Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 14-09-2004, 17:35   #5
cade
TBB Family
 
Benutzerbild von cade
 
Registriert seit: Sep 2002
Beiträge: 2.438
Mögliche Verkaufsabsichten sorgen auf Beru-HV für Tumulte


LUDWIGSBURG (Dow Jones-VWD)--Nach dem Eklat im Vorjahr um die Besetzung des Aufsichtsrats hat es auf der diesjährigen Hauptversammung der Beru AG erneut erhebliche Turbulenzen gegeben. Am Dienstag entzündete sich der Zorn der Kleinaktionäre an den Vorwürfen eines Minderheitsaktionärs und Vermögensverwalters, der den Großaktionären Carlyle und der Familie Birkel Verkaufsabsichten der gesamten Beru-Gruppe vorwarf und auch von konkreten Verhandlungen bis zu einer Due-Diligence-Prüfung wissen wollte. Er stellte den Antrag, diesen Sachverhalt einer Sonderprüfung zu unterziehen, weil die Vertreter der Großaktionäre im AR damit gegen die Interessen der restlichen Aktionäre verstoßen hätten.

Sein Unternehmen habe aus gut unterrichteten Quellen erfahren, dass in den vergangenen 15 Monaten der Großaktionär Carlyle und die Familie Birkel mit verschiedenen ausländischen Unternehmen Verkaufsgespräche geführt hätten, berichtete Walter Schadenfroh von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Asset Management Trust Administration. Auf Nachfrage von Dow Jones Newswires sagte Schadenfroh, dass die Informationen auf treuhänderische Informationen mit Investoren zurückgingen. Carlyle hält 37%,
die Familie Birkel knapp 23%. Der Vermögensverwalter verfügt den eigenen Angaben zufolge über 1,2% an Beru.

In seinem umfangreichen Fragenkatalog an den Aufsichtsrat vermutete Schadenfroh, dass in einem ersten Schritt die gepoolten Anteile der Familie zunächst an Carlyle weitergereicht und dann im 2. Schritt an einen strategischen Investor gehen sollen. Dabei könnte es zu einem Squeeze-out kommen und die Gruppe zerschlagen werden. Konkret nannte er als Interessenten die französische Valeo, die US-Gesellschaft Borg Warner und die britische Tomkins. Seinen Informationen zufolge habe ein Unternehmen bereits konkret ein Angebot von 50 EUR bis 60,50 EUR je Aktie vorgelegt und eine Due-Dilligence-Prüfung vorgenommen. Nach der Prüfung seien die Gespräche in der letzten Augustwoche jedoch abgebrochen worden.

Schadenfroh übergab den Fragenkatalog an den Notar und stellte den Antrag, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer Sonderprüfung zu betrauen. Im Laufe der Sitzung schlossen sich auch die Vertreter der Kleinaktionäre und Aktionärsschützer Ekkehard Wenger der Kritik von Schadenfroh an: Die Vertreter der Großaktionäre im Aufsichtsrat, Wolfram Birkel, und AR-Vorsitzender Heinrich Rutt seien allen Aktionären und der Gesellschaft verpflichtet. Es entstünde aber der Verdacht, dass sie sich als verkaufswillige Großaktionäre in einem Interessenkonflikt befänden.

Die Kleinaktionäre rechnen sich gute Chancen aus, dass die Hauptversammlung dem Antrag auf eine Sonderprüfung um mögliche Verkaufsabsichten der Großaktionären zustimmt. "Wenn alles korrekt abläuft, dürfen die Großaktionäre Carlyle und die Familie Birkel zu diesem Tagungsordnungspunkt wegen Befangenheit nicht abstimmen," sagte Helmut Kroll von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Dow Jones Newswires. Damit wären knapp 4% der anwesenden Stimmen ausreichend, um eine Sonderprüfung anzustrengen. Auf der HV sind 73,06% der Stimmen des Grundkapitals anwesend. Das Zünglein an der Waage könnten die Depotstimmrechte der Deutschen Bank mit knapp 7% darstellen.

Vorstand und Aufsichtsrat gaben sich hinsichtlich der vermuteten Verkaufsabsichten zugeknöpft. Trotz der mehrmalig vorgetragenen Aufforderung, Auskunft darüber zugeben, ob es eine Unternehmensprüfung von Dritten gegeben habe, lehnte Vorstandsvorsitzender Marco von Maltzan dies ab. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns als Gesellschaft nicht zu angeblichen Verkaufsabsichten von Aktionären äußern können," wiederholte er mehrfach.

Kleinaktionärsvertreter Ekkehard Wenger drohte "angesichts dieser stoischen Haltung" mit Rechtsmitteln. AR-Vorsitzender Heinrich Rutt äußerte sich nicht zu den gestellten Fragen der Aktionäre. Er unterbrach die Sitzung mehrfach mit dem Hinweis, die geforderten Sachverhalte erst in Erfahrung bringen zu müssen, was das Auditorium mit lauten Missfallenskundgebungen quittierte.
(ENDE) Dow Jones Newswires/14.9.2004/mkr/nas

14.09.2004
__________________
viele grüsse

cade
cade ist offline   Mit Zitat antworten