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Alt 01-08-2005, 20:53   #273
Starlight
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Von Schule, Jeans und Häusern

Während die US-Börsen zum Wochenbeginn doch unerwartet stark unter dem Tod des saudi-arabischen Königs Fahd und einem damit einhergehend steigenden Ölpreis leiden, notiert wenigstens ein Sektor recht stabil im Plus: der Einzelhandel. Starke Zahlen und die Hoffnung auf gute Umsätze zum Schulanfang helfen den Aktien.

Zwar sind es noch ein paar Wochen, bis amerikanische Kids wieder die Schulbank drücken müssen. Die ersten Einzelhändler beziffern dennoch bereits ihre möglichen Umsatzzuwächse. Schließlich hat man Erfahrungswerte zu dem alljährlichen Anlass, der vor allem für spezialisierte Einzelhändler längst wie ein Thanksgiving oder Weihnachtsfest im Sommer geworden ist.

Dabei hat sich das Feld der Back-to-School-Profiteure in den letzten Jahren beträchtlich geweitet. Waren es dereinst neben den Einzelhandlesriesen Wal-Mart und Target vor allem Büroartikler wie Staples und Office Depot, bei denen gegen Ende der Sommerferien die Umsätze mit Ringbüchern, Schulranzen, Stiften und Zeichenbrettern kletterten, so spielen die reinen Schul-Artikel heute nur noch eine untergeordnete Rolle.

Viel wichtiger als neue Utensilien sind dem durchschnittlichen Schüler heutzutage ein neuer Computer oder Laptop, gerne auch ein iPod oder das neueste Handymodell, weshalb die Back-to-School-Zahlen für Elektronikketten wie Best Buy oder Circuit City wichtiger werden.

Und während schon das Handy an sich mehr ein Modeartikel als ein Gebrauchsgegenstand ist, gehört der allgemeine Modesektor zu den allergrößten Gewinnern. Tennie-Ausstatter wir Abercrombie & Fitch oder American Eagle Outfitters gehören zu den Gewinnern im späten Sommer, ebenso der Konkurrent Pacific Sunwear.

Anleger sollten bei Teenie-Ketten indes vorsichtig sein, rät Bob Buchannan, der Einzelhandels-Analyst bei A.G. Edwards. Denn nicht jede Kette kommt über mehrere Jahre hinweg gleich gut an:

Da wäre zum einen Hot Topic, ein Teenis-Händler mit Gothic-Image. Der gehörte noch vor zwei Jahren zu den Unternehmen mit dem größten Umsatzschwastum, hat zur Zeit aber Probleme, die jungen Kunden bei der Stange zu halten. Gerade im Sommer kommen die düsteren Kutten nicht an, für den Juli rechnet man mit einem Umsatzeinbruch von 5 Prozent. Neben dem Trend liegt auch The Gap, und zwar schon seit Jahren. „Kaum zu glauben, wie viele Trends The Gap zuletzt verpasst hat“, schüttelt Buchannen den Kopf. Selbst der poppige Ableger Old Navy läuft nicht mehr rund.

Ein weiteres Problemkind der Branche sei Limited Brands, so der Analyst. Während sich dessen Back-to-School-Gewinne früher vor allem auf die Modeketten Limited und Express konzentriert hätten, läuft in den vor allem in Malls beheimateten Läden heute kaum Spannendes ab. Geld mache Limited vor allem mit der Unterwäsche-Tochter Victoria’s Secret und mit dem Kosmetikspezialisten Bath & Body Works.

Neben dem dauernd erfolgreichen Teenie-Marktführer Abercrombie & Fitch ist Buchannen vor allem für einen Sektor optimistisch: Jeans. Je mehr Jeans im Sortiment seien, desto interessanter sei ein Einzelhändler. Immerhin: In diesem Jahr dürften 450 Millionen Jeans über den Ladentisch gehen, der Umsatz mit dem zeitlosen Beinkleid liegt bei 55 Milliarden Dollar.

Doch auch über Jeans hinaus ist Buchannan allgemein optimistisch für die Teenie-Händler. Das habe nicht zuletzt mit dem starken Immobilienmarkt zu tun, wie er anmerkt, auch wenn der Zusammenhang nicht auf den ersten Blick einleuchten mag. Er habe festgestellt, so der Experte, dass mit der Wertsteigerung der Häuser das Tachengeld für die Kinder steige. Seit Beginn des aktuellen Immobilienbooms hätten amerikanische Teenager monatlich zwischen 20 und 30 Dollar mehr in der Tasche, die größtenteils direkt in den Einzelhandel fließen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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