Charttechnischer Kurzcheck der DAX-Werte (Teil II)
Von Stefan Mayriedl
Trotz der Terror-Turbulenzen am Donnerstag haben sich die mittelfristigen Aussichten des DAX nicht wirklich verschlechtert. Bei den Einzelwerten ist die Gesamtsituation allerdings nicht ganz so rosig.
Insgesamt empfehlen wir aus dem deutschen Blue-Chip-Index nur elf Werte zum KAUF, 17 stufen wir als HALTEPOSITION ein und zwei stehen zum VERKAUF. Bei der (alphabetisch) zweiten Hälfte der DAX-Titel hat sich die Situation im Vergleich zur letzten Analyse vor vier Wochen sogar deutlich eingetrübt: Acht Abstufungen steht nur eine Hochstufung gegenüber. Nunmehr empfehlen wir vier Titel zu KAUFEN, neun zu HALTEN und zwei zu VERKAUFEN.
Folgende, auf Tagesbasis berechnete Indikatoren sind unter dem Chart zu sehen (von oben nach unten):
1) grau: Relative-Stärke-Index (RSI-Wilder), 14
2) orange: Double-Smoothed-Stochastics (DSS-Bressert), 10/3
3) schwarz/blau: MACD, 12/26/9
Im Chart selbst findet sich - in violett - die 200 Tage-Linie
Henkel
Seit fast zwei Monaten wird die Aktie in einer engen Seitwärtsspanne zwischen 71,70 und 75,90 Euro gehandelt. Selbst ein Ausbruch nach oben, nach dem es derzeit nicht aussieht, würde nur Potenzial bis zur massiven horizontalen Barriere bei 78/80 Euro generieren. Ein Rücksetzer unter 71 Euro hätte dagegen wohl einen Test der 200-Tage-Linie bei aktuell 67,60 Euro zur Folge. Zunächst HALTEN mit Stop loss 63,20 Euro.
HypoVereinsbank
Am Dreijahreshoch bei 22,50 Euro beginnt eine Widerstandszone, die bis etwa 23,50 Euro hinaufreicht. Dagegen würde eine Korrektur an die mittelfristige, seit August 2004 etablierte Aufwärtstrendgerade Kursverluste bis knapp 20 Euro ermöglichen. Sehr solide erscheint auch die Unterstützung zwischen 18 und 19 Euro, die durch einen ehemaligen Widerstand sowie durch die 200-Tage-Linie definiert wird. Zunächst HALTEN mit Stop loss 17,95 Euro.
Infineon
Der Aktie gelang vor einem Monat der Ausbruch über den langfristigen, vom historischen Hoch ausgehenden Abwärtstrend. Das ist natürlich ein äußerst positives Signal, das durch eine signifikante Eroberung der 200-Tage-Linie (aktuell bei 7,75 Euro) untermauert würde. Dem stehen zunächst Intraday-Barrieren bei 7,95 und 8,20 Euro entgegen. Ein Schlusskurs bei acht Euro wäre wohl aber schon als starkes Kaufsignal zu werten. Die nächsten Etappenziele lägen dann bei 8,60, neun und zehn Euro. Als Unterstützung hat sich im gestrigen Handel die 55-Tage-Linie um 7,30 Euro bestätigt. Darunter reicht das Potenzial bis zunächst sieben, später womöglich 6,80 Euro. KAUFEN mit Stop loss 7,20 Euro.
Linde
Mitte Juni wurde das Fünf-Jahres-Hoch bei knapp 60 Euro erreicht, seitdem konsolidiert die Aktie. Derzeit befindet sie sich in der Nähe der sehr wichtigen Unterstützung von 55 Euro, die durch eine ehemalige Widerstandszone und die 55-Tage-Linie gebildet wird. Darunter wäre im Bereich von 51 Euro die Kombination aus 200-Tage-Durchschnitt und der seit Herbst 2003 etablierten Aufwärtstrendgerade gefragt. Größere Kursavancen kann es wieder oberhalb der 21-Tage-Linie bei aktuell 56,90 Euro geben. Oberhalb von 60 Euro gibt es bis zum Rekordhoch um 70 Euro noch Barrieren bei 62,50 und um 67 Euro zu überwinden. Zunächst HALTEN mit Stop loss 49 Euro.
Lufthansa
Im gestrigen Handel zeitweise auf ein Acht-Monats-Tief gefallen. Hält die Unterstützungszone um 9,45/9,65 Euro nicht, liegt das nächste Ziel bei gut neun Euro. Als massiver Widerstand präsentiert sich die Kombination aus GD21/GD55 bei 10,25/10,30 Euro. Wichtiger ist das Bündel aus langfristiger Abwärtstrendgerade und 200-Tage-Durchschnitt bei 10,50 Euro. VERKAUFEN
MAN
Ausgehend von der sehr soliden Unterstützung bei 32/32,50 Euro könnte die Aktie schon bald wieder einen Angriff auf das Fünf-Jahres-Hoch von Mitte März bei 36,80 Euro starten. Die stabilisierenden Faktoren rühren von einer horizontalen Unterstützung, vom 200-Tage-Durchschnitt sowie von der langfristigen Aufwärtstrendgeraden her. Gelingt der Ausbruch, dürfte die Aktie die historischen Hochs im Bereich von 40 Euro anpeilen. Weiter KAUFEN mit Stop loss 30,50 Euro.
Metro
Der Titel testet mit einem zwischenzeitlichen Vier-Monats-Tief die 40-Euro-Marke. Sie ist von besonderer Bedeutung, weil sich dort nicht nur ein horizontaler Bereich befindet, sondern auch der 200-Tage-Durchschnitt. Als zusätzlicher Puffer fungiert eine langfristige Aufwärtstrendgerade bei derzeit knapp 39 Euro. Orientiert sich die Aktie wieder nach oben, warten Barrieren bei 43 und vor allem am Drei-Jahres-Hoch um 44,50 Euro. Wird auch dieses überwunden, ist Platz bis 47 Euro. Zunächst HALTEN mit Stop loss 38 Euro.
Münchener Rück
Im gestrigen Handel wurde noch einmal die Unterstützungszone bei 83/84 Euro erfolgreich getestet. Nach einem Durchbruch könnte sich die Aktie zwar um 80 Euro fangen. Realistischerweise müsste man sich aber auf einen Fall bis 70/73 Euro einstellen. Als erster Widerstand zeigt sich dagegen die Kombination aus Notierungslücke und 21-Tage-Linie bei 89,10/90,00 Euro. Bei 91/92 Euro gibt es zudem das massive Barrierenbündel aus horizontaler Zone und moderater langfristiger Abwärtstrendgerade. Weiter HALTEN mit Stop loss 79,90 Euro.
RWE
Am 5. Juli stieg die Aktie auf ein Sieben-Jahres-Hoch und war nur noch knapp zwei Euro vom Rekordstand entfernt. Der Bereich 54,50/56,50 Euro stellt dann auch den letzten Widerstand für die Aktie dar. Eine frühere Barriere bei 51 Euro markiert dagegen die erste Unterstützungszone. Ungleich wichtiger ist die langfristige Aufwärtstrendgerade bei knapp 49 Euro. Die 200-Tage-Linie ist inzwischen bis auf 44,75 Euro gestiegen. Weiter KAUFEN mit Stop loss 44,50 Euro.
SAP
Der Technologietitel schaffte Ende Mai den Ausbruch über die Abwärtstrendgerade, die sich durch Verbindung des historischen Tops mit lokalen Hochpunkten zwischen November 2004 und Januar 2005 ergab. Der Versuch, nachhaltig über die Barriere bei 143/145 Euro auszubrechen, scheiterte zunächst, sollte aber tendenziell gelingen. Dann dürfte die massive Barriere um 180 Euro angesteuert werden. Als Unterstützung hat sich im gestrigen Handel der 55-Tage-Durchschnitt bei um 133 Euro bewährt. Wichtig erscheint auch die Kombination aus horizontaler Zone und 200-Tage-Linie bei 125,50/130,00 Euro. Weiter KAUFEN mit Stop loss 124,50 Euro
Schering
Die Aktie orientiert sich wieder Richtung Unterstützungszone 48,50/49 Euro. Nach einem Durchbruch drohen Abschläge bis gut 44 Euro. Dagegen gibt es schon bei etwa 51,70 Euro die erste größere Widerstandszone in Form der 21- und 55-Tage-Linie. Auch die horizontale Zone bei gut 54 Euro stellt eine nicht zu unterschätzende Barriere dar. Die recht moderate langfristige Abwärtstrendlinie ist derweil bis etwa 56 Euro gefallen. Zunächst weiter HALTEN mit engem Stop loss 48,50 Euro.
Siemens
Seit mehr ale einem Jahr bewegt sich der Titel per saldo seitwärts. Auf der Oberseite ist es zunächst eine Notierungslücke zwischen 61,65 und 61,85 Euro - sie wird zusätzlich von der 21-Tage-Linie verstärkt - die neuen Kursavancen im Wege steht. Darüber hinaus gibt es eine massive horizontale Barriere, die bei etwa 63,60 Euro beginnt und bis an das obere Ende einer Notierungslücke bei 64,15 Euro hinauf reicht. Unterstützung gibt es von einer moderaten zweijährigen Aufwärtstrendgeraden, die inzwischen bei knapp 57 Euro angekommen ist. Unterhalb von 56 Euro wäre zunächst Luft bis 53 Euro. HALTEN mit Stop loss 55,90 Euro.
ThyssenKrupp
Seit März kennen die Kurse nur noch eine Richtung - und die zielt leider nicht auf den massiven Widerstandsbereich zwischen 18 und 19 Euro, von dessen Überwindung die Bullen damals noch träumen konnten. Mittlerweile wäre schon eine Rückeroberung der bei rund 16 Euro notierenden 200-Tage-Linie als Erfolg zu werten. Realistischer ist es aber, sich auf einen Durchbruch der ohnehin schwachen Aufwärtstrendlinie bei knapp 14 Euro vorzubereiten. VERKAUFEN.
TUI
Zwischenhochs vom März 2003, März und Juli 2005 lassen sich zu einer Abwärtstrendlinie verbinden, die derzeit bei gut 21 Euro ebenso von Belang ist wie der mittelfristige Aufwärtstrend, der zusammen mit der 55-Tage-Linie gestern ernsthaft auf dem Prüfstand war. Der Bereich 19,50/20,00 Euro sollte nicht durchbrochen werden, sonst ist ein Test der 200-Tage-Linie bei 18,50 Euro wahrscheinlich. Oberhalb von 21,25 Euro liegt das Ziel dagegen zunächst beim Zwei-Jahres-Hoch von 22,30 Euro. Darüber wäre Platz bis zur nächsten auffälligeren horizontalen Zone um 23,50 Euro. Zunächst HALTEN mit Stop loss 17,90 Euro.
Volkswagen
Mit dem jüngsten 52-Wochen-Hoch wurde die nächste auffällige horizontale Widerstandszone bei 39 Euro bis auf wenige Cent erreicht. Viel wichtiger ist ohnehin die bei knapp 40 Euro verlaufende, vom Allzeithoch des Jahres 1998 ausgehende Abwärtstrendgerade. Sie stellt den wirklichen Gradmesser dar. Nach einem Ausbruch sollte tendenziell der horizontale Bereich bei 45/47 Euro angesteuert werden. Um Angriffe auf die Barriere lancieren zu können, sollte möglichst die Unterstützungszone 35,80/37,80 Euro (horizontal, GD21+55) nicht mehr durchbrochen werden. Zunächst HALTEN mit Stop loss 34,90 Euro.
Quelle: BörseOnline