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Alt 03-08-2005, 09:49   #89
nrj
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Bericht in der 3satbörse

vom 15.07. mitbekommen?

Rohstoff Uran


Die Welt baut wieder mehr Kernkraftwerke. 30 neue Atommeiler entstehen zur Zeit. Ein Trend, der sich angesichts hoher Ölpreise und großem Energiebedarf fortsetzen wird. China und Indien mit ihrem riesigen Energiehunger wollen ihre Kapazitäten bei der Atomenergie bis 2020 vervierfachen. Kein Wunder, dass der Brennstoff für Atomstrom, das Uran, auf ein 20-Jahreshoch geklettert ist.

Umstrittenes gelbes Pulver

Gleichzeitig wird gerade das erste Kernkraftwerk in Deutschland abgerissen. 1961 kam aus Kahl am Main der erste deutsche Atomstrom. Geplant ist, jedes Jahr ein Atomkraftwerk abzuschalten. 2020 wäre Deutschland dann Kernkraftfreie Zone. Diesem Ausstiegsfahrplan steht der Bau neuer Kernkraftwerke in vielen Ländern der Erde gegenüber. Neben China, das allein bis 2020 jährlich zwei bis drei neue Kernkraftwerke bauen will, setzen auch Japan, Indien, die USA, Frankreich und Finnland verstärkt auf Atomstrom. Dadurch könnte der Brennstoff für Kernkraftwerke, das Uran, noch knapper werden. Schon heute übersteigt die Nachfrage nach dem so genannten Yellow-Cake das Angebot. Uran ist inzwischen vier mal so teuer wie noch vor 5 Jahren.

Das Loch in Afrika

Mitten in der Sahara klafft ein 80 Meter tiefes Loch. Hier lagert die wichtigste Einkommensquelle für die bettelarme Republik Niger, das Uran. Um 1 Kilogramm Uran zu gewinnen, müssen die Minenarbeiter Hunderte Tonnen Geröll abtragen. Die Tuareg, ein stolzes Nomadenvolk, hat jahrelang gegen die korrupte Regierung im Niger gekämpft, um am Uran-Reichtum ein wenig mitzuverdienen. Mit Erfolg. Um zwei Konzessionen zum Uran-Abbau in Niger bemüht sich gerade das kanadische Explorationsunternehmen „Northwestern Mineral Venture“.

Neben Uran-Projekten im Norden Kanadas sowie Gold- und Silberprojekten in Mexiko ist der Niger ein drittes heißes Eisen im Feuer. Die Aktie von „Northwestern Mineral Venture“ ist zur Zeit ein heißer Tipp im Internet. Bisher wurde zwar noch kein einziges Gramm Uran oder Gold und Silber gefördert. Doch bei diesen Rohstoffen ist die Fantasie ja bekanntlich besonders groß.

Aus für ewige Jagdgründe

Im Westen Kanadas, im Athabasca-Becken, ist das Loch 100 Meter tief. Im Tagebau wird hier unter anderem Uran gefördert. Einst zählte diese Mondlandschaft der Minenbetreiber zu den ewigen Jagdgründen der Cree-Indianer. „Die Lebensgrundlage unseres Volkes geht verloren. Alle Tiere verschwinden. Irgendwann wird es hier so leer aussehen wie in Edmonton. Dort gibt es auch keinen Wald mehr“ , fürchtet Will Fred, Cree-Indianer aus Kanada.

Im Athabasca-Becken besitzt die kanadische Minengesellschaft „International Uranium“ umfangreiche Uranvorkommen und daneben auch eine Uran-Aufbereitungsanlage im US-Staat Utah, die täglich bis zu 2000 Tonnen Rohmaterial verarbeiten kann. „International Uranium“ wird dieses Jahr schon einen kleinen Gewinn verbuchen, wenn alles nach Plan läuft. Seit dem Börsengang vor einem Jahr hat der Kurs der Aktie bereits um 50 % zugelegt.

Hässliche Halden im Kakadu-Nationalpark

Im Norden Australiens hat der Uranabbau Löcher von 170 Meter Tiefe aufgerissen. Da der Uran-Export Milliarden Dollar ins Land bringt, hat sich Australiens Regierung mit den Minenbetreibern auf einen raschen Abbau geeinigt. Dabei liegen die Abraumhalden mitten im Kakadu-Nationalpark, Weltkulturerbe der Unesco. So fällt das ursprüngliche Land der Aborigines Schaufel für Schaufel den Baggern zum Opfer. Ihre Kinder spielen heute in Flüssen, verseucht mit radioaktiven Stoffen. Der Uranproduzent „Energy Resources of Australia“ (KGV 2006e: 75) profitierte vergangenes Jahr sowohl von seiner höheren Förderung als auch von den stark gestiegenen Uranpreisen. Seit mehreren Wochen klettert der Aktienkurs des Unternehmens unaufhörlich, nachdem sich der Gewinn 2004 auf 40 Millionen australische Dollar verdoppelt hat.

Die weltweite Renaissance der Atomkraft nimmt Fahrt auf, durch den explodierenden Energiebedarf und den vereinbarten Klimaschutz. Neue Atomkraftwerke werden zwar nur im Ausland gebaut. Doch die alten in Deutschland dürften länger laufen und damit auch länger ihren Brennstoff brauchen, das Uran.




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[2] http://www.3sat.de/imperia/md/images...hstoffe6_n.jpg (Kanadische Rockies: Hier sind die ewigen Jagdgründe noch intakt.)
[3] http://www.3sat.de/SCRIPTS/archiv_datum.php?red=boerse (Gesamtarchiv(Suche nach Datum))

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15. Juli 2005 / 3satbörse onlineCMey /3sat
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