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Alt 18-07-2005, 20:48   #263
Starlight
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An Bar und Börse: Wein hängt Bier ab

Trink, trink, Brüderlein trink… nun, in Amerika ist das gar nicht so einfach. Auch in drückender Sommerhitze darf man in den sittenstrengen USA nicht überall die Bierflasche öffnen. Getrunken wird nur zuhause oder im Restaurant, und mit Genauerem haben sich die Marktforscher vom Gallup-Institut beschäftigt.

Eine neue Studie des angesehenen Institutes kommt zu einem überraschenden Ergebnis. Erstmals seit sechzig Jahren haben mehr Amerikaner ihre Vorliebe zu Wein statt Bier bekundet. Vorab: Nur 63 Prozent der Amerikaner trinken überhaupt Alkohol. Von diesen haben nun 39 Prozent der erklärt, sich hin und wieder ein Gläschen Weißen oder Roten zu gönnen. Dem stehen 36 Prozent gegenüber, die sich dem Gerstensaft hingeben.

Für die Industrie ist dieser kleine Unterschied von drei Punkten signifikant. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren bezeichneten sich mit 47 Prozent fast die Hälfte der Befragten als Biertrinker, während Wein mit 29 Prozent weit abgeschlagen war.

Recht konstant ist derweil die Zahl derer, die härtere Spirituosen wie Rum und Whiskey genießen: Die wird in diesem Sommer mit 21 Prozent gemessen und damit nach minimalen Schwankungen auf dem gleichen Stand wie vor zehn Jahren.

An der Wall Street hat das veränderte Trinkverhalten der Amerikaner durchaus Auswirkungen – und zwar nicht nur nach Feierabend. Man nehme nur zwei Übernahmen im jüngst ohnehin höchst aktiven Merger-Markt. Ganze 1,4 Milliarden Dollar ließ sich der New Yorker Konsumriese Constellation Brands die Übernahme von Robert Mondavi kosten, dem berühmten kalifornischen Weinbauern.

Die britische Getränkegruppe Diageo übernahm hingegen die Winzerei Chalone, wie Mondavi aus dem Napa-Valley, für 260 Millionen. Weitere 2,5 Millionen musste man abtreten, um den umworbenen Winzer aus den Klauen des Konkurrenten Domaines Rothschild zu zerren, der seinerseits bereits ein Übernahmeangebot eingereicht und eine erste Zusage bekommen hatte.

Das Interesse an Winzern hat einen guten Grund: Die stetig steigende Nachfrage nach Wein sorgt für gute Gewinne, und entsprechend stark laufen die betroffenen Aktien: Seit Jahresbeginn hat Constellation Brands um 25 Prozent zugelegt. Der Konkurrent Brown Forman, zu dem die Weine von Fetzer und die Champagner von Korbel gehören, sind um 24 Prozent geklettert, ebenso stark wie Willamette Valley Vineyard. Die Aktien von Allied Domecq, dem Unternehmen hinter Weinen von Buena Vista und dem Sekt von Mumm, haben um 19 Prozent zugelegt.

Zum Vergleich: Die Brauereien lahmen dem Markt hinterher. Seit Jahresbeginn haben Anheuser-Busch 8 Prozent eingebüßt, und unter den zehn schwächsten Getränke-Aktien rangieren gleich noch fünf weitere, die auf den Gerstensaft spezialisiert sind.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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