Neues vom Club der Milliardäre
Am Anfang steht doch immer ein Traum, und an der Wall Street ist es der vom großen Geld. Am Ende soll der Kontoauszug stehen, am besten mit einem neun- oder zehnstelligen Saldo... das wünscht sich ein jeder auf dem Parkett. Zum Wochenschluss schürt das Magazin „Forbes“ die Sehnsucht, man legt die neue Liste der reichsten Amerikaner vor.
Ein erster Blick auf die Liste indes enttäuscht. Dass Microsoft-Chef Bill Gates zum elften Mal in Folge die Liste anführt – aktuell wird sein Vermögen mit 48 Milliarden Dollar angegeben – überrascht ebenso wenig wie der Rest der Top Ten. Da steht hinter dem Finanzguru Warren Buffet (41 Milliarden Dollar) der nächste Microsoft-Kopf: Mitbegründer Paul Allen, der es bis dato auf 20 Milliarden Dollar gebracht hat.
Die nächsten fünf Namen sind, wie immer, die fünf Waltons. Helen Walton, der Witwe von Wal-Mart-Gründer Sam Walton, und ihren Kindern Alice, Jim, John und Robson macht der zurzeit lustlose Handel ihrer Einzelhandelsaktie scheinbar wenig aus: Jeder von ihnen steht immer noch mit einem Vermögen von 18 Milliarden Dollar da.
Die Plätze neun und zehn bringen die erste (kleine) Veränderung gegenüber dem Vorjahr: Computerbauer Michael Dell hat seinen Software-Kollegen Larry Ellison von Oracle überholt.
Erstaunlicher als die Besetzung der Liste ist eine Bilanz derselben. Die 400 reichsten Amerikaner bringen es aktuell auf etwa eine Billion Dollar und haben damit ihr Vermögen in zwölf Monaten um 45 Milliarden Dollar gemehrt. Keine schlechte Rendite angesichts eines nicht eben starken konjunkturellen Umfelds. Mit steigenden Werten ist es auch schwieriger geworden, überhaupt in die Liste einzusteigen. Dazu ist zurzeit ein Nettowert von 750 Millionen Dollar erforderlich, 78 Prozent der genannten – also 313 Amerikaner – dürfen sich als Milliardäre feiern.
Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch unter den Reichsten einige Verlierer gibt. Ganz schön abgestürzt ist beispielsweise Amazon-Chef Jeff Bezos, dessen Konto in einem Jahr um 800 Millionen Dollar auf nur noch 4,3 Milliarden Dollar abgenommen hat. Ganz von der Liste gerutscht ist Disney-Chef Michael Eisner. Doch wird er sich daran gewöhnen müssen, wie böse Zungen an der Wall Street meinen, denn bald wird er auch noch aus Amt und Ehren rutschen und danach vielleicht gar in Vergessenheit geraten.
Ob Eisner darüber wirklich traurig ist, ist natürlich unklar. Er hat ja auch keinen Grund, sich zu beschweren: Wie eine konjunkturell und sozialpolitisch deutlich wichtigere Studie erst vor ein paar Wochen ergab, sind ja nicht nur ein paar Millionäre aus der Forbes-Liste gerutscht, sondern auch 45 Millionen Amerikaner unter die Armutsgrenze. Doch davon will man auf dem Parkett ebenso wenig wissen wie an der Wall Street.
Schnell zurück zur Liste und zu den guten Nachrichten. Einige Abgänger schaffen logischerweise Platz für neue Namen. Auf Rang 43 finden sich – auch nicht ganz überraschend – die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Paige mit jeweils 4 Milliarden Dollar Vermögen. Der Bond-Guru William Gross hat es erstmals auf die Liste geschafft, ebenso wie Kenneth Hendricks. Der nur in Fachkreisen bekannte Unternehmer hat sich in dem wenig spektakulären, aber dauerhaft boomenden Sektor Bau-Materialien ein Vermögen geschaffen.
Eine geographische Überraschung beinhaltet die Forbes-Liste auch: Die meisten Reichen wohnen längst nicht mehr an der Ostküste. Während die Finanzmetropole New York nur noch 49 superreiche Bürger aufweisen kann, wohnen mit 98 genau doppelt so viele im Sonnenstaat Kalifornien. Für viele gehörte das vielleicht schon von vorne herein zum Traum vom großen Geld.
© Wall Street Correspondents
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liebe Grüße von Coco
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