Home Erste Einsätze auf schwächere DAX-Kurse Seite 2/2
[ 27.05.05, 09:00 ]
Obwohl sich die Stimmung etwas eingetrübt hat, geht die Mehrzahl der DAX-Anleger weiterhin von steigenden Kursen aus. Die Bullen warten geduldig auf neue Höchstände des DAX-Index. Erst dann wollen sie scheinbar Gewinne mitnehmen. Zumal der Index trotz des angeschwollenen Bärenlagers nach unten gut abgesichert ist. Eigentlich hätte es für den DAX eine geruhsame Woche werden können. Bis vergangenen Freitag erwarteten viele Analysten, dass die Seitwärtsbewegung der deutschen Aktien anhält. Selbst der kleine Verfallstermin verstrich folgenlos. Politische Einflussfaktoren aus der Wahl in Nord-Rhein-Westfalen hatte kaum jemand auf der Rechnung für die neue Börsenwoche. Natürlich wissen wir, dass politische Börsen kurze Beine haben. Aber ganz ohne Einfluss scheinen die vorgezogenen Neuwahlen nicht auf die Entscheidungen der Börsianer geblieben zu sein. Denn nicht alle, die zuvor auf steigende Kurse gesetzt hatten, wollten bislang ihre Gewinne realisieren. Obwohl der DAX seit vergangenen Mittwoch 2,8 Prozent an Wert gewinnen konnte. Passend zu diesem Kursanstieg ging der Optimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, zurück. Womit sich der Stimmungsbarometer zwar noch in positivem Terrain, aber bereits unterhalb seines Jahresmittels bewegt.
Die verbliebenen Bullen der Vorperiode mag zweierlei getrieben haben: Zum einen die Hoffnung, bei vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland sei durch einen Regierungswechsel die ökonomische Lage positiver einzuschätzen. Zum anderen rein kurstechnische Erwägungen. Denn es hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder ausgezahlt, auf neue Jahreshochs zu warten - seien sie auch nur marginal höher. Um danach zu verkaufen, bzw. Short-Positionen einzugehen in der Erwartung, dass die Kurse wieder in den Keller gehen.
Einige Akteure haben nicht soviel Geduld aufgebracht. Die Zahl der Pessimisten ist immerhin um sieben Prozentpunkte gestiegen. Bei genauer Betrachtung der Wanderungen darf nicht übersehen werden, wie dieser Zuwachs bei den Baissiers zustande gekommen ist. Nur gut die Hälfte davon speist sich aus ehemaligen Bullen, die ihre Gewinne eingestrichen und somit langfristigen positiven Betrachtungen keinen Glauben geschenkt haben. Die andere Hälfte sind ehemalige Neutrale. Sie waren bislang ohne Engagements an der Seitenlinie des Börsengeschehens gestanden und stehen dem derzeitigen Geschehen skeptisch gegen über. Vielleicht lag es auch nahe, in der Nähe der Jahreshochs short zu gehen.
Per Saldo hat der DAX die Abgaben der abtrünnigen Optimisten ordentlich verkraftet, obwohl er seit Montag nicht mehr so richtig zulegen konnte. Deshalb könnten die verbliebenen Bullen bei weiter steigenden Kursen, vornehmlich jenseits der Jahreshochs, noch Sand ins Getriebe der Aufwärtsbewegung streuen. Doch das Börsenbarometer hat den ersten Stresstest gut überstanden. Und die neuen Bären? Sie warten auf die Abwärtskorrektur. Ihre Käufe werden bei fallenden Notierungen wieder einmal größeres Ungemach an der Unterseite verhindern und womöglich schon vor der 4.300-Punkte-Marke wieder greifen. Dieselbe Nachfrage könnte im Rahmen eines Short-Squeeze den DAX aus der für viele noch anhaltenden Seitwärtsbewegung nach oben heraus treiben.
Quelle: Joachim Goldberg, cognitrend