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Alt 09-09-2005, 20:27   #308
Starlight
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Langsamer Fortschritt mit Öl, Gas und Strom

Am zehnten Tage… geht das Aufräumen weiter. In New Orleans werden die letzten Einwohner mit Gewalt vertrieben, um Krankheiten zu vermeiden. Die Pumpen drücken weiter Wasser aus der Stadt, und hunderte Unternehmen arbeiten an der Infrastruktur. Die Energieunternehmen legen eine erste Bilanz vor.

Was Öl- und Gas-Produzenten sowie die Stromversorger vor dem Wochenende berichten, hört sich allerdings nicht ganz so optimistisch an, wei sich noch vor wenigen Tagen hatte vermuten lassen. Da hatten nämlich Schlagzeilen die Runde gemacht, wonach die Reparaturen schneller vorankämen als erwartet – mittlerweile stottern nur noch vereinzelt Erfolgsmeldungen über die Ticker. Ein Überblick:

Der Stromversorger Mississippi Power, ein Tochterunternehmen der börsennotierten Southern Co., hat die Zahl der Kunden ohne Saft von anfangs 2,7 Millionen auf nur noch 689 000 gesenkt. Diese übrigen werden aber mindestens bis Sonntag warten müssen, bis auch in ihren Häusern wieder Strom aus der Steckdose kommt. Von den Kunden, die sich auf den Konkurrenten Entergy Corp. verlassen haben, waren anfangs 1,1 Millionen ohne Strom, jetzt sind es nch 363 000.

Unter den Kunden, denen der Saft fehlt, sind zahlreiche Unternehmen – auch aus der Öl-Branche. Das ist wiederum ein Problem nicht nur für die Unternehmen und deren Aktionäre, sondern auch für den Verbraucher, dem die mangelnden Raffinerie-Kapazitäten weiterhin den Benzinpreis in die Höhe treiben.

Die größte vom Stromausfall nach Katrina betroffene Raffinerie ist eine Anlage von ChevronTexaco in Pascaguola, Mississippi, in der vor dem Sturm täglich 325 000 Fass Rohäl auvereitet wurden. Diese Raffinerie ist allerdings nicht mit einer Reparatur des Stromnetzes alleine gerettet. Nach einem Deichbruch sind weite Teile der Anlage überflütet und beschädigt. Nach Auskunft des Managaments wird es mehrere Tage dauern, bis Pascaguola wieder Benzin ausspuckt.

Noch länger dürfte es dauern die anderen Anlagen im Katastrophengebiet zu reparieren, da die Betreiber teilweise große Schäden melden. Eine davon ist die Belle-Chasse-Raffinerie von ConocoPhillips, die normalerweise 247 000 Fass Öl pro Tag verarbeitet, eine andere ist Chalmette von ExxonMobil, dessen Kapazität 187 200 Fass pro Tag beträgt. Weitere 120 000 Fass pro Tag gehen verloren, so lange Meraux von Murphy Oil nich am Netz ist.

Etwas besser sind die Nachrichten um eine Raffinerie von Shell/Motiva. Noch am Wochenende könnte dort die Arbeit wieder aufgenommen werden, heißt es aus dem Management, das vor dem Sturm die Aufbereitung von 226 500 Fass Öl pro Tag überwachte.

Gute Nachrichten gibt es auch vom Louisiana Offshore Oil Port. Der größte amerikanische Importhafen für Öl hat 75 Prozent seiner Kapazität wieder hergestellt, und will ab nächster Woche mit der Inbetriebnahme von Port Fourchon wieder auf vollen Touren arbeiten können. Durch den Hafen gehen fast eine Million Fass Öl pro Tag, er ist damit einer der wichtigsten Teile der Energie-Infrastruktur und soll auch die Vorräte aufnehmen, die Europa und Japan den Amerikanern infolge der Krise zur Verfügung gestellt haben.

Weniger gut hört sich an, was die Öl-Unternehmen über die Arbeiten vor der Küste berichten. Die Inspektion der Pipelines zwischen Öl-Plattformen und dem festland hat länger gedauert als erwartet. Mittlerweile wird zwar wieder gefördert, es werden aber lediglich 901 726 Fass Öl pro Tag gezählt. Das sind 60 Prozent der Kapazität von 1,5 Millionen Fass pro Tag, die vor Katrina bestanden hatte.

Unverändert fällt seit zwei Tagen die Lage bei den Erdgas-Förderern aus. Die schaffen zur Zeit 113 Millionen Kubikmeter Gas und damit 40 Prozent der Kapazität.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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