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Alt 01-03-2005, 09:49   #175
Starlight
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Zu viele Sorgen belasten die amerikanischen Anleger

Auch an einem Montag, der mit Schwäche in den großen Indizes beginnt, muss man die amerikanischen Börsen doch loben. Wer hätte schließlich gedacht, dass sich die Blue Chips in der vergangenen Woche so deutlich hätten erholen können? Zumal nach wie vor Ängste und Unsicherheiten die großzügige Anlage in Aktien erschweren.

Da mag das Investorenvertrauen laut einer neuen Umfrage vom Gallup-Institut lange gestiegen sein – anhalten dürfte dieser Trend nicht, der als psychologisches Fundament jeder Rallye nötig ist. Im Gegenteil: In einer detaillierten Nachfrage geben Anleger den Meinungsforschern zahlreiche Punkte an, über die man sich Sorgen macht. Und kein einziger dürfte sich auf absehbare Zeit in Wohlgefallen auflösen.

Im Gegenteil: Was Anlegern offensichtlich Sorgen macht, dürfte ihnen noch lange Kopfzerbrechen bereiten und irgendwann auch die Indizes wieder in den Keller knüppeln. Zunächst wären da nämlich geopolitische Sorgen. Der Irak und der Kampf gegen den Terrorismus stehen nach wie vor auf den vorderen Plätzen, wenn amerikanische Investoren künftige Risiken benennen. Und nach weiteren Selbstmordanschlägen zum Wochenbeginn mit mehr als einhundert Toten im Irak und der Ungewissheit über Iran, Libyen und Nordkorea sieht es auch nach den überraschend ruhig verlaufenen Wahlen im Irak nicht nach einer baldigen Entspannung aus.

Und was den Kampf gegen den Terror betrifft: Dass in Afghanistan zurzeit mehr Terror-Camps denn je arbeiten und militante Extremisten den Hass auf Amerika verbreiten, ist längst kein Geheimnis mehr.

Mit der Krise in Nahost hängt die nächste große Sorge der Anleger zusammen: der Ölpreis. Während das schwarze Gold am Montag nahr der 52-Dollar-Marke handelt, sagen 87 Prozent der Befragten, dass die hohen Energiepreise ihren Investments schaden. Mehr als die Hälfte der Befragten halten die negativen Auswirkungen des teuren Öls auf die Börse für signifikant.

Doch tragen nicht nur „die Anderen“ Schuld am schlechten Investitionsklima in den USA. Zu den meist genannten Sorgen der Anleger gehört die anhaltende Dollar-Schwäche. Fast zwei Drittel der Befragten halten den fallenden Greenback für ein Risiko, das schlechte Auswirkungen auf das eigene Portfolio haben dürfte. Eine Trendwende ist indes nicht in Sicht, wofür nicht zuletzt ein weitere Punkt verantwortlich ist, in dem fast achtzig Prozent der Investoren eine Gefahr sehen. Das hohe Defizit im US-Haushalt beschäftigt die Wall Street mehr, als Washington recht sein kann.

Wenige Tage vor dem großen Arbeitsmarktbericht am Freitag rückt auch dieses innenpolitische Thema wieder ins Blickfeld der Wall Street. Fast achtzig Prozent der Anleger sehen in der anhaltenden Verschiebung von immer mehr Stellen ins Ausland eine Gefahr für die eigene Konjunktur und Börse.

Und auch andere Faktoren treiben Anlegern den Schweiß auf die Stirn, darunter die Einwanderungspolitik mit zurzeit recht unkontrolliertem Zuwachs über die schlecht gesicherte mexikanische Grenze, aber auch die steigenden Lebenshaltungskosten und das Zinsniveau.

Die Gallup-Liste über die Unsicherheit unter Anlegern ist so lang und schwer, dass es sich bei einem jüngst gemeldeten Ansteig im Anleger-Optimismus nur um einen statistischen Ausrutscher handeln kann. Die wahre Stimmung unter Investoren lässt eine anhaltende Rallye nicht vermuten, und so ist auch nach der beeindruckenden Rallye der letzten Tage und bei einer Dow-Notierung von fast 10 800 Punkten keineswegs sicher, welche Marke der Standardindex als nächstes erreicht: die 11 000 oder die 10 000 Punkte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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