Öl-Puts: Anleger verbrennen täglich Geld
von Mark Ehren
Wieder einmal ist der Ölpreis auf den höchsten Stand aller Zeiten gestiegen, doch viele Kleinanleger setzen auf das falsche Pferd. Sie wetten auf einen fallenden Ölpreis und ignorieren damit den Aufwärtstrend.
Seit Wochen löst die Handelsstatistik der Euwax Erstaunen aus: Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Privatanleger setzt auf einen fallenden Ölpreis. Besonders stark werden dabei die so genannten Mini-Futures der niederländischen Großbank ABN Amro gehandelt. Die bilden die Preisentwicklung der führenden Nordsee-Ölsorte Brent ab. Auch zu Wochenbeginn das gleiche Bild. Gegen Mittag standen 9.000 gehandelten Calls, damit setzt man auf steigende Preise, rund 155.000 gehandelte Puts gegenüber. In den vergangenen Monaten war es ähnlich. Es gab praktisch keinen Handelstag, an dem das Verhältnis umgekehrt war. An einigen Tagen wurden vierzigmal mehr Puts als Calls gehandelt. Daraus kann man ablesen, dass die Anleger nicht an weitere steigende Ölpreise glauben wollten, obwohl der Trend längst aufwärts gerichtet war. Doch nicht nur in Deutschland verhielten sich die Anleger so.
Auch an der New Yorker Warenterminbörse Nymex, wo Öl der Sorte "Light Sweet Crude" gehandelt wird, zeigt sich ein vergleichbares Bild. Die dortigen Handelsstatistiken zeigen, dass die Spekulanten im historischen Vergleich nicht außergewöhnlich stark in Calls positioniert sind. Erfahrungsgemäß kippen Aufwärtstrends aber meistens erst dann, wenn praktisch alle Marktteilnehmer auf steigende Kurse setzen.
Marktbeobachter warnen
Die Erwartung fallender Ölpreise ist kaum noch nachzuvollziehen. Selbst die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass leichte und schwefelarme Ölsorten wie beispielsweise die Nordsee-Sorte Brent im Jahresverlauf noch knapper werden.
Bekanntermaßen sind die für ihre bedachten Aussagen bekannten Marktforscher alles andere als Preistreiber. So hatte die IEA im Herbst 2004 einen Ölpreis von 45 US-Dollar noch als "irrationale Übertreibung" bezeichnet. Wenn nun selbst die IEA keine Entwarnung gibt, dürfte eine unvorsichtige Wette auf fallende Kurse auch weiterhin eher dem Ritt auf einer Rasierklinge gleichen.
Anleger sollten bedenken, wer sich gegen einen Trend stemmt, muss entweder viel Geduld oder sehr viel Geld mitbringen. Gewinner ist allerdings oft nur einer: Das Emissionshaus der Mini-Futures.
Quelle: ARD online
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