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Alt 04-07-2004, 01:15   #1
Starlight
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Die Wochenanalyse von Hans A. Bernecker



Wer was zu sagen hat schreibt einen Brief

Sorry , aber ich kann ohne seine täglichen Kommentare einfach nicht auskommen





Actien-Börse

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Markttechnik zur Jahresmitte 2004 sieht genauso heiß aus wie diejenige vor 11 Jahren. Werfen Sie einen Blick auf die nebenstehende Grafik. Denn mit der damaligen Markttechnik und ihren Folgen begann der rasante Aufstieg des Dow Jones von 4.000 bis 11.700 in ziemlich genau fünf Jahren. Auf dem Spitzenstand des Dow Jones lag die Put/Call-Ratio exakt im "Gegenteil". Jetzt hat sie den Ausgangspunkt erreicht, der nach der Erholungsphase nun in die Konjunkturphase mündet, also von der liquiditätsorientierten zur gewinnorientierten Börsentendenz, die kein Tagesereignis darstellt, sondern ein Jahreserlebnis wird. Dem Bild im Dow folgen im Wesentlichen auch die Bilder aller anderen großen Märkte, sogar auch der "Neuen Märkte". Denn:

Gelingt den Amerikanern eine zweite Periode der Reaganomics? Diese Frage entscheidet darüber, wie weit der Konjunktur- auch den Börsentrend trägt. Unterschätzen Sie die Konsequenzen nicht, obwohl es natürlich keinen Indexgewinn in dem Umfange geben kann, wie er seit August 1982 (!) bis zur Spitze möglich geworden war. Damals waren es rd. 1.030 % in 18 Jahren. Jetzt geht es um 50 % in zwei Jahren.

Die Kombination aus Fiskalpolitik plus monetärer Steuerung erweist sich erneut als richtig. In Europa blieb es bisher stark umstritten. Reaganomics bedeutete: Runter mit den Steuern, billiges Geld, Hinnahme von zeitweisen Defiziten, aber Stimulans der Wirtschaft durch weitgehende Entrümpelung der Regularien bzw. einen Mindestlohn für das ganze Land, um es in wenigen Worten zu beschreiben. Darüber haben wir damals genauso diskutiert wie heute. Es erwies sich jedoch als richtig: Amerika schaffte ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von rd. 4 % und netto 32 Mio Arbeitsplätze.

Der aktuelle Stand sieht genauso aus: Zeitlich begrenzte Steuersenkungen, leider zusätzlich ausgeweitetes Haushaltsdefizit aus militärischen Gründen, dafür Wachstum von 4 % pro Jahr und die Jobmaschine ist angesprungen. Sie dürfte jährlich um 2 bis 2,2 Mio Arbeitsplätze generieren. Das Haushaltsdefizit schließt sich erst später mit der üblichen Verzögerung von etwa zwei bis drei Jahren, max. fünf Jahren, je nachdem, wie das Militärbudget ausfällt. Mit dem Auslaufen der Steuerpakete steigen die Steuereinnahmen bereits ab 2005 um ca. 300 - 320 Mrd $ pro Jahr.

Von 1982 bis 2000 gab es drei Wachstumsschübe und zwei Stagnationsphasen. Ausgelöst wurden sie durch jeweilige Zinsmaßnahmen der FED, und zwar sowohl in den 90er-Jahren als auch ab 2000. Alle Indizien sprechen nun dafür, daß wir einem ähnlichen zyklischen Verlauf entgegengehen, der nicht auf den Punkt genau mit dem der 80er-Jahre übereinstimmen muß, aber eine sehr starke Wahrscheinlichkeit hat, denn: In der Mathematik gibt es Gesetze; in der Ökonomie nur Gesetzmäßigkeiten.

Das Fazit für Sie: Wirtschaftspolitische Leitlinien sind stets der große Rahmen, aber sie bestimmen den dauerhaften Trend. Dazu gehören ebenso starke Rallys wie langatmige Konsolidierungsphasen. Blicken Sie auf die vergangenen 18 Monate zurück. Ebenso sicher ist: Nach einer Konsolidierungsphase dieser Art mit obigem Hintergrund ist die nächste Haussephase fast eine Selbstverständlichkeit, allerdings mit anderem Muster: Langfristiger Aufwärtstrend ohne Aufregung.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker

Quelle: Bernecker & Cie
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