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Alt 03-05-2005, 19:11   #211
Starlight
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Zwischen Notenbank und Arbeitsmarkt

Nachdem der hektische Teil der Ertragssaison vorbei ist, steht die laufende Woche ganz im Zeichen einiger Konjunkturdaten und Ereignisse. Noch an diesem Dienstag steht die Zins-Entscheidung der Notenbank an, am Freitag aber wird mit dem Arbeitsmarktbericht der wichtigste Datensatz erwartet.

Daher auch nur kurz zur Fed: Die Sitzung des Offenmarktausschusses, die zur Zeit in der Notenbank-Zentrale in Washington im Gange ist, dürfte sein was man an der Börse ein „non-event“ nennt – ein Ereignis, das eigentlich gar keines ist. Greenspan & Co. dürften angesichts der höchst volatilen Märkte nicht für eine Überraschung gut sein, man ist es schließlich auch sonst selten.

Vielmehr ist damit zu rechnen, dass der Zinssatz um 25 Basispunkte auf fortan 3,0 Prozent angehoben wird. Es wäre das achte Mal in Folge, und damit hötte die Fed sicherlich „ein schrittweises Tempo“ verfolgt – ganz wie angekündigt, eben. Der weitere Gang der Zinspolitik wird auch an diesem Dienstagnachmittag wieder anhand der Presseerklärung der Fed erörtert werden. Und wenngleich da vieles offen ist, dürfte der Markt gelassen reagieren. Immerhin: Für weitere Zinsanhebungen spricht genau so viel wie dagegen, Kommentatoren finden sich für beide Seiten.

Umso wichtiger dürfte sein, was die Wall Street am Freitagmorgen über den Arbeitsmarkt erfahren wird. Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Monaten zu einem der wichtigsten Konjunkturfaktoren entwickelt, da der für zwei Drittel der US-Konjunktur zuständige Verbraucher immer mehr unter Druck gerät und allein gute Jobs ihn bei Laune halten können.

Am Dienstag freut sich die Börse über einen positiven Früh-Indikator zum Freitagsbericht. Nach einer Umfrage der privaten Arbeitsmarktforscher bei Challenger, Gray & Christmas ist die Zahl der Entlassungen im abgelaufenen Monat um satte 40 Prozent eingebrochen. Die neueste Zahl liegt damit deutlich unter den Durchschnittswerten der letzten Zeit und lässt auf eine nachhaltige Verbesserung der angespannten Situation hoffen.

Dass man im April auf den niedrigsten Stand an Entlassungen blickt, stimmt CGC-Chef John Challenger umso optimistischer, als man positive Schlüsse für den Sommer ziehen kann. „Im Sommer nimmt die Zahl der Entlassungen normalerweise ab“, weist der Experte auf saisonale Muster hin, die den Arbeitsmarkt weiter entspannen könnten.

Diese Hoffnung bestärkt eine zweite Umfrage. Danach planen amerikanische Arbeitgeber die Schaffung von 22 452 neuen Stellen, was ganze 21 Prozent über dem Vormonatsstand ist.

Ganz durch die rosarote Brille wollen die Arbeitsmarkt-Experten aber nicht in die Zukunft sehen: Schon in der Vergangenheit haben Arbeitgeber optimistischer geplant als später Stellen geschaffen wurden, und auch zur Zeit erwartet Challenger zunächst einmal andere Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität, darunter Investitionen in neue Maschinen und IT sowie eine Häufung von Überstunden.

Daovn ist momentan noch nichts zu spüren, und entsprechend reagiert der Markt auch nicht mit Luftsprüngen auf die Studien. Vielmehr wartet man ab, verlangt nach weiteren Zahlen, die am Freitagmorgen gemeldet und den Handel zum Wochenschluss dominieren werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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