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Alt 08-09-2005, 20:21   #306
Starlight
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Apple’s jüngster Coup: Klein, Kleiner, Mini, Nano…

Die Schlagzeilen an der Wall Street gehören auch in der zweiten Wochenhälfte Katrina, und Katrina allein. Das ist typisch für die amerikanischen Medien, die sich stets auf ein Großereignis konzentrieren, als stüne rundherum die Welt still. Nur einem gelingt es, Katrina für einen Moment aus den News zu schieben: Steve Jobs, dem CEO von Apple.

Als einer der charismatischsten CEOs in Corporate America hat sich Steve Jobs schon immer die Aufmerksamkeit der Medien gesichert. Jede Pressekonferenz des Mannes, der mit Apple und dem Trickfilmer Pixar zwei der interessantesten US-Unternehmen führt, jede Neuvorstellung eines Films, Computers oder sonstigen Gadgets wird von einem wahren Pressezirkus begleitet – meist zurecht, wie im Nachhinein Analysten und letztlich der Aktienkurs bestätigen.

In dieser Woche schlug Jobs gleich zweimal zu. Da war zum einen ein Product-Launch in Kooperation mit Motorola, der Apple in ein ganz neues Segment bringt. Die beiden Unternehmen werden am dem Wochenende ein neues Handy auf dem Markt haben: den Motorola ROKR – sprich: „Rocker“. Das Mobiltelefon ist mit der Musikdatenbank iTunes gekoppelt, hält 100 Songs und präsentiert diese über Speziallautsprecher in Stereo. Dann läuft es auch noch länger als herkömmliche Handys, wofür neue, langlebigere Batterien sorgen.

Die Deutsche Bank ist begeistert. Wieviele ROKRs Apple und Motorola absetzen könnten, hänge nicht von der Nachfrage ab, sondern von der Produktionsgeschwindigkeit – von solchen Rahmenbedingungen träumt wohl jedes Unternehmen.

Doch war der ROKR noch nicht einmal Apples wichtigste Innovation der Woche, wie sich am Mittwochabend zeigen sollte. „Das ist die Hosentasche, in der bisher der iPod steckte“, erklärte Jobs den Jeansträgern bei einer Tagung in San Francisco. „Haben Sie sich schon einmal gefragt, wofür die andere Tasche ist“, fuhr er fort mit Griff an die kleinere Tasche, in die bislang mancher lässig den Daumen hakte und die für die meisten doch nicht mehr als eine modische Applikation war. Jobs’ Erklärung: „Die ist für den iPod Nano.“

Dieser iPod Nano soll ab sofort den iPod Mini ersetzen, den beliebtesten Spieler der Baureihe, die den mp3-Markt seit Jahren klar dominiert. Dünner als ein Bleistift und etwa kreditkartengroß hält der iPod Nano doch erstaunliche 1000 Songs und verfügt über dasselbe Steuerrad und dieselben Funktionen wie seine großen Brüder. An Eleganz ist der Zwerg nicht zu überbieten, und dass der neue ein Renner sein wird, ist auf den allerersten Blick klar.

Wie sich der Kleine auf die Bilanzen von Apple niederschlagen wird, bleibt indes abzuwarten. Teurere Komponenten drücken die Margen des Nano unter die bisherigen Werte, an die Apple mit den übrigen iPods gewöhnt war. Zudem ist in Zahlen schwer auszudrücken um wieviel Prozent der Nano zum einen den Markt für mp3-Spieler und zum anderen die Marktanteile der Jobs-Schmiede darin ausweiten kann.

Sicher ist hingegen, dass exklusiver Kontent von Madonna und ein nicht minder exklusives Abkommen mit Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling nur helfen können, den Nano in Rekordzeit zum heißesten Gadget des schon bald beginnenden Weihnachtsgeschäfts werden zu lassen. In ein paar Monaten wird sich dann auch zeigen, welches der beiden Modelle besser ankommt: Die 1000-Song-Version mit einem 4GB-Speicher soll 249 Dollar kosten, das 2GB-Modell mit einer Kapazität von 500 Songs soll es für 199 Dollar geben.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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