DAX-Tagesanalyse
Von Andreas Büchler
Der DAX hält sich auch zum Ausklang der Woche noch alle Optionen offen. Mit der Rückeroberung der 4850er-Marke nahm er der Schulter-Kopf-Schulter-Verkaufsformation, die sich in den vergangenen Wochen ausbildete, einen Teil ihrer Schärfe. Doch vorerst ist die gestrige Erholung nur als Bärenmarktrally einzustufen.
Die Argumente für eine erneute, nachhaltige Richtungsumkehr nach oben häufen sich, doch nach wie vor gibt es auch noch genügend Gründe, die für eine Fortsetzung der am 10. August gestarteten Abwärtsbewegung sprechen: etwa das Verkaufssignal im Kerzenchart auf Wochenbasis (mehr dazu im zweiten Teil der Analyse auf Seite fünf), der Verkaufsdruck an der 4880er-Marke oder die unerwartete Eintrübung der Frühindikatoren in den USA, die auch hierzulande auf die Stimmung der Investoren drückt.
Nicht zu vergessen, der nach wie vor rekordverdächtig hohe Ölpreis. Noch sind die Auswirkungen des Hurrikans "Katrina" auf die Produktionsanlagen, Raffinerien und Importhäfen der USA nicht endgültig klar. Stellt sich heraus, dass die Engpässe des schwarzen Goldes doch größer ausfallen, als heute gedacht, dürften schnell die nächsten Allzeithochs an den Rohölmärkten markiert werden.
Mit einem aktuellen Stand von 68,80 US-Dollar notiert der Kurs für ein Barrel leichtes Rohöl zur Lieferung im Oktober im Moment nur unwesentlich unter dem All-Time-High vom Wochenanfang, das bei 70,85 US-Dollar lag. Doch auch für eine Wiederaufnahme des übergeordneten Aufwärtstrends lassen sich Anzeichen im Kursbild erkennen.
Der richtungsweisende Weltleitindex S&P 500 brach aus einem kurzfristigen Abwärtstrendkanal nach oben aus, und die einst extrem überkauften DAX-Oszillatoren zeigen auf Tagesbasis berechnet schon längst keine Marktüberhitzung mehr an. Gleichzeitig eroberte der Index mehr als die Hälfte der vorangegangenen Abwärtswelle von 4954 (Zwischenhoch vom 22. August) auf 4726 Punkte (Zwischentief vom 29. August) zurück. Damit sinkt die Chance, dass sie sich fortsetzt.
Im Chart auf Intraday-Basis ist zudem ein kurzfristiger Aufwärtstrendkanal auszumachen, dessen untere, mit 20 Punkten täglich steigender Begrenzungslinie bei aktuell 4820 Zählern (klettert im Laufe des Freitag auf 4840 Punkte) bereits gestern zahlreiche Nachkäufer auf den Plan rief. Sie ist neben dem horizontalen Bereich bei 4785 Punkten die einzige kurzfristige Unterstützung.
Beide Chartmarken zusammen dienen als Seismograph für ein weiteres Kursbeben. Werden sie vom DAX unterschritten, drohen weitere Verluste bis mindestens 4675 Punkte, an die Untergrenze eines weiteren, seit April bestehenden Aufwärtstrendkanals. Klettert der Index dagegen über 4880 Punkte, kann er bis ans obere Ende des Intraday-Kurskorridors bei 4890/4910 Zählern klettern.
Quelle: BörseOnline