Auch dicke Dienstagsgewinne machen nur wenig Hoffnung
Was für ein Sprung: In fast olympischer Form katapultiert sich der Dow-Jones-Index am Dienstag um mehr als 125 Punkte in die Höhe – gemessen am Handel der letzten Wochen ist das nicht Hochsprung, sondern Stabhochsprung. Die fundamentalen Probleme der US-Börsen sind indes nicht vergessen, streng genommen ist nicht einmal der Trend gebrochen.
Als Börsenlegende Art Cashin vom Investmenthaus Piper Jaffray jüngst auf dem Parkett von der „Head and Shoulder“-Formation im Dow sprach, da sprach er etwas Schockierendes aus. Das genannte Chartmuster gehört zu den gefürchtetsten an der Wall Street, weil es oft steil abfallende Kurse ankündigt.
Die aktuelle „Head and Shoulder“-Formation lässt sich angesichts eines Dow-Charts leicht ablesen, aber mit ein paar Daten und Zahlen auch beschreiben. Eine November-Rallye brachte den Dow in eine etwa zwei Wochen lange Handelsspanne zwischen 10 400 und 10 600 Punkten – im Bild wäre das die linke „Schulter“. Die Rallye Ende Dezember setzte den Blue Chips bei 10 900 Punkten einen „Kopf“ auf, bevor es so steil wie präzise spiegelverkehrt wieder abwärts ging. Zurzeit bildet der Index die rechte „Schulter“ wieder in einer Handelsspanne von 10 400 bis 10 600 Punkten.
Dass der Dow über das zurückliegende Wochenende und bis am Montagabend nach unten aus der Spanne ausgebrochen ist und deutlich unter den magischen 10 400 Punkten handelte, macht die Sache nicht besser.
Auch verblasst selbst ein an und für sich respektabler Tagesgewinn von 125 Punkten vor dem Hintergrund, dass der Dow im Januar bereits etwa 520 Punkte verloren hat. Es ist recht unwahrscheinlich, dass sich der Standardindex noch weitere drei Mal in dieser Woche dreistellig verbessern und damit den Januar retten kann – zumal auch die Dienstagsgewinne längst nicht eingefahren sind. In der letzten Handelsstunde einbrechende Kurse haben Anlegern zuletzt mehr als einmal den Tag verdorben.
Auch tut man sich auf dem Parkett schwer, den dreistelligen Gewinn am Dienstag als Zeichen wahren Optimismusses zu feiern. Im Gegenteil: Wo schon der vorsichtig freundliche Handelsauftakt am Montag Schnäppchenjägern zugeschrieben wurde, wird der Dienstagshandel ebenso auf das Konto der Zocker und Daytrader geschrieben. Einige wirklich gute Quartalszahlen können daran nichts ändern, zumal zumindest ein Teil der bisherigen Tagesgewinne erneut dem fallenden Ölpreis zugeschrieben werden muss.
Ein starker Tag in dieser Woche macht also keinen Trend. Die Wall Street hofft weiter auf ein einigermaßen erträgliches Januar-Ergebnis, zumindest notfalls aber darauf, dass ein schwacher Januar keineswegs den Trend für das Jahr angeben muss.
Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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