. An der von einem ehemaligen Widerstand abgeleiteten Chartmarke ist allerdings mit gesteigertem Kaufinteresse zu rechnen, da der Index hier die Hälfte der jüngsten Aufwärtsbewegung von 4726 (Zwischentief vom 29. August) auf 5035 (Zwischenhoch vom 12. September) wieder nach unten korrigiert.
Traditionell kommt diesem 50-Prozent-Retracement eine erhöhte Bedeutung zu: Finden sich nicht genug Nachkäufer, um die Welle der Gewinnmitnahmen zu brechen, wird dies als Schwächezeichen interpretiert. Es folgen dann meist Anschlussverkäufe, die den kurzfristigen Negativtrend noch verstärken.
Für dieses Szenario spricht der bereits wieder überkaufte Double-Smoothed-Stochastics-Oszillator, der im oberen Extrembereich nach unten drehte und ihn nun zu verlassen droht. Auch die lange schwarze Kerze vom Vortag zeigt, dass die Verkäufer derzeit auf dem Vormarsch sind. Weitere Rückschläge in Richtung des schwachen Haltebereiches bei 4800/4820 Punkten sind daher nicht auszuschließen.
Doch auch für eine Fortsetzung der Kursrally lassen sich Argumente finden. Trotz einer im August ausgebildeten, starken Schulter-Kopf-Schulter-Verkaufsformation blieb der erwartete Einbruch aus. Stattdessen markierte der DAX kurz darauf ein neues 39-Monats-Hoch - ein eindeutiges Zeichen technischer Stärke. Zudem weisen die mittel- und langfristigen Trends unverändert nach oben.
Eine Rückeroberung der 4930er-Marke, gefolgt von einem erneuten Test der durchbrochenen Aufwärtstrendkanallinie bei 4950 Zählern (steigt im Tagesverlauf auf 4970 Punkte), würde deshalb ebenfalls nicht überraschen. Dort ist aber vorerst Schluss, denn vor der Wahl am Sonntag ist ein neues Jahreshoch ziemlich utopisch. Erst nach einem von den Börsianern als positiv interpretierten Wahlergebnis ist der Weg bis zum nächsten Kursziel bei 5150 Zählern frei.
Quelle: BörseOnline