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Alt 02-05-2005, 06:42   #7
Starlight
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Sell in May-Theorie

Von Christian DeHaemer

Es gibt ein altes Wall Street-Sprichwort, das sagt: "Sell in May and go away." Laut dem Barron's Magazin, das sich wiederum auf ADVFN – einen Anbieter von Finanzdaten mit Sitz in London – beruft, hätte das funktioniert. Man hätte 51 Przozent mehr Gewinn als die "Kaufen und Liegenlassen"-Fraktion machen können, wenn man von 1984 bis 2004 jedes Jahr von Oktober bis April voll investiert gewesen wäre und dann zum 1. Mai alles verkauft hätte, und erst im Oktober wieder eingestiegen wäre.

Ein weiterer Gesichtspunkt: In den vergangenen 22 Jahren ist der britische Aktienmarkt zwischen November und April 20 Mal gestiegen, und nur zweimal gefallen. Wenn man das mit dem Zeitraum Mai bis Oktober vergleicht, dann fällt auf, daß der Aktienmarkt in diesem Zeitraum nur zehnmal gestiegen, dafür aber zwölfmal gefallen ist. Die "Sell in May"-Theorie funktioniert auch für den Dow Jones. Von 1984 bis 2004 hätte man insgesamt 26 Prozent mehr Gewinn erzielt, wenn man nur in den Wintermonaten investiert gewesen wäre (und nicht das ganze Jahr über). Zu diesem Faktum sollte man hinzufügen, daß die durchschnittliche Länge eines Booms oder einer Stagnation historisch gesehen bei 16 bis 20 Jahren lag. Der letzte Bullenmarkt war der längste der Geschichte: Er dauerte 18 Jahre und endete im Januar 2000.

Aber von 1905 bis 1921 verloren "Kaufen und Liegenlassen"-Investoren Geld. Von 1929 bis 1950 verloren sie wieder Geld. Und von 1966 bis 1982. Denn das waren alles Bärenmärkte. Das waren insgesamt 52 Jahre Bärenmarkt im 20. Jahrhundert.

Wie Sie sehen: Solange man sich nicht in einem Bullenmarkt befindet, ist die "Kaufen und Liegenlassen"-Philosophie Unsinn. In den vergangenen sechs Jahren hat Warren Buffets "Berkshire Hathaway"-Fonds weniger als 2 Prozent pro Jahr mit dieser Vorgehensweise verdient.

Aber das bedeutet nicht, dass man in einem Bärenmarkt kein Geld verdienen kann. Das kann man durchaus. Sehen wir uns die zwei größten Bärenmärkte des letzten Jahrhunderts an: Den von 1929 bis 1950 beim Dow Jones und den von 1990 bis heute beim Nikkei. Der Dow Jones stieg trotz des übergeordneten Bärenmarktes zwischen 1932 und 1937 um 300 Prozent.

Die Perma-Bären werden immer auf die Ära von 1929 bis 1932 verweisen, also auf die Weltwirtschaftskrise. Aber deren Charts scheinen immer vor dieser 300 Prozent-Rallye zu enden. Diese Rallye beendete den Bärenmarkt allerdings nicht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte es der Dow Jones auf ein neues Hoch.

Und sehen wir uns Japan an. Zweieinhalb Jahre nach dem Crash von 1989/90 legte der Nikkei eine Rallye von 33 Prozent hin. Und im Jahr 1995 konnte er zwischenzeitlich 53 Prozent zulegen. Und im Jahr 1999 schaffte er 45 Prozent Plus. Das waren zwar nur Aufwärtsbewegungen im Bärenmarkt, diese Gewinne wurden danach wieder abgegeben. Aber sie zeigen, daß sich auch in einem Bärenmarkt mit Aktien durchaus Geld verdienen läßt.

Quelle: Instock
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