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Alt 08-07-2005, 21:15   #257
Starlight
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Die große Angst vor „Dennis“

„Dennis“ schafft, was Alan, George und selbst Osama zuletzt nicht schafften: Er bewegt die Börse. Während die Indizes an der Wall Street zuletzt jeder Zinsanhebung, jeder Rede aus dem Weißen Haus und sogar den Bombenanschlägen auf London trotzten, zittert man jetzt vor einem Wirbelsturm, der die Öl-Produktion im Golf von Mexiko gefährdet.

Und was könnte es in diesen Tagen schlimmeres geben, als die Öl-Produktion zu beeinträchtigen. Amerika befindet sich mitten in der Hauptreisezeit, da nicht einmal ein Rekord-Benzinpreis von 1,85 Dollar pro Gallone Wochenendausflüge zu streichen vermag. Nach dem Sommer kommt mit dem Winter die Heizsaison, für die schon vorab manche Experten eine Öl-Knappheit prophezeihen. Gleichzeitig versucht ein chinesischer Konzern den Amerikanern den Produzenten Unocal wegzukaufen, während die Lage im Golf – wo immer noch der größte Teil der amerikanischen Öl-Importe gefördert wird – weiter alles andere als stabil ist.

Ausgerechnet in solchen Zeiten bläst „Dennis“ über das Karibische Meer, der Wirbelsturm hält am Freitag mit etwa 215 Stundenkilometern auf den Golf von Mexiko zu. Dort könnte er für Millionenschäden an Öl-Plattformen sorgen, lange bevor er irgendwann am Sonntag oder Montag zwischen Florida und Louisianna an Land gehen dürfte.

Wie hoch die Schäden sein könnten, glauben Experten recht genau beziffern zu können. Immerhin hatte erst vor einem Jahr der Hurrikan „Ivan“ eine ähnliche Route durch den Golf gewählt. Die Schadensbilanz damals: 7,25 Prozent der Jahresproduktion oder 43,8 Millionen Fass gingen den Unternehmen verloren. Auf die täglichen Kapazitöten umgerechnet könnte „Dennis“ 3,5 Prozent der Produktion oder 47 957 Fass pro Tag kosten. Dazu kommt ein wahrscheinlicher Wegfall von 10 Millionen Kubikmeter Gas oder 3,7 Prozent oder Produktion.

Welcher Sachschaden an den Plattformen entstehen könnte, ist vorab schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall aber ist die Gefahr konkret: „Dennis“ hat bereits für die Evakuierung von 69 Plattformen gesorgt, die nach Einschätzung des Wetterdienstes und der betroffenen Unternehmen direkt gefährdet sein sollen.

„,Dennis’ ist jetzt ein Hurrikan der vierten Kategorie mit realen Risiken“, fasst Jason Schenker zusammen, der Öl-Analyst der Wachovia Bank. „Die Preisverschiebungen in den nächsten Tagen dürften damit fast ausschließlich wetterbedingt sein.“

L © Wall Street Correspondents Inc.
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