London 2012“ spart New York eine Menge Geld
Jubel in London, Trauer und Enttäuschung in Paris… allein in New York lässt sich die Stimmung nach der erfolglosen Olympia-Bewerbung nicht auf einen Punkt bringen. Der Grund: Die Stadt war von vorneherein gespalten. Während die einen für „NYC 2012“ kämpften, scheuten die anderen Stress und Kosten für die Metropole am Hudson.
Sicher ist es für jede Stadt eine Ehre, die Olympischen Spiele zu veranstalten und die Welt zu sich einladen zu dürfen. Allein, vor allem letzterer Punkt ist für New York wenig spannend. Immerhin sieht sich die Metropole – laut eigenem Werbeslogan – ohnehin als „zweite Heimat für die Welt“. Und genau das ist auch der Punkt, der die Olypiade von vorneherein uninteressant machte für alle die, denen es weniger um persönliche Profilierung und gute Geschäfte für ein paar auserwählte Unternehmen ging als um das Allgemeinwohl.
Letzteres hängt nämlich an einer ganz einfachen Rechnung: Was kosten die Spiele? Was bringen die Spiele? Die Differenz aus diesen beiden Faktoren ergibt den Gewinn oder Verlust – und für New York war die Rechnung immer umstritten.
So ergeben sich die Kosten für die Olympiade aus dem Bau-Aufwand für neue Stadien und andere Sportstätten, dem Bau und der Ausstattung eines olympischen Dorfes für die Athleten sowie dem gigantischen Sicherheits-, Personal- und Marketing-Aufwand. Der Nutzen für den Veranstalter ergibt sich zum Teil aus Sponsorengeldern, zum Teil aus Eintrittsgebühren, vor allem aber aus dem Umsatz, den Millionen von Olympia-Touristen in die Stadt bringen, die sich schließlich nicht nur bei den Spielen, sondern auch in Hotels und Gaststätten aufhalten, die Flughafengebühren und Mietwagen bezahlen und den Einzelhandel vor Ort stärken.
New York allerdings, so die Olympia-Kritiker, hat einen ausreichend starken Touristenstrom. In der Hauptreisezeit im Sommer – und in diese Zeit fallen die Spiele 2012 – sind die Hotels weitgehend ausgebucht, für Restaurants und Broadway-Shows gibt es Wartelisten. Dazu ist die Infrastrukur auch ohne Olympiade völlig überlastet. Auf einen nenneswerten Olympiabonus hatten die Möchtegern-Veranstalter nie wirklich hoffen dürfen. Die „12 Milliarden Dollar und 135 000 neue Jobs“, die das Kommittee um den New Yorker Vize-Bürgermeister Doctoroff auf seiner Website verspricht, werden von vielen Experten angezweifelt.
In anderen Städten ist die Lage anders: Zwar musste Athen für die Spiele in 2004 satte 12 Milliarden Dollar investieren und damit etwa 5 Prozent des gesamten griechischen Bruttoinlandsproduktes. Doch steckt davon so viel in einer deutlich verbesserten Infrastruktur, dass Experten der antiken Hauptstadt einen Sprung um mindestens zwanzig Jahre in die Zukunft attestiert haben.
New York bietet solches Potenzial nicht, dafür wäre man auf den hohen Kosten sitzen geblieben. Bis zu 2 Milliarden Dollar hatte die Stadt New York zuletzt für ein höchst umstrittenes neues Stadion an der Westseite Manhattans bereitgelegt, das eine Mehrheit der New Yorker dort nie wollte. Der Sicherheitsaufwand, der in den letzten Jahren ohnehin gestiegen ist, wäre ausgerechnet in der 9/11-geprüften Metropole kaum zu tragen gewesen. Zum Vergleich: Während die Sicherheitsmaßnahmen bei den Spielen 1996 in Atlanta noch 150 Millionen Dollar gekostet hatten, bilanzierte man für Athen 2004 bereits 1,5 Milliarden Dollar. Die Kosten für New York 2012 wären um ein Vielfaches höher ausgefallen.
Dazu kommen die Folgekosten für die Veranstalter. Die Olympiastadt Sidney zahlt seit den 2000er-Spielen jährlich 32 Millionen Dollar für die Instandhaltung der damals gebauten Anlagen, die seither allerdings wenig genutzt werden. Der Mountainbike-Park wurde mittlerweile mangels Interesse geschlossen, das Reitstadion verheizt jährliche Subventionen von etwa 1 Million Dollar. Der Sidney Superdome, der seinerzeit für die Basketball- und Turn-Entscheidungen gebaut worden war, hat unlängst Konkurs angemeldet.
Solche Schicksale bleiben den New Yorkern nun erspart – zunächst einmal, und wahrscheinlich auch für sehr lange Zeit. Denn von einer Bewerbung für die Spiele in 2016 will Bürgermeister Bloomberg zunächst nichts wissen. Der Nationale Olympische Kommittee der USA wird sich unterdessen überlegen, ob man nicht beim nächsten Mal statt der größten, dichtest besiedelten und von Touristen meist heimgesuchten Stadt eine andere Metropole antreten lässt. Für zig Städte zwischen Boston und Denver, Sacramento und Chicago würden sich die Spiele bei ähnlich hohen Kosten unter Umständen lohnen.
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