Beim Nachdenken über die Börse ist man oft dem Wahnsinn nahe.
Was wird nun mit der Börse? Weiter hoch, wie alle es erwaten? Bereits in meiner letzten Kolumne habe ich aufgezeigt, wie paradox die Börse zu jedem Zeitpunkt ist und sein muss. Wenn alles klar ist, ist nichts mehr klar. Untersucht man das einmal logisch-theoretisch, dann merkt man, dass jede Aussage, die innerhalb eines Systems über das System als Ganzes gemacht wird, paradox werden kann.
Das bekannteste Beispiel für diesen Sachverhalt ist der bekannte Ausspruch von Epimenides dem Kreter, der sagt: „Alle Kreter lügen.“ Denn wenn dieser Satz richtig ist, dann ist er falsch (weil er ja gelogen wäre). Und wenn er falsch ist, dann ist er richtig (weil ja alle Kreter lügen). Man befindet sich hier also in einer Situation, die paradox und unentscheidbar ist. Sprich: Man kommt nicht weiter, befindet sich in einem Kreisprozess und unentrinnbaren Zirkel.
Ganz allgemein treten immer dann Probleme auf, wenn innerhalb von etwas Gedachtem ein eigenständiges Denken auftaucht. Deswegen lässt sich auch das Denken selbst in unserem wissenschaftlichen Weltbild nicht thematisieren. Das, was wir von der Wirtschaft und der Börse wissen, ist eine von uns vorgestellte Struktur, in der aus logischen Gründen nichts und niemand Platz hat, der sich selbst Vorstellungen machen kann.
Aus diesem Grunde können wir in der Wirtschaft und an der Börse keine Vorhersagen machen. Und aus diesem Grunde ist unser wirtschaftliches Weltbild statisch und nicht in der Lage, die Dynamik des Geschehens angemessen zu erfassen. Denn schließlich ist es ja das täglich neue Denken und Vorstellungen-Machen von Millionen Menschen, was die Wirtschaft und die Börse nach vorne treibt. Und genau das ist innerhalb unserer gesamten Theorie nicht zu erfassen.
Ich habe über diese Thematik meine Dissertation geschrieben, habe fünf Jahre dafür gebraucht und bin zwischendrin fast wahnsinnig geworden. Gegenwärtig lese ich meine alten Tagebücher aus dieser Zeit und bin dabei auf das Protokoll eines interessanten Selbstexperiments gestoßen: Als ich zwischenzeitlich (im Jahr 1988) wirklich nicht mehr weiter kam, diese Struktur in den Griff zu bekommen, habe ich mir von einem Freund einen Joint drehen lassen, heftig inhaliert und anschließend aufgeschrieben, was sich dabei für Erkenntnisse ergeben haben.
Am Freitag werde ich an dieser Stelle davon berichten. Es sind wirklich Grenzerfahrungen, die die Kreisprozesse unseres Denkens nicht ausblenden, sondern den Zirkelschluss zum Zentrum des Erkennens jeglicher Dynamik machen. Lassen Sie sich überraschen! Schließlich sind Sie selbst an der Börse ja auch stets in Grenzbereichen tätig.
berndniquet@t-online.de
Gruß
621Paul