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Alt 30-08-2005, 20:21   #299
Starlight
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Erst denken, dann handeln!

„Die Wissenden geben keine Prognosen. Die Prognostizierenden haben kein Wissen”. Was der chinesiche Poet Lao Tzu schon im sechsten Jahrhundert vor Christus wusste, kommt Börsianer diese Woche teuer zu stehen.

Statt voreilig die Schäden durch Katrina zu verharmlosen, hätten die Experten warnen müssen. Wie auch bei dem Hurrikan Ivan, im September letzten Jahres, wurden die Produktionsschäden der Öl-Industrie masslos unterschätzt. Das Ergebnis: Panikkäufe an den Energie-Märkten. Öl schiesst über 70 Dollar, mit einem Ansieg der Benzinpreis um zeitweise 14 Prozent. Sieben der neunzig Bohrinseln treiben herrenlos durch den Golf von Mexico, berichtet die US-Küstenwache. Wie schnell die anderen Bohrinseln wieder den Betrieb aufnehmen können, wird erst in den nächsten Tagen bekannt sein.

Sorgen bereitet vor allem der „Port Fourchon“-Hafen in Louisiana. Über den Hafen wird fast 70 Prozent des amerikanischen Öls abgefertigt. Außerdem handelt es sich um den einzigen Hafen in den USA, an dem Mega-Tankschiffe anlegen können. Wie ein Sprecher erklärt, stellt vor allem die Stromversorgung ein größeres Problem dar. Katrina hat die meisten Strommasten entweder beschädigt oder komplett rausgerissen.

Es besteht auch die Gefahr, dass die Hafeneinfahrt durch Geröll und Schlamm verstopft wurde. Größere Schiffe könnten in diesem Fall auch längerfristig nicht anlegen. Um so ärgerlicher, dass der Alternativ-Hafen in Venice noch stärker getroffen wurden.

Die Schadensbilanz bei den Raffinerien fällt kaum besser aus. Insgesamt neun Raffinerien wurden durch den Hurrikan geschlossen. Darauf basierend liegt der Produktionsausfall von Benzin bei täglich rund 1,8 Millionen Fass oder rund 10 Prozent der gesamten US-Produktion. Es kursieren Gerüchte, wonach einige dieser Raffinerien bis zu zwei Meter unter Wasser stehen. Der Betrieb bei vier weiteren Raffinerien musste reduziert werden. Eine unerfreuliche Nachricht, zieht die Nachfrage nach Benzin im Vorfeld des bevorstehenden Labor-Day-Wochenendes meistens kräftig an.

Selbst wenn die USA die strategischen Öl-Reserven freigeben würde, ändert dies nichts an den drohenden Engpässen bei Benzin. Selbst vor dem Einzelhandel hat Katrina kein Halt gemacht. Wal-Mart, der weltgrößte Einzelhändler, musste 123 Kaufhäuser schliessen. Erst Mitte August warnte das Management, dass der hohe Energiepreis den Konsum bremst.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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