G8 berät über Öl und Yuan
Wenn sich am Wochenende die Finanzminister der G8-Staaten in London treffen, dann wird die internationale Presse vor allem ein Thema in den Mittelpunkt stellen: die Entwicklungshilfe für Afrika. Dieser Punkt beherrscht vorab die Tagesordnung, doch konzentriert sich die Wall Street auf zwei andere Themen: Öl und China.
Letzteres ist ein Thema, das vor allem die Amerikaner interessiert, die seit langem eine Neubewertung des Yuan fordern. Finanzminister John Snow scheiterte zuletzt regelmäßig mit Aufrufen und Drohungen an die Chinesen, die ihre Währung direkt an den Dollar gekoppelt haben und seit geraumer Zeit von Vorteilen in Import und Export profitieren, die der amerikanischen Industrie große Sorgen bereiten.
Ganz wirkungslos sollen die Appelle aus Washington indes nicht verhallt sein: Wie die New York Times am Freitag unter Berufung auf chinesische Quellen berichtet, treffen sich führende Finanz- und Wirtschaftspolitiker zur Zeit beinahe täglich, um über die Zukunft des Yuan zu beraten. Beliebteste Alternative zur Dollar-Kopplung ist demnach eine Kopplung des Yuan an einen Währungs-Korb, in dem neben dem Greenback auch der Euro, der Yen und möglicherweise das britische Pfund vertreten sein sollen.
Während die chinesische Währung gegenüber dem Dollar damit ein wenig flexibler wäre, würde sich an der Bewertung zunächst nicht viel ändern. Chinesische Experten werden sich hüten, den Yuan zu schnell zu teuer zu machen und peilen nach Angaben der Zeitung einen Umrechnungskurs zum Dollar an, der nahe bei dem aktuellen liegt.
Diskussionen am Wochenende könnten durchaus zu einer Entscheidung im Dollar-Yuan-Streit führen, denn China – obwohl nicht Mitglied der G8 – wird an dem Finanzgipfel in London teilnehmen.
Neben den Chinesen dürfte die russische Delegation eine Zeit lang im Mittelpunkt stehen, denn unter den G8-Staaten ist Russland der einzige relevante Öl-Förderer. Mit dem, und später auch mit den arabischen und südamerikanischen Staaten, soll der Informationsfluss geklärt werden, den zahlreiche Experten für die aktuelle Volatilität am Öl-Markt verantwortlich machen.
Tatsächlich gibt es zur Zeit wöchentlich widerwprüchliche Daten von Russland und Opec, aber auch auf Verbraucherseite von den Amerikanern, die eine langfristige Kalkulation für Öl unmöglich machen. Dies zu ändern könnte nicht zuletzt Unsicherheit aus den Aktienmärkten nehmen und den Handel bereits in den Sommermonaten etwas entspannen.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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