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Alt 27-12-2004, 20:33   #112
Starlight
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Wall Street: Im Sog der Tsunamis

Die verheerende Naturkatastrophe in Asien wirkt sich auf die Stimmung an der Wall Street kaum belastend aus. Inzwischen heißt es, annähernd 23 000 Menschen seien durch das Seebeben und die anschließenden Tsunamis ums Leben gekommen. Es werden noch immer Tausende Menschen vermisst.

Fischerei-Städtchen sind dem Erdboden gleich gemacht, und die geldsprudelnden Touristen-Resorts großenteils zerstört. Und doch ist der mit Abstand größte Verlust nicht wirtschaftlicher Natur, sondern der schmerzlich hohe Verlust an Menschenleben.

Der aus den seismischen Wellen resultierende Schaden dürfte vor allem die Konjunktur in Sri Lanka und Thailand hart treffen. Kaum hat sich der Tourismus in Thailand von den politischen Unruhen und dem SARS-Virus erholt, kommt der für das Land wichtige Sektor nun erneut zum Erliegen.

Was die Konjunktur und Aktienmärkte der gesamten asiatischen Region betrifft, rechnen Analysten mit keinen nachhaltigen Folgen. „Die tragischen Ereignisse werden sich kurzfristig zwar auswirken, trotzdem sehen wir keinen Anlass die Wirtschaftsprognosen zu senken“, zieht J.P. Morgan Bilanz. Die Ausgaben für den Aufbau der beschädigten Resorts und die Infrastruktur dürften die geringeren Einnahmen durch den ausbleibenden Tourismus auffangen.

An der Wall Street halten sich die Reaktionen in Grenzen. Laut Hilton seien fünf Hotels durch die Tsunamis leicht beschädigt worden. Auch wenn sich der Schaden derzeit nur schwer übersehen lässt, rechnet das Management mit keinen einschneidenden Finanzfolgen.

Geht es nach dem Brokerhaus Smith Barney, dürfte der Schaden bei dem Konkurrenten Four Seasons größer ausfallen. Die operativen Gewinne der Region dürften unter Druck geraten, mahnt der Analyst. Acht der fünfzehn dort betriebenen Hotels seien durch die Katastrophe getroffen worden. Gegen einen kurzfristigen Ausfall der Managementgebühren sei die Hotel-Gruppe wohlgemerkt versichert.

Was die anfallenden Versicherungsschäden betrifft, scheint die Branche dennoch ziemlich ungeschoren davon zu kommen. Die meisten US-Versicherungen sind in der Region kaum vertreten und haben daher ein nur geringes Finanzrisiko. Viele haben sich außerdem durch Rückversicherungen abgesichert.

Obwohl der Schaden voraussichtlich mehrere Milliarden Dollar übersteigt, dürften Versicherungen kaum zur Kasse gebeten werden, schätzen die Analysten von Prudential Equity. Die besonders hart getroffenen Regionen waren gegen derartige Eregnisse kaum versichert. Die Versicherungsschäden dürften folglich nur moderat ausfallen. Laut ersten Schätzungen dürfte die American International Group und der Rückversicherer Ace Ltd. die größten Versicherungsschäden aufweisen. Beide Aktien geraten minimal unter Abgabedruck. Mögliche Schieflagen könnte ebenfalls bei RenaissanceRe und XL Capital anfallen.

Gemessen an dem weiterhin sinkenden Ölpreis scheint auch der Öl- und Gas-Industrie kein größerer Schaden zu drohen. So hat ExxonMobil bereits mitgeteilt, dass eine Gasbohrinsel in der Region durch die Ereignisse nicht beschädigt wurde.

Es gibt sogar einen großen Gewinner: die Aktien von Taylor Devices profitieren von dem tragischen Seebeben. Der Kurs legt im frühen New Yorker Handel über 80 Prozent zu. Die Technologie des Unternehmens dient in weltweit über 130 Gebäuden und Brücken als Erdbeben-Frühwarnsystem.


© Wall Street Correspondents Inc.
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