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Alt 15-12-2004, 20:18   #102
Starlight
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US-Dollar: Greenback unter Beschuss

Der US-Dollar gerät zur Wochenmitte gleich an mehreren Fronten unter Beschuss. Das ausländische Interesse an US-Wertpapieren hat im Oktober merklich nachgelassen.

Statt den erwarteten Käufe von 63 bis 65 Milliarden Dollar wurden lediglich Anleihen und Aktien im Wert von 48 Milliarden Dollar durch ausländische Investoren aufgesammelt. Die Quote liegt damit weit unter den 67 Milliarden Dollar vom Vormonat und erreicht das niedrigeste Niveau seit Oktober letzen Jahres.
Und damit nicht genug der schlechten Nachrichten.

Wie bereits am Dienstag verkündet wurde, expandierte das Handelsbilanzdefizit im Oktober auf ein Rekordniveau von 55,5 Milliarden Dollar. Da Importe im Oktober überraschend stark zugelegt haben, reduziert Morgan Stanley die Erwartungen für das BIP. Statt 4,4 Prozent sei im laufenden Quartal nur noch mit einer Wachstumsrate von 3,9 Prozent zu rechnen. Weitaus wichtiger ist jedoch ein ganz anderer Faktor: Ausländische Investoren haben nicht genügend Staatsanleihen gekauft, um das Defizit vollends zu finanzieren. Eine für den Dollar schlechte Nachricht.

Für den Greenback kündigt sich schon der nächste Schlag in die Magengrube an. An der Wall Street warten Marktteilnehmer auf die Bekanntgabe des Leistungsbilanz-Defizits. Die Finanzlücke soll im dritten Quartal auf knapp 170 Milliarden Dollar gewachsen sein.

Bleibt es bei diesem Tempo im vierten Quartal, erreicht die Schieflage in der Leistungsbilanz in diesem Jahr etwa 700 Milliarden Dollar. Sollen ausländische Investoren das Defizit weiter finanzieren, müssen täglich über 2 Milliarden Dollar aus Übersee angekarrt werden. Die USA absorbieren mittlerweile fast 80 Prozent der jährlich bei Seite gelegten Ersparnisse.

US Finanzminister John Snow entpuppt sich für den Dollar auch nicht als sonderlich große Hilfe. Laut Snow liege es in der Natur der Währungsmärkte, sich selbst zu korrigieren. Damit gibt anscheinend auch die amerikanische Regierung grünes Licht für eine voranschreitende Abwertung des Dollar.

Die Europäer und Japaner halten die Turbulenzen an den Währungsmärkten zwar für nachteilig, können den Trend aber ohne Unterstützung der USA nicht stoppen. Presseberichten zu Folge ist die Bush Regierung erst bei einem Dollar von unter 1,45 zum Euro bereit zu intervenieren.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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