Intel inside: Apfel mit Wurm?
Die Strategie von Apple ist spätestens seit Einführung des iPod klar: Der bisherige Nischen-Anbieter will endlich größer werden. iMac und iBook sollen künftig nicht nur bei eingeschworenen Fans stehen, sondern auch bei den 97 Prozent des Marktes, die bisher Microsoft-gepowerte Maschinen bei Dell, Gateway und Hewlett-Packard gekauft haben.
Der Weg vom Außenseiter mit Kultstatus zum Massenfertiger führt bei Apple über zwei Schritte: Akzeptanz steigern und Preise senken. Dabei hat man die erste Etappe weitgehend hinter sich – mit Erfolg. Der iPod ist der beliebteste mp3-Spieler auf dem Markt, obwohl er in mehreren Tests nicht immer als das beste Gerät abschnitt und auch keinesfalls das billigste ist.
Für den Erfolg des Spielers gibt es mehrere Gründe: die Eleganz des per Drehscheibe gesteuerten Geräts, das poppige Marketing, die gut bestückte und doch einfach zu bedienende Musikdatenbank iTunes. Größter Coup von Apple-Chef Steve Jobs war allerdings die Einführung eines iPod für Windows, der als trojanisches Pferd arbeitete und auch nach Einschätzung mehrerer Analysten immer mehr PC-User ins Mac-Lager holen könnte…wäre da nicht der hohe Preis für die Apple-Computer.
An diesem zweiten Schritt also arbeitet man jetzt. Die Preise für iMac und iBook müssen runtergeschraubt werden. Um die Margen nicht opfern zu müssen, setzt Apple nun auf billigere Komponenten – und kauft Chips von Intel. Das mag für Steve Jobs eine kleine Managementeitscheidung sein, für Apple-User ist es eine Revolution. Eine gefährliche und unerwünschte, allerdings, schließt sich doch der Computerzwerg endgültig der „Achse des Bösen“ an: „Wintel“ heißt das Übel bei Apple-Fans, es beschreibt die Allianz von Intel und dem Microsoft-Betriebssystem Windows, die weltweit den Computermarkt dominiert.
Steve Jobs wird es nun nicht egal sein, wenn sich seine treuen und loyalen Fans ärgern. Zumal es bei Apple oft ganz familiär zugeht. Auf der MacWorld laufen sich zweimal jährlich die immer gleichen Bekannten über den Weg, Manager plaudern mit Bloggern, Steve Jobs fährt in Blue Jeans und schwarzem Rolli stehende Ovationen ein. Allerdings wird sich der Apple-Chef auch keine allzu ernsten Sorgen machen müssen. Kaum ein Fan wird aus Intel-Frust dem Mac den Rücken kehren – außer den „Wintel“-Boxen gibt es schließlich keine Alternativen. Wachstum über die bisherige 3-Prozent-Grenze hinaus ist Jobs hingegen sicher: Mancher Analyst geht davon aus, dass Apple mit günstigeren Preisen seine Marktanteile verdoppeln kann.
Wenn auf den formschönen Apple-Maschinen künftig also „Intel inside“ steht, dann mag damit für manchen eingeschworenen Fan der Wurm drin sein. Für Steve Jobs – und letztlich auch für die Aktionäre – kommt der Intel-Prozessor allerdings einer Kraftspritze gleich, die Apple auf ein neues Umsatzniveau pushen könnte.
Die Verlierer bei dem Deal sind derweil die beiden Unternehmen, die Apple bisher mit Chips beliefert haben: IBM und Freescale. Wirlich sorgen müssen sich die beiden Firmen aber nicht machen. Bei Freescale, der einstigen Chip-Tochter von Motorola, sorgte Apple zuletzt für 3 Prozent des Umsatzes, und auch bei IBM dürfte nach Ansicht von Goldman Sachs die Schlagzeile in der Computerpresse schmerzhafter sein als der Ausfall des Kunden Apple. Nach Abschied des letzten großen Computerkunden dürfte sich Big Blue einfach noch mehr aus seine aktuelle Stärke konzentrieren: Chips für Spielkonsolen. Sowohl die Microsoft Xbox als auch die Sony Playstation laufen mit IBM-Prozessoren.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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