Barbie’s Sorgen
Barbie hat ein schweres Jahr hinter sich. Die Trennung von Langzeit-Freund und Kinderzimmer-Beau Ken liegt noch nicht lange zurück, in den Spielzeugläden weltweit nehmen die wild gestylten Bratz-Puppen immer mehr Regalfläche ein… und jetzt ist das Püppchen auch noch Mittelpunkt eines Rechtsstreits mit einem Latex-Laden.
Dieser letzte Punkt ist eigentlich der schlimmste für Barbie und den Mutterkonzern Mattel. Der hat gerade erfolglos gegen Barbie Anderson-Walley geklagt, eine Kanadierin mit eigenem Online-Laden. Unter der Adresse
www.barbiesshop.com bietet Anderson-Walley „heiße Klamotten für böse Jungs und Mädels“ an. Zum Beispiel ein rot-schwarzes Leder-Korsett für 300 Dollar oder einen schwarzen Latex-BH, den sich die Hobby-Domina für 250 Dollar liefern lassen kann.
Dass der Barbie-Hersteller Mattell mit solcherlei Ware nichts zu tun haben will, und dass die Verwechslung zum Puppenladen auf
www.barbieshop.com naheliegt, wird niemanden wundern. Auch Barbie Anderson-Walley nicht, die sich dennoch im Recht fühlt. „Ich heiße schließlich Barbie, und deshalb darf ich meinen Laden auch so nennen“, meint sie. Das macht durchaus Sinn, weshalb ein New Yorker Gericht die Klage auch abgewiesen hat.
Mattell überlegt, Berufung einzulegen. Unbedingt ratsam ist das nicht, zumal die kanadische Latex-Barbie nur sehr wenig Bestellungen aus den USA erhält und somit auch nicht in den Hauptmarkt des Puppenherstellers eingreift. Was Mattell noch bedenken sollte: Angesichts der Größe des Latex-Ladens dürfte sich mit dem Gerichtsstreit nicht viel Geld verdienen lassen. Die Gebühren hingegen sind hoch, und der Firma geht es längst nicht mehr so gut wie in früheren Zeiten.
Das zeigte in dieser Woche erneut der Quartalsbericht. Die Barbie-Umsätze sind um 4 Prozent gefallen, nicht zuletzt wegen der immer stärkeren Konkurrenz von Bratz und Videospielen. Dass andere Mattell-Marken deutlich zulegen konnte, half nicht viel: Das Unternehmen schlitterte mit einem Gewinn von 18,9 Millionen Dollar oder 5 Cent pro Aktie an den Erwartungen der Analysten vorbei. Entsprechend schlecht lief die Aktie seither.
Mattell-CEO Robert Eckert hatte auch wenig warme Worte für Anleger: „Die Margen sind unter Druck“, bilanzierte der Mann hinter Barbie, und für die nahe Zukunft bleiben die Prognosen mager. Zumindest bis Jahresende rechnet das Management mit keiner Erholung, und auch für danach ist bisher kein Konzept bekannt.
Vielleicht sollte das Püppchen einen Image-Wandel wagen. Ein erster Anruf in Kanada könnte weiterhelfen, denn heutige Puppen – das zeigt der Erfolg der wilden Bratz – dürfen ruhig ein bisschen böse sein.
© Wall Street Correspondents Inc.