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Alt 31-08-2005, 21:06   #300
Starlight
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Benzin steigt um 35%
Die Wall Street ist erstarrt, so scheint es jedenfalls. Trotz der explodierenden Energiekosten präsentiert sich der Handel erstaunlich widerstandsfähig.

Es mag makaber klingen, und doch dürften die Aufbauarbeiten in New Orleans die Konjunktur eher anfachen. Sorgen machen sich die Volkswirte vorrangig um die hohen Energiepreise. Die Renditen der 2-jährigen US-Staatsanleihen liegen nun leicht über dem Niveau der 3-jährigen Staatsanleihen. Ein Signal, dass das Risiko einer Rezession zugenommen hat.

Bleibt eine Entspannungen an den Energiemärkten aus, droht eine rapide Verschlechterung des Wirtschaftsumfelds. Dass die Lage kritisch ist, zeigt auch die Reaktion der amerikanischen Regierung. Laut Samuel Bodman, der Chef des US-Energie-Ministeriums, wird ein Teil der strategischen Reserven freigegeben.

In Uncle Sams Kammern schlummern 700 Millionen Fass Öl. Werden die Tore erstmal geöffnet, kann der wichtige Rohstoff per Pipeline, Tankschiff oder Lkw an die Raffinerien ausgeliefert werden. Vorausgesetzt es kommt zu keinen Angebotsengpässen im Mittleren Westen, dürfte sich die Weiterverarbeitung zu Benzin in Texas konzentrieren.

Höchste Eile ist geboten, denn die US-Lagerbestände an Benzin sind in der Woche vor dem Sturm erneut um 1,7 Millionen Fass gesunken, berichtet das US-Petroleum Institut. So leer waren die Lager fast noch nie. “Im Golf von Mexico werden in den nächsten 10 bis 30 Tage rund 50 Prozent der Öl- und 28 Prozent der Gasproduktion ausfallen“, befürchtet zudem Kinetic Analysis.

Liegen die Analysten richtig, drohen 25 Prozent der US-Öl-Produktion auszufallen. Von den neun stillgelegten Raffinerien liegen drei unter Wasser.

„Die Preise an den Tankstellen dürften somit über viele Wochen hinweg hoch bleiben“, mahnt Merrill Lynch. An vielen Orten der USA explodierte der Benzinpreis über Nacht um 20 Prozent auf 3,09 Dollar pro Gallone. Kommt es zu keiner Korrektur, und die Preise halten sich auf diesem Niveau, dürfte das BIP um 0,3 bis 0,5 Prozent reduziert werden, schätzt Global Insights.

Sollte sich die Schadensbilanz von Katrina weiter verschlechtern, und Benzin hält sich in den nächsten vier bis sechs Monaten bei 3,50 Dollar, droht das BIP im vierten Quartal auf Null einzubrechen. Ein noch unwahrscheinliches, aber nicht ausgeschlossenes Szenario.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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