Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 10-08-2005, 20:19   #281
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Bigamie a la Wall Street

Wie wird diese Schlacht wohl ausgehen? Werden die robusten Wirtschaftsdaten die Trends an der Wall Street dominieren oder geben letztendlich doch die steigenden Leitzinsen die Richtung an?

Wer mit seinem Investment garantiert richtig liegen, sollte auf die Investment Bank Morgan Stanley hören. Auf gleich zwei Hochzeiten tanzend, sind die dortigen Aktienstrategen bei Bullen und Bären prominent vertreten. Was wie Bigamie aussieht, nennt man in Fachkreisen auch Hedging. Einer der Aussagen wird schon zutreffen, egal wohin das Börsenpendel ausschlägt.

„Mein revidiertes Bewertungsmodell zeigt, dass der Aktienmarkt rund 20 Prozent unterbewertet ist”, so Byron Wien. Und trotzdem bleibt der US-Aktienstratege der Investment Bank im Lager der Skeptiker. „Auch im zweiten Halbjahr dürfte der amerikanische Aktienmarkt Schwierigkeiten haben die Gewinne auszubauen“, heisst es weiter. Die Schlacht zwischen der robusten Konjunktur und den gleichzeitig steigenden Leitzinsen dauert an und ist noch nicht entschieden. Wenig Hilfreich ist auch das hohe Mass an Optimismus.

An nur dieser Stelle scheint man sich im eigenen Hause einig zu sein. „Der Aktienmarkt muss die jüngsten Kurssteigerungen und den überhöhten Optimismus erstmal verdauen”, meint der US-Aktienstratege Henry McVey. Ist dieser Prozess erstmal abgeschlossen, sollen die Karten für das zweite Halbjahr jedoch rech gut stehen.

Was die Kapitalinvestitionen von Corporate Amerika betrifft, sei mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Auch die verkündeten Quartalszahlen liegen meist über den Schätzungen der Wall Street. Ein echter Optimist, könnte man meinen. Und doch liegt sein Kursziel für den S&P 500 Index nicht einmal 1 Prozent über dem aktuellen Niveau. Eine Messlatte, die durchaus übertroffen werden könnte, zieht McVey Bilanz.

So ist das Leben an der Börse: Ratschläge sind meistens mehr Schläge als Rat. Überlassen wir es doch einfach dem Aberglaube. Schliesslich steht der September vor der Tür und damit ein ausgesprochen gefährlicher Börsenmonat. Der Monat brachte dem S&P 500 und Dow Jones Index in den vergangenen 52 Jahren die größten Verluste ein. In 65 Prozent der Fälle ging es in dieser Phase beim Dow Jones abwärts. Was in der Kehrtwende bedeutet, dass es in 35 Prozent der Fälle anders kam.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten