FXdirekt-Kolumne:
Greenspan nimmt Franken in den Schwitzkasten
Alan Greenspan genießt seinen Ruf als Magier zu Recht. Der gewiefte Taktierer hat die Zeichen der Zeit erkannt – und nutzt sie zu seinen Gunsten aus. Greenspan weiß, dass im Moment der hohe Ölpreis, die Inflationsangst und nicht zuletzt die Entwicklung der US-Leitzinsen die Devisenmärkte in Atem halten. Auf letztere kann der Notenbanker Nummer Eins höchstpersönlichen Einfluss nehmen. So darf es nicht verwundern, wenn
Greenspan jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um die Märkte auf Zinsanhebungen vorzubereiten . Steckt er doch in der
Zwickmühle . Auf der einen Seite weiß er, dass das
US-Wirtschaftswachstum nur auf Pump finanziert ist und zumindest vordergründig heiß zu laufen droht. Auf der anderen Seite muss er,
um glaubwürdig zu bleiben, das lachhaft niedrige Zinsniveau anheben und riskieren, der US-Wirtschaft einen Dämpfer zu verpassen. Was kann da dem Magier besser passen als vor dem Hintergrund des Doppeldefizits und steuerfinanziertem Wirtschaftsaufschwungs Zinsanhebungen zu verkünden? Säbelrasseln mit exaktem Timing - mehr ist es nicht! Denn das ein Depressionszinsniveau in Höhe von 1,00 Prozent selbst bei nur 2 Prozent Wirtschaftswachstum nicht zu rechtfertigen ist, leuchtet jedem ein. Also gilt es, die momentan schlechte Stimmung am Devisenmarkt für seine Zwecke zu nutzen. Getreu dem Motto: Bei so vielen schlechten Nachrichten, fällt eine mehr oder weniger auch nicht ins Gewicht.
Und Greenspan sollte mit dieser Strategie Recht behalten. Zumindest fürs erste. Gegenüber dem US-Dollar geben alle anderen wichtigen Währungen nach. Auch der Schweizer Franken. Allerdings nicht so stark wie der Euro. So weit, so gut! Die Sache hat nur einen kleinen Haken
: Fallen die nächsten US-Konjunkturdaten auch nur um einen Hauch schlechter als erwartet aus, dreht sich das ganze Spiel um. Die Rechtfertigung für schnelle Zinsanhebungen fällt weg, der US-Dollar geht wieder auf Talfahrt, denn in den aktuellen Kursen an Aktien-, Anleihe- und Devisenmärkten dürfte ein US-Leitzinssatz jenseits der 2 Prozent zum Jahresende eingepreist sein. Schafft es Greenspan nicht höhere Zinsen mit dynamischen Wirtschaftswachstum zu begründen, saufen ihm die Märkte ab. Vorneweg der US-Dollar. So gesehen sollten Anleger verstärkt auf den US-Chefnotenbanker hören und bei dem leisesten Zweifel an der Nachhaltigkeit des US-Wirtschaftswachstums auf ein
Comeback des Franken setzen
Carsten Stern kommentiert als Chefredakteur der ibas AG - FXdirekt Woche für Woche die aktuelle Entwicklung der wichtigsten Währungen.
Quelle: Finanzen.net
Wichtig für "Fremdwährungs-Besitzer"