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Alt 08-07-2004, 21:45   #5
Starlight
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Actien-Börse Donnerstag, 08.07.2004

Sehr geehrte Damen und Herren,
wie verhalten sich Märkte im Gegenwind steigender Zinsen? Das bewegt im Moment alle Gemüter, nachdem der erste Zinsschritt der FED absolviert ist.

In den vergangenen 20 Jahren verhielt sich der amerikanische Markt wie nebenstehend abgebildet. Dazu gehört auch der seinerzeit spektakulärste Fall, nämlich der Crash vom Oktober 1987, der allerdings - wie wir heute wissen - eher ein technischer Unfall war, wenngleich er letztlich auch mit der Zins- und Geldmengensteuerung durch die FED in einem engen Zusammenhang stand. Drei Monate vor dem Crash wurde übrigens Alan Greenspan zum FED-Chef ernannt. Aussage aus allem: In einer geordneten Zinssteuerung liegt kein echtes und nachhaltiges Baisse-Signal, wohl aber eine Bremse. Indes:

Die Berichtssaison der Gewinne beginnt! Ein Vorgeschmack für die Sommersaison. Hoch genug sind die Erwartungen. Zwischen 20 und 26 % sind danach die Firmengewinne im 2. Quartal gestiegen, was für das 1. Halbjahr rd. + 25 % bedeutet, was ich lediglich als Rahmengröße darstelle. Die Details nannte ich Ihnen schon am Montag in der AB-Daily. Vor diesem Hintergrund rechne ich damit:

Begrenzte Spielräume für die Kurse! Liegen die Ergebnisse auf oder über den Erwartungen, gibt es Kursgewinne. Damit ist zwar ein relativ klares Potential erkennbar, aber keine unendliche Wachstumsstory. Weder gibt es extrem billige Aktien, noch ist die Gewinnfortrechnung per 2005 nochmals so spektakulär. Wir gehen also einer Normalisierung der Erträge auf hohem Niveau entgegen. Gleichwohl liegt darin ein Potential von 25 - 30 % für die Aktien, die ausreichend korrigiert haben.

Im Oktober wird alles noch einmal nachgerechnet. Dann liegt auch das 3. Quartal vor, mithin der Überblick für das ganze Jahr und der Ausblick für 2005. Ich gehe deshalb davon aus, daß wir in den nächsten Wochen lediglich über das Potential für drei Monate diskutieren können. Hier gilt: Werden Zielkurse erreicht, die sich aus der Bewertung der Zahlen seriös ergeben, wird es nötig sein, Gewinne glattzustellen. Gleichgültig, ob dies steuerlich oder aus anderen Gründen für Sie persönlich opportun ist. Stellen Sie sich auf jeden Fall auf diese "Sichtweise" ein.

Ein Wechsel von Land zu Land oder Börse zu Börse ist weniger interessant. Die meisten großen Branchen unterliegen einem internationalen Trend. Das gilt von A wie Auto über C wie Chip bis W wie Wassertechnologie. Interessanter wird voraussichtlich der Sektorenwechsel sein, also das Ausschöpfen der Möglichkeiten in einzelnen Branchen. Schon die vergangenen sechs Monate haben dies gut gezeigt. Damit rechne ich auch in den kommenden drei Monaten bis zur nächsten Zwischenbilanz der Gewinnqualität, die das einzige ist, was im Gegenwind der Zinsen "weiter trägt".

Das Fazit für Sie: Die Indizes geben weiterhin ein nicht ganz korrektes Bild über das, was im Markt wirklich läuft. Stagnation der Indizes bedeutet, daß nicht die besten Titel neue Höchstkurse erreichen und die schlechteren sogar weiter fallen. Mit den Halbjahreszahlen wird sich dieses Bild noch vertiefen. Das erlaubt vorerst nur eine vornehmlich technisch orientierte Disposition, die ich heute konkretisiere.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker

Quelle: Bernecker & Cie
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