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Alt 03-09-2004, 23:35   #3
OMI
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[ Freitag, 03.09.2004, 17:25 ]
Vom Grundvertrauen in unsere Welt
Von Bernd Niquet

Warum sind eigentlich manche Menschen so pessimistisch bezüglich der Aktienmärkte, der Zukunft unseres Landes und gar hinsichtlich des Schicksals des Welt-Finanzsystems? Warum sehen viele hier beinahe zwangsläufig den Zusammenbruch auf uns zukommen – und warum sind andere bei der selben Frage hingegen sehr optimistisch?

Wissen die einen hier mehr als die anderen?

Aus meiner Sicht ist es der größte Trugschluss, dem man in dieser Welt aufsitzen kann, den Untergangs-Philosophen einen Wissensvorsprung zu unterstellen. In der heutigen Zeit sind alle Informationen für jedermann frei zugänglich. Doch die Welt ist so komplex und heterogen, die Informationen sind so vielfältig, dass zu jedem Zeitpunkt stets mindestens ein optimistisches und ein pessimistisches Szenario in voller Übereinstimmung mit den Tatsachen abzuleiten ist.

Unsere Entscheidung, ob wir optimistisch oder pessimistisch sind, kann damit also nichts mit den Informationen zu tun haben. Sie hat nichts mit der Welt an sich zu tun, sondern spiegelt ausschließlich das wider, was wir selbst tun – nämlich eine Entscheidung zu treffen. Der Grund dafür, ob wir optimistisch oder pessimistisch sind, liegt also zu hundert Prozent in uns selbst.

Betrachten wir die Welt mit Optimismus, dann werden wir immer genügend Gründe dafür finden, zumal der Optimismus (wie der Pessimismus) eine Zukunftskategorie und damit sowieso unabhängig von der Gegenwart ist. Optimistisch kann man nämlich auch in düstersten Zeiten sein.

Betrachten wir jedoch die Welt mit Pessimismus, dann werden wir auch für diese Einstellung stets so viele Beweise finden, dass wir nicht genötigt sein werden, unserem Pessimismus abzuschwören. Und selbst wenn augenblicklich die Engel singen, dann heißt das noch lange nicht, dass nicht morgen schon ein fürchterlicher Absturz kommen kann.

Schauen wir nur auf die Wortmeldungen am Aktienmarkt. Ein Gottfried Heller beispielsweise verliert auch im größten Crash niemals seinen auf ewig verinnerlichten Glauben an die Stabilität unserer Welt, wohingegen alle Leuschelies dieser Welt, die Konstanzer Kreise, Elliottwellen-Untergeher und alle sonstigen „abgespacten“ goldgehörnten Inflation-Deflation-völlig-egal-Hauptsache-es-knallt-Tieftaucher in jeder schlechten Nachricht bereits den Fingerzeig des Jüngsten Gerichtes erblicken.

So ist es eben. Das muss man wissen. Das ist das Wichtigste. Alles andere ist dabei völlig zweitrangig. Wie hat doch der US-Börsianer David Dreman, der unter dem Pseudonym „Adam Smith“ viele Bücher veröffentlicht hat, so unübertrefflich geschrieben: „Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, dann ist die Börse ein kostspieliger Ort, es zu lernen.“ Dem bleibt nichts hinzuzufügen.


Quelle: instock
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