[ Donnerstag, 30.09.2004, 10:13 ]
Forex-Report: Datenflut aus Amerika
Von Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.2330 und oszilliert damit weiter in sehr enger Bandbreite. Der USD hat gegenüber dem JPY leicht nachgegeben und notiert aktuell bei 110.85.
Gestern stand die Revision des US-BIP 2. Quartal 2004 im Mittelpunkt des Interesses. Die Markterwartungen von 3 % annualisiertem Wachstum wurden mit 3,3 % nach zuvor 2,8 % übertroffen. Das Wachstum des Konsums stieg lediglich um 1,6 % und wurde gegenüber der ersten Schätzung nicht verändert. Das entspricht dem geringsten Zuwachs seit 9 Quartalen. Investitionen legten deutlicher als in der ersten Veröffentlichung zu. Insbesondere im Bereich von Computern und Software war ein auf das Jahr hochgerechneter Zuwachs von 14,2 % zu verzeichnen. Dieser Wert ist durch die hedonische Preisindizierung deutlich aufgebläht. Dank der Entscheidung des BEA dezidierte Daten in diesem Sektor nicht mehr zu veröffentlichen, können wir nur betonen, dass in der Vergangenheit aus 1.000 nominalen USD zwischen 6.000-10.000 hedonisdche USD für die Statistik kreiert wurden!
Ein anderer wesentlicher Faktor der Revision ist in den erhöhten Lagerbeständen zu erkennen, die sich gegenüber dem 1. Quartal von 40 Milliarden USD auf 61,1 Milliarden USD erhöhten. Die Revision der BIP-Daten hatte keine nachhaltige Marktwirkung.
Im Nachrichtenteil sind wir auf die Einlassungen des IWF-Chefvolkswirts nach der IWF-Tagung eingegangen. Konjunkturoptimismus wird gepredigt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass auch der IWF vermehrte globale Abwärtsrisiken erkennt und dabei insbesondere auf die USA abzielt.
Heute erwartet uns eine Datenflut aus der Eurozone und den USA. Die Revision des französischen BIP des zweiten Quartals von 3,0 % auf 2,8 % gegenüber dem Vorjahr enttäuschte heute morgen. Auch die französische Arbeitslosenrate überraschte negativ mit einem Anstieg von 9,8 % auf 9,9 %. Bei dem Verbrauchervertrauen per September ergab sich dagegen eine Verbesserung um einen Punkt von 105 auf 106. Die Daten hatten keine Auswirkung im frühen europäischen Geschäft.
Der „Consumer Survey“ der Eurozone per September wird unverändert bei –14 Punkten prognostiziert. Der „Industrial Survey “ wird voraussichtlich von –4 auf –5 zurückfallen. Bei den Verbraucherpreisen der Eurozone wird ein Rückgang von 2,3 % auf 2,2 % erwartet. Auch diese Daten werden voraussichtlich wenig Marktimpulse setzen.
Am Nachmittag folgen die Daten aus den USA. Bei den persönlichen Einkommen erwarten Marktteilnehmer einen Zuwachs um 0,4%, bei den Ausgaben dagegen nur einen Anstieg um 0,1%. Im weiteren Verlauf sollten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe laut Konsensus der Analysten keine neuen Erkenntnisse liefern und weiter in bekanntem Terrain oszillieren. Aktuelle Ankündigungen von Massenentlassungen durch Computer Associates oder Motorola, Belo und EDS verdeutlichen eine zunehmende Anspannung am Arbeitsmarkt insbesondere bei höherwertigen Jobs. Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago per September wird mit einem Wert von 58,0 nach 57,3 prognostiziert. Wir halten negative Überraschungen für möglich. Aus New York steht der NY NAPM Report per September auf dem Spielplan. Dieser Index ist im Gegensatz zu der überwiegenden Mehrzahl der Einkaufsmanagerindices in den letzten Monaten gestiegen und hat per August einen Wert von 307,1 markiert. Dabei waren allerdings die Subindices zuletzt zum Teil dramatisch eingebrochen. Mithin ist auch ein Rückgang des „Headline Index“ heute nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich! Der „Help Wanted Index“ per August beendet den heutigen Datenreigen. Der Index stand im Vormonat bei 37 nur einen Punkt höher als im zyklischen Tief der letz ten Jahre. Dieser Index misst das Angebot an Anzeigen in den Printmedien für Hilfsjobs. Eine nachhaltige Verbesserung lässt sich demnach auch bei den Billigjobs laut diesem Index nicht nachweisen. Ingesamt ist der heutige Datencocktail nicht geeignet, den Euro zu belasten. Im Gegenteil sind gegebenenfalls negative Überraschungswerte bei den US-Daten nicht ausgeschlossen!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das unverändert den Euro favorisiert. Lediglich ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2200-30 neutralisiert den leicht positiven Bias für den Euro. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2450 auf Tagesschlussbasis ist unverändert erforderlich, um das Aufwärtsmomentum des Euros zu verstärken!
Folker Hellmeyer ist Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank..
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Quelle: instock
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Schöne Grüße
OMI
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