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Alt 29-04-2005, 20:37   #39
Starlight
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Die Abwärtstrends von Dax und Nasdaq werden sich fortsetzen
Von Wieland Staud, Staud Research



29. April 2005 Die Zeiten sind rauher geworden. Wo noch vor wenigen Wochen blitzsaubere, ungebrochene Aufwärtstrends die Charts bestimmten, haben sich in der Zwischenzeit ebenso eindeutige Abwärtstrends etabliert. Wohin das Auge auch blickt: Rund um die Welt scheint eine zweijährige Ära steigender Kurse abrupt zu Ende gegangen zu sein.


Ein besonderes Lied davon kann der Technologieaktienindex Nasdaq Composite singen. Seine Verluste seit dem Jahreshoch vom 3. Januar bei 2191 Punkten summieren sich inzwischen auf rund 13 Prozent. Viel schlechter war kaum ein bedeutender Index im Vergleichszeitraum. Und die Art und Weise, wie diese Abschläge zustande kamen, kann kaum Zweifel daran aufkommen lassen, daß auch die nächsten Monate von nachgebenden Kursen geprägt sein werden. Unterbrochen von möglicherweise sogar markanten Erholungsphasen - wie gerade jetzt von der Unterstützung um 1900 Punkte aus -, ist zunächst mit einem Rückgang der Kurse auf Werte um 1760 Punkte zu rechnen.

Nicht nur bei General Motors die Bären am Ruder

Zwei kurze Hinweise zu zwei Aktien: denen von General Motors und Fannie Mae. Letztgenannte erreichten nach Kursverlusten von annähernd 40 Prozent seit ihrer letzten Besprechung unser Kursziel von 49 Dollar. Zwar hat die aktuelle Stabilisierung durchaus das Zeug, ein wenig länger anzuhalten und die Aktie auch wieder in Bereiche um 60 Dollar zurückzuführen. Aber es kann so gut wie überhaupt kein analytischer Zweifel daran bestehen, daß mittel- und langfristig die Bären weiter am Ruder bleiben werden. Das neue Kursziel: 40 Dollar.

Vergleichbares gilt für den größten Automobilproduzenten der Welt. Die Aktien von General Motors notieren seit dem Jahr 2000 in einem ungebrochen langfristigen Abwärtstrend, der die Anteilsscheine von einst 94 auf nunmehr nur noch 26 Dollar zurückgeführt hat. Auch wenn gerade in den letzten beiden Wochen die Wahrscheinlichkeit für eine signifikante Erholung bis auf Kurse um maximal 31 Dollar deutlich gestiegen ist, wird daraus kaum mehr als ein willkommenes Intermezzo werden können. Irgendwann werden auch die Unterstützungen bei 25 und 23 Dollar den Weg alles Irdischen gehen und GM sich danach mit Kursen um 15 Dollar abfinden müssen.

Sorgen um den Dax

Auch der Deutsche Aktienindex Dax bewegt sich auf den vorgezeichneten Bahnen. Analytisch ist das zwar befriedigend. Wir beobachten aber mit einiger Sorge, wie der Dax das tut. Denn zum ersten Mal überhaupt steht seit der Ausweitung der Handelszeiten auf den Nachmittag im Chart ein Gap auf Basis der Wochenkurse. Zwischen dem Tiefstkurs der zweiten Aprilwoche (4309) und dem Höchstkurs der dritten Aprilwoche (4266) klafft eine Kurslücke (Gap) von nicht weniger als 43 Punkten. In dieser Zone kam kein Handel zustande; niemand war willens, dort Kauflimite in den Markt zu stellen. Eine einzigartige Entwicklung, die auf jeden Fall von einer unglaublichen, erstaunlicherweise nicht einmal in der Baisse zwischen 2000 und 2003 gesehenen Dynamik im Abwärtstrend zeugt.

Es ist grundsätzlich nicht leicht, eine abschließende analytische Interpretation für etwas zu finden, das bis dato nicht beobachtet werden konnte. Denn gerade die Technische Analyse lebt von der Beobachtung der Vergangenheit und versucht aus ihr Rückschlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Überträgt man aber auf dieses Wochen-Gap die analytischen Erfahrungen mit den sehr viel häufigeren Gaps auf Tagesbasis, dann muß es sich um ein "Opening Gap" handeln. Da diese Kurslücken im Regelfall am Anfang eines neuen Trends stehen, darf vermutlich auch dieses völlig neuartige Gap als Bestätigung einer verhaltenen Einschätzung der Zukunft des Dax gesehen werden.

Ganz kurzfristig besteht Hoffnung

Dennoch haben Gaps oft auch etwas Gutes; sie stehen für eine kurzfristige Übertreibungsphase. Zu viele Marktteilnehmer wollten in zu kurzer Zeit das gleiche und bereiteten damit den Boden für eine vorübergehende, den überlagernden Trend jedoch nicht gefährdende Gegenbewegung. Ganz kurzfristig besteht also Hoffnung.

Mittelfristig bleibt aber alles beim alten: Der Dax steht weiterhin auf schwachen Beinen. Seine Anfälligkeit schlechten Botschaften gegenüber wird in der nächsten Zeit besonders hoch sein; die Bereitschaft, auf positive Überraschungen zu reagieren, vergleichsweise gering. Darüber hinaus notiert er zweifelsfrei in einem mittelfristigen Abwärtstrend, dessen Ziel in Bereichen deutlich unter 4000 Punkten liegt. Kurzfristig darf spätestens ausgehend von den Unterstützungen zwischen rund 4080 und 4150 mit einer kurzlebigen Entspannung der Lage gerechnet werden.


Der Autor leitet die Staud Research GmbH in Bad Homburg.

Quelle:: F.A.Z.
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