[Starlight]

Geht die Neuwahl-Party weiter?


Von Volker Tietz
Was für eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns: Der Bestechungsskandal bei einem Infineon-Vorstand, Machtkämpfe bei IWKA, ein stark gestiegener ZEW-Index, China löst die Bindung seines Yuan zum Dollar, Bundespräsident Horst Köhler entscheidet sich für Neuwahlen und London kommt nicht zur Ruhe.

Auch die Unternehmen melden sich zahlreich zu Wort - eine eindeutige Tendenz ist aber nicht zu erkennen. Philips enttäuscht die Anleger ebenso wie Microsoft, Intel, Citigroup, SAP, Nokia oder Yahoo. Aber der anderen Seite freuen sich Anleger über IBM, eBay oder die Münchener Rück.

Aber was ist zurzeit wirklich relevant? In erster Linie ist die gute Stimmung zu erwähnen. Als die Meldung Chinas zum Yuan veröffentlicht wurde, kletterte der DAX bis auf 4865 Punkte. Die erneuten Anschläge in London sorgten lediglich dafür, dass der deutsche Blue-Chip-Index wieder auf sein Niveau vor dieser Meldung zurückfiel. Damit zeigt sich, dass die positiven Nachrichten zurzeit einen höheren Stellenwert genießen.


Mich hätte interessiert, wie die Börsianer auf einen Bundespräsidenten reagiert hätten, der sich gegen Neuwahlen vor 2006 ausgesprochen hätte. Händler hatten angesichts der aktuellen "Neuwahlen-Party" dramatische Kursverluste vorausgesagt. Das wäre auch meine Erwartung gewesen. Aber ist diese Variante wirklich ad acta gelegt? Der Grünen-Abgeordnete Werner Schulz will vor dem Bundesverfassungsgericht gegen diese Entscheidung klagen, auch die SPD-Abgeordnete Jelena Hoffmann hat eine Verfassungsbeschwerde angekündigt.

Die Richter in Karlsruhe werden sich wahrscheinlich im August entscheiden. Der Verfassungsrechtler Wolf-Rüdiger Schenke sieht gute Chancen, die Neuwahl am 18. September 2005 zu verhindern. Das überrascht nicht wirklich, denn Schenke vertritt Schulz bei seiner Klage. Abzuwarten bleibt, ob die Unsicherheit noch einmal auf das Parkett zurückkehrt oder sich die Börsianer einig sind, dass die Klage aussichtslos ist.

Seite 2: Der DAX-Sentiment überrascht und mein Fazit.


Eine wirkliche Überraschung tritt bei der Sentiment-Auswertung beim DAX auf. 16 Prozent der Bullen wanderten ins Bärenlager, das ist eine außergewöhnliche Entwicklung. Dennoch bleibt die Bullenquote bei stattlichen 47 Prozent.

Eine andere Sache fällt auf: Der Trend geht wieder zu Aktienfonds, Umschichtungen aus den Rentenpapieren sind zu beobachten. Da gleichzeitig die Abgabebereitschaft sehr gering ist, sorgt dies für weiter steigende Kurse. Deshalb würde es kaum überraschen, wenn die Marke von 5000 Punkten im DAX bald fällt.

Aus Sicht der Charttechnik ist der Markt kurzfristig aber leicht überkauft. Eine solide Unterstützung liegt im Bereich zwischen 4630 und 4640 Zählern, wobei auch bei 4700 und 4755 Zählern mögliche Haltepunkte auszumachen sind. Auf der Oberseite ist dagegen der Weg frei. Die Hürde von 5000 Punkten ist nicht charttechnisch begründet, sondern erfahrungsgemäß neigen Anleger dazu, bei runden Marken erst einmal Gewinne mitzunehmen. Wichtiger ist die Zahl 5160, denn auf diesem Niveau liegt die 50-Prozent-Korrektur der Baisse seit März 2000. Und bei 5400 Punkten lauert zudem ein langfristiger und starker Widerstand.

Der DAX zeigt sich aktuell von seiner Schokoladenseite, das ist unbestritten. Wenngleich es nach wie vor Unsicherheiten wie Terror, ein wieder anziehender Ölpreis oder die Klage beim Verfassungsgericht gibt, macht es Sinn, den Trend auszureizen. Kleinere Rücksetzer werden zurzeit zum Einstieg genutzt. Wer sich dann noch an Stoppkurse hält und diese sukzessive nachzieht, ist auch vor unliebsamen Überraschungen geschützt. Denn die Stimmung dreht an den Börsen immens schnell.

Seite 3: Ausblick auf die Woche.

Ein kurzer Ausblick auf die wichtigsten Termine der Woche:

Unternehmen:


Montag: 25 Juli: Wincor Nixdorf QZ


Dienstag, 26. Juli: Amazon.com QZ
Dienstag, 26. Juli: BP QZ
Dienstag, 26. Juli: DAB bank QZ
Dienstag, 26. Juli: Infineon QZ
Dienstag, 26. Juli: Peugeot QZ
Dienstag, 26. Juli: Schwarz Pharma QZ


Mittwoch, 27. Juli: Boeing QZ
Mittwoch, 27. Juli: Deutsche Postbank QZ


Donnerstag, 28. Juli: Daimler Chrysler QZ
Donnerstag, 28. Juli: Deutsche Post QZ
Donnerstag, 28. Juli: Exxon Mobil QZ
Donnerstag, 28. Juli: HypoVereinsbank QZ
Donnerstag, 28. Juli: MorphoSys QZ
Donnerstag, 28. Juli: Royal Dutch Shell QZ
Donnerstag, 28. Juli: Siemens QZ
Donnerstag, 28. Juli: Sony QZ
Donnerstag, 28. Juli: Südzucker HV


Freitag, 29. Juli: Deutsche Bank QZ
Freitag, 29. Juli: Hugo Boss QZ
Freitag, 29. Juli: Volkswagen QZ



Konjunktur:


Mittwoch, 27. Juli (08.10 Uhr): GfK-Konsumklimaindikator August
Mittwoch, 27. Juli (14.30 Uhr): US-Auftragseingang langlebiger Güter für Juni
Mittwoch, 27. Juli (16.00 Uhr): US-Neubauverkäufe für Juni
Mittwoch, 27. Juli (16.30 Uhr): Rohöl- und Benzinlagerbestände in den USA


Donnerstag, 28. Juli (14.30 Uhr): Wöchentliche US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung


Freitag, 29. Juli (14.30 Uhr): US-BIP Q2 (Zweite Veröffentlichung)
Freitag, 29. Juli (15.45 Uhr): US-Index Uni Michigan Juli (Zweite Umfrage)
Freitag, 29. Juli (16.00 Uhr): US-Index Einkaufsmanager Chicago für Juli


Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!


Volker.Tietz
BörseOnline.de